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Klare Ansage

Der moderne Mann von heute sollte lernen, mit dem Auf und Ab des Alltags souverän umzugehen. Denn auch, wenn es eigentlich absehbar war: Der lockere Umgangston, den der Nachwuchs bisher exklusiv mit seinem Herrn Papa gepflegt hat, schlägt früher oder später um in einen klaren Imperativ. Und das geschieht keineswegs erst in der frühpubertären Phase der sinnstiftenden Selbstfindung des kleinen Mannes.

Nein, der Protest und die Ansage kommen schon viel früher, aber nicht weniger deutlich. Vor allem kommen sie zusammen, dabei kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Zum Beispiel während einer mitternächtlichen Beruhigungs- und Wiedereinschlafzeremonie zwischen den Männern der Familie. Dabei wiegt der Papa den frisch wach gewordenen Sohn sanft in seinen Armen. Summt leise eine dem Einschlafen gewöhnlich sehr zuträgliche Melodie. Und wähnt sich sicher in der ansonsten vollkommenen Stille der Nacht. Welche jäh davon durchbrochen wird, dass der kleine Mann statt einem vielleicht erwartbaren lüsternen Schmatzen spontan eine deutliche und energische Ansage ausprobiert:

Mama!

Mit Erfolg. Denn für’s Erste war es das zwar mit der aktuellen Wortmeldung. Aber besagte Dame ist in dem Moment garantiert hellwach und strahlt selbst dann ganz herzerfreut, wenn die Nacht tatsächlich tiefdunkel, die Stille tatsächlich weich wie eine Wolke und der gerade gestörte Schlaf ganz ruhig und fest war.

Der moderne Mann von heute tut gut daran, in Momenten wie diesen die eigene Lage mit Bravour zu akzeptieren, den Rest der Familie einer hochzufriedenen und trauten Zweisamkeit zu überlassen und es sich in der anderen Hälfte des Bettes für den Rest der ansonsten so tiefdunklen und ruhigen Nacht dem eigenen Schlaf hinzugeben.

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Du Papa

Es gibt wohl noch immer Leute, die sich ernsthaft fragen, wofür so etwas wie Elternzeit eigentlich gut sein soll. Gerade für die Männer in der Familie (Kinder nicht mit einbezogen).

Dabei ist das doch ganz einfach. Es hat etwas mit den Hormonen zu tun. Die haben ja nicht nur die Frauen. Sondern auch die Männer, somit Väter. Und positiv stimuliert werden sie. Die Hormone. Und damit auch die Männer, also Väter. Daraufhin werden diese glücklicher, ausgeglichener, stärker, schöner, fruchtbarer und überhaupt charmanter. Das überträgt sich dann auf die ganze Familie. Und letztlich ist der Weltfrieden auch nicht mehr weit.

Da jetzt der Herr Papa des Hauses hier ganz offenbar nur zu latent holprigen Erklärungen zum Sinn der Elternzeit in der Lage ist, dachte sich der großartige Sohn, dass eine Lektion in klarer und präziser Sprache mit Bewahrung einer deutlichen Ausdruckskraft durchaus angemessen sei.

Er schwang sich somit auf zu seiner allerersten Wortmeldung überhaupt.

Sohn zum Papa: Du, Papa…
Papa zum Rest der Welt: Hallo Welt! Er hat ‚Papa‘ gesagt! ‚Du, Papa!‘

Eventuell weitere Wortmeldungen des Nachwuchses sind an dieser Stelle leider vollständig unter gegangen. Als guten Rat an andere Herren Papas da draußen kann ich allerdings sehr empfehlen, die eigene Euphorie überwiegend im Stillen zu genießen und nicht stundenlang mit dem Sohn auf dem Arm durch die Wohnung zu tanzen und lautstark einen spontan komponierten und getexteten ‚Du Papa‘-Song zu trällern. Schon gar nicht, während die bezaubernde Frau Mama des großartigen Sohnes anwesend ist.

Denn mit dem nahen Weltfrieden könnte es dann ganz schnell wieder vorbei sein. Und das gibt nicht nur den Elternzeitsinnzweiflern vollkommen unnötigen Aufwind.

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Redeschwall

Ein gewisser Herr Strassemeyer ist ein toller Typ bei der IBM. Als solcher kam er kürzlich in einer Internetradiosendung zu Wort und meinte unter anderem:

Ich gehöre zu jenen, die viel reden müssen, damit sie hören, was sie denken.

Diese Logik scheint der kleine Mann auf jeden Fall zu teilen. Obwohl ich beim besten Willen weder sagen kann, wann er dem Señor Strassemeyer über den Weg gelaufen ist, noch wie es mit seinen Zukunftsplänen in dreibuchstabigen Großkonzernen aussieht.

Derlei väterliche Fragen und mit ihnen einher gehendes Stirngerunzel sind dem Nachwuchs natürlich vollkommen gleichgültig. Statt dessen ist er sehr bemüht, seine Theorien zu einer wirklich umfassenden Weltanschauung zu vermitteln. Widerspruch wird dabei wenig geduldet. Denn selbstverständlich hat er all seine jugendliche Energie darin investiert, das Für und Wider seiner Argumente klar abzuwägen und entweder eine gesunde Balance in seine Meinung zu einem bestimmten Thema einfließen zu lassen oder aber einen vordergründig extrem anmutenden Standpunkt auf eine derart solide Argumentationsstruktur zu bauen, dass mögliche Kritikpunkte oder sonstige Einwände von nur laienhaft mit dem Thema vertrauten Eltern zerbröseln wie eine Strandburg nach einwöchiger Sonneneinstrahlung ohne Wassernachschub.

Als moderner Mann von heute höre ich dem Sohn natürlich begeistert zu, falle ihm nicht ins Wort, lasse ihn also ausreden und nicke sogar ab und an zustimmend, ja ermuntere ihn sogar, mit seinen Ausführungen doch bitte noch weiter fortzufahren, wenn er einmal eine Pause zum Luftholen einlegt.

Aber ganz unabhängig davon, wie verstehend meine Mine nach außen auch wirken mag: Im Stillen schmiede ich meine eigenen Pläne und überlege, wie ich den kleinen Mann davon überzeugt bekomme, dass die Sprache, die er spricht, zur interfamiliären Kommunikation nur bedingt taugt und wie er dazu zu bringen sein könnte, das zu lernen, was wir gemeinhin Muttersprache nennen, auch wenn es gern mit dem Wort Papa im ersten Eröffnungssatz eingeleitet werden kann.

Ich hoffe nur, er merkt das nicht. Ansonsten würde er mir bestimmt ganz klar die Meinung sagen!