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Wenn, wenn, wenn

Wenn der Sohn wie aus einer spontanen Laune heraus zielstrebig aus dem Zimmer krabbelt, um sich die Werkzeugkiste in der Abstellkammer zu schnappen und die Rolle des Chefs im Handwerkerladen zu spielen;

wenn der Sohn sich als nächstes ganz selbständig zum Kinderwagen begibt, um zu sehen, was sich daran vielleicht tunen lässt;

wenn der Sohn Lust auf ein passiv zu genießendes Unterhaltungsprogramm verspürt und sich deswegen ins Bad begibt, um sich vor die Waschmaschine zu setzen und ihr beim Wäschedrehen zuzugucken;

wenn es dem Sohn im Bad zu langweilig wird und er sich zielsicher auf den Weg zum Bücherregal im Wohngemach begibt, um dort erst das Druckermultifunktionsgerät einzuschalten und anschließend wild auf verschiedenen Ziffern sowie der Fax-Taste herum zu drücken;

wenn der Sohn sich anschließend daran erinnert, dass es in dem Regal auch noch Bücher gibt, die er als Freund des gedruckten Wortes noch einmal ausgiebig in Augenschein nimmt;

wenn der Sohn merkt, dass der Herr Papa gerade nicht in Sichtweite ist und sich clevererweise schnurstracks auf den Weg zum Klo begibt, um dort erst dem alten Herrn beim Kacken zuzusehen und ihm dann die Zeitung wegzunehmen und zu zerfetzen, damit mal etwas Tempo in die Sache kommt und

wenn der Sohn wieder zurück zum Bücherregal krabbelt, um dort die Ordner umzusortieren sowie dem Zeitungsexperiment zu unterwerfen;

dann hat der Sohn die Sache mit der Objektpermanenz wohl kapiert.

Als moderner Mann von heute freut sich der Herr Papa natürlich. Auch ohne Zeitung.

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Von der Psychologie der Abwesenheit

Es gibt dieses Phänomen der sagenumwobenen Doppelbelastung. Das wird zum Beispiel gern dann beschworen, wenn wir uns als moderne Männer von heute nicht nur den gesamten Tag ganz exklusiv dem Bewundern der phänomenalen Fähigkeiten unseres phantastischen Nachwuchses hingeben dürfen, sondern auch dem nachgehen, was man landläufig eine geregelte Beschäftigung nennt.

Streng objektiv gesehen ist das mit der Doppelbelastung natürlich so eine Sache. Denn auf der einen Seite ist Erkennen der Großartigkeit des eigenen Erbträgers auch dann keine Belastung, wenn man es fortährend tut. Und auf der anderen Seite ist wohl auch diese Sache mit der geregelten Beschäftigung gar nicht so schlimm, da wir sie uns erstens ganz freiwillig ausgesucht haben und da sie zweiens auf jeden Fall noch genügend Vergnügensspielraum gebotenhat, damit das mit dem Nachwuchs klappen konnte.

Das macht zweimal keine Belastung. Aber zusammen gilt es trotzdem als Doppelbelastung. Mein Gefühl sagt mir, dass das in ganz wesentlichen Teilen daran liegt, dass wir während der einen Sache (der geregelten) die andere recht offensichtlich vernachlässigen. Das ist eine Belastung und bedrückt gleich doppelt, da wir schließlich davon ausgehen müssen, dass der Nachwuch sich den entsprechenden Teil des Tages durchgehend fragt, was wir da außer ihm noch spannend in dieser Welt finden können.

Das ist natürlich ein Dilemma. Und da hilft es auch nicht, dass mit Jean Piaget ein durchaus etablierter Psychologe mit der schlauen Meinung auf den Markt trat, dass Kleinkinder nichts mit Objektpermanenz am Hut haben. Soll heißen: Was das Kleinkind nicht sieht, das gibt es für das Kleinkind auch nicht. Papa aus den Augen, Papa aus dem Sinn.

Sehr erbauend.

Und wirklich belastend ist es, wenn die Wissenschaft nicht dafür taugt, die Herausforderungen des Alltags zu bewältigen.