Als Zweijähriger ist der Sohn bestrebt, möglichst viel von seiner Umgebung aufzunehmen, um zu lernen, was es alles neues und spannendes im Leben gibt. Natürlich bin ich dabei ein ganz besonderes Vorbild. Was der Herr Papa so macht, das kann schließlich nur gut und richtig sein, denkt sich der Sohn. Er ist eben ein schlaues Kind.
Auf diese Weise ist er schon zu vielen feinen Tugenden gekommen. Seine Tischsitten sind meist tadellos. Er kann sich ganz hervorragend und lässig an einen Türrahmen anlehnen und gleichzeitig ein Getränk locker in der Hand balancieren, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Er behandelt alle Frauen, die ihm lieb und wichtig sind mit viel Charme und Aufmerksamkeit. Er kann im Buggy durch die Stadt fahren und trotz Sonnenbrille und in die Stirn gezogenem Hut genug von seiner Umwelt mitbekommen, um Bagger sowie jene Frauen, die ihm lieb und wichtig sind schon aus großer Entfernung und sehr treffsicher zu erkennen.
Oder anders gesagt: seine Beobachtungsgabe und sein Lernwille haben ihn alle wesentlichen Hürden des bisherigen Lebens souverän meistern lassen. Das funktioniert so ganz sicher auch weiterhin.
Aktuell überlegt er gerade, ob das Tragen der Windeln wirklich noch viel länger nötig sein muss. Man könnte schließlich auch immer schön auf die Toilette gehen und zwischendurch das freie, großzügige und nicht-einengende Gefühl genießen. Ich unterstütze das gern und sage ihm freudig, wie großartig der freiwillige Gang zur Toilette für moderne Männer wie uns so ist. Also geht der Sohn zur Toilette und macht es sich bequem.
Kurz darauf: Papa!
Ich: Ja, mein Sohn?
Sohn: Zeitung bringen!
Wie gesagt, er lernt schnell.