Aller Anfang ist schwer. So beginnt das Buch Oje, ich wachse! mit folgender Fußnote gleich auf der ersten Seite:
In diesem Buch wird der Einfachheit halber das Wort »Mutter« benutzt. Eigentlich müßte es immer heißen: »Mutter/Vater/Hauptbetreuungsperson«.
Das ist hart. Selbst für den modernen Mann von heute. Letztendlich ist es aber wohl nur gerecht und tut dem Buch auch nicht wirklich weh.
Was das Buch macht, ist den Versuch zu starten, verschiedene mentale Entwicklungsschübe eines Babies in seinem ersten Lebensjahr aufzuzeigen und zu erklären. Diese Schübe, heißt es, kommen vorhersehbar bei jeweils einem bestimmten Alter des Kindes. Dieses Alter wird in Lebenswochen angegeben. Mit einer gewissen Toleranz. Was letztendlich dazu führt, dass man praktisch zu jeder Zeit einen mentalen Wachstumsschub dem Verhalten des eigenen Nachwuchses zuordnen kann.
Womit die hauptsächliche Schwäche des Buches deutlich wird: Es verläuft sich im Unkonkreten. Die Aussagen und Theorien werden stets mit kurzen Elternzitaten belegt. Samt Vornamen und Alter des jeweiligen Kindes. Das ist unterhaltsam aber wenig hilfreich. Vor allem, da andere, weiter führende Quellenangaben fehlen. Ein Literaturverzeichnis? Fehlanzeige.
Die Autoren bauen ausschließlich darauf, dass der Leser ihrer Kompetenz vertraut. Das wäre allerdings einfacher, wenn eben dieser Leser eine Chance dafür bekäme. Eben durch weiter führende Referenzen.
Denn einer der zentralen Aussage des Buches möchte man durchaus gern folgen: Nimm Dein Kind auf den Arm. Auch, wenn es Dich vielleicht gerade stressen mag.
Und das ist auf jeden Fall ein guter Rat. Hinzu kommt, dass die Autoren ihn aus einem Perspektivwechsel herleiten: sie betrachten die Situationen aus der Perspektive des Babies, nicht der Perspektive von uns Eltern. Somit ist nicht nur der Rat, den das Buch erteilt, ein sehr guter. Sondern auch die Frage ist es, die dem Rat voraus geht. Die Frage danach, um wen es eigentlich geht: das Kind.
Insofern: lesenswert, nicht nur für Mütter sondern auch Väter und andere Hauptbetreuungspersonen. Auch wenn der Inhalt durchaus fundierter dargestellt und belegt werden könnte.