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autodidakt

Eins, zwei, drei, viele

Die Zeiten sind hart. Vor allem für Heranwachsende mit all ihren Forderungen, Förderungen, dem frühen Lernen, den ambitionierten Eltern. Da wird gelernt und frühgefördert, auf dass die tägliche Arbeit später aussieht wie banales Kinderspielen. Da gibt’s Musikerziehung für Einjährige, die erste Fremdsprache ab zwei, Voltigieren ab drei, Judo ab vier, kreatives Schreiben ab fünf, Uniabschluss mit sechs. Oder so.

Dem stehen wir natürlich in nichts nach. Auch hier im Haus gehen die Kinder durch eine harte Schule. Da machen wir niemandem etwas vor. Und wir haben natürlich respektabel viel Erfolg damit. Man erkennt das schon auf den ersten Blick. Zum Beispiel, wenn der Sohn auffällig ruhig durch die Wohnung streift, man ihn aus dem Augenwinkel seinen Hocker aus dem Bad holen und in die Küche tragen sieht und man ihm dort dabei zusehen kann, wie er sich ein gesundes Maß an unangekündigten Zwischenmahlzeiten zusammen stellt.

Auf die Frage, was er da gerade macht, antwortet der Sohn, indem er erst einmal in Ruhe aufisst, sich dann auf seinen Hocker setzt und mit nachdenklicher Mine sagt: Du, ich habe eine Schwester, eine Mama, einen Papa, aber viele Weintrauben!

Ich lehne mich jetzt erst einmal ganz entspannt zurück und betrachte die arithmetischen Grundlagen meines Erziehungsauftrages für dieses hochbegabte Kind als erledigt. Wurde auch Zeit, die Weintraubensaison ist nämlich gelaufen.


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