Wie der Soldat das Grammofon repariert von Saša Stanišić
Was kann man von einem Buch erwarten, welches in den Danksagungen unter anderem hiermit aufwartet:
Dank an das Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop für die Ruhe, den Schutzraum und die Dünen.
Nur das Beste, versteht sich. Denn Ahrenshoop ist wirklich recht fein, die Dünen dort gar prächtig. Und so entstand ein Roman, welcher nicht nur eine Strandszene auf dem Buchumschlag vorweisen kann, sondern auch noch so kunstvoll, elegant, kurzweilig und ansprechend geschrieben ist, dass einem fast schon die Angst kommt.
Erzählt wird die Geschichte von Aleksandar und seiner Heimatstadt Višegrad. Es ist eine Geschichte des Krieges, von Verlusten, eine Geschichte der Flucht nach Deutschland, Essen gar, eine Geschichte der Reise zurück, um die Vergangenheit zu suchen und ein Mädchen zu suchen. Trotz all der Dramatik, die der Geschichte inne wohnt, ist sie herrlich undramatisch erzählt. Von Aleksandar, der in die Fußstapfen seines geschichtenerzählenden Großvaters fällt. Und bei so viel Geschichten und Erzählen und Geschichtenerzählen, gibt es sogar etwas ganz Besonderes: ein Buch im Buch. Natürlich von Aleksander. Und darin heißt es zum Beispiel:
Opa Slavko und ich werfen als Erstes einige schlafende Kühe um, dann spielen wir Schach auf einer umgefallenen Kuh, bis die Dame dem König eine scheuert und mit dem schwarzen Bauer auf einem weißen Springer nach Bulgarien durchbrennt, in die Heimat des schwarzen Springers an das Schwarze Meer. So viel schwarz-weiß!
Aber drumherum da gibt es ganz viel Farbe. In der Geschichte und vor allem der Art, wie sie erzählt ist. Lesen!
Den Weg ins Haus hat das Buch übrigens über den mitlerweile geschlossenen Kiosk des Herrn Paulsen gefunden. Aus dem Regal hat’s der Sohn geholt, weil auf dem Buchdeckel nicht nur Strand zu sehen ist (Wasser!), sondern auch zwei Hunde. Hunde findet der Sohn gerade ganz toll. Man stelle sich vor, das Buch hätte enttäuscht. Hat’s nicht. Nur gut.