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Aus dem Regal

Heute: Lazyboy von Michael Weins

Cover Lazyboy Irgendeine Neurose hat ja jeder. Manche haben zum Beispiel ein Problem mit Türen. Der Protagonist hier im Buch zum Beispiel. Er sieht eine Tür, er geht durch die Tür und er ist plötzlich ganz woanders. Also nicht einfach nur auf der anderen Seite der Tür. Sondern wirklich woanders. Anderer Ort. Vielleicht sogar andere Zeit, das weiß man manchmal nicht so genau, aber es scheint nicht wirklich so. Diese fortlaufenden Ortswechsel sind leicht verstörend. Aber eine schöne Idee, welche charmant erzählt wird. Da schaden selbst die sich quasi obligatorisch anbietenden Drogenspielereien wenig, die natürlich mit von der Partie sind.

Mittendrin droht die Geschichte übrigens sehr, ins Vorhersehbare abzudriften, vielleicht gar langweilig zu werden. Kurz vorher bekommt Señor Weins aber die Kurve und führt eine neue Tür ein, die im Gegensatz zur leicht chaotischen Beliebigkeit der Türen vorher zu einem konkreten, reproduzierbaren Ort führt. Zusätzlich gibt’s bei der Gelegenheit auch noch ein junges Mädchen mit sehr tragender Rolle. Das ist eine willkommene Ergänzung zu den restlichen Frauengeschichten.

Das Ende ist natürlich eine ganz große Überraschung. Muss es wohl auch sein. Macht aber nichts. Und immerhin erspare ich Ihnen hier jetzt die furchtbar naheliegende Analogie vom anstehenden Jahreswechsel zu dem Wandel durch Türen und den sich dahinter eröffnenden neuen Welten und Chancen und so. Das Bild bauen Sie sich hübsch selbst zusammen, ja? Gut.

Aber falls Sie unbedingt Vorsätze suchen: Lesen Sie ein Buch. Gern dieses hier. Macht Spaß. Wie übrigens bisher alles aus dem mairisch Verlag. Dessen Sachen es auch im Abo gibt — falls Sie das ernst meinen mit den Vorsätzen und so.

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Delfinarium von Michael Weins

Cover Delfinarium von Michael Weins Es ist mal wieder ein Buch aus dem mairisch-Verlag. Das ist ja fast schon ein Qualitätsmerkmal per se. Selbst wenn es diesmal nur um einen spätpubertierenden Jüngling geht, der auf der Suche nach sich selbst fast seine Freundin verschleißt und nonchalant die verheiratete Frau eines anderen, nein: zweier anderen, entführt.

Das reicht auch schon so grob zum Inhalt. In dessen Verlauf sich schleichend ein Verdacht bezüglich des Zusammenspiels der diversen Charaktere einschleicht. Denn so recht geht’s offenbar nicht auf, das Verhältnis. Vor allem jenes zwischen der entführten Frau und ihren Männern. Aber der Verdacht verliert sich im Verlauf der Seiten wieder. Alle Personen scheint es wirklich zu geben. Personen, wohlgemerkt.

Und für alle, die etwas Spielverderberei vorab tolerieren können, hier ein Auszug aus dem eher hinteren Teil des Buches:

Und ich bin sicher, dass es sich um die Stimme von Susann und Marie handelt, die identische Stimme. Und Susann schaut mir geradewegs in die Augen, sie sagt: »Danke, Martin.«

Und ich flüstere: »Daniel.«

Sie lächelt und wiederholt: »Martin.«

Und ich lächle ebenfalls und sage: »Meinetwegen.«

Und sie sagt: »Danke.«

Und dann lächeln wir beide.