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Aus dem Regal

Heute: Die Untreue der Grönländer von Kim Leine, aus dem Dänischen von Ursel Allenstein

Urlaub haben heißt: Zeit haben. Und was kann man mit Zeit schon sinnvolleres anfangen, als Texte zu lesen? Texte aus Büchern zum Beispiel? Eben. Und so kommt es, dass bei einer Fahrt an die Küste meist ein Marebuch zur Urlaubsbeute gehört.

Dieses Mal also eines über Grönland. Oder besser: Grönländer. Oder genauer: ein Buch über Jesper, der gar kein Grönländer ist, sondern Däne. Aber er steckt in Grönland. Als Krankenpfleger. In einem Dorf im Hinterland. In dem auch noch ein paar andere Leute leben. Alles Grönländer, wie es scheint; wenn auch nicht alle aus der Gegend. Über sie ist das Buch. Denn sie alle erleben recht skurrile Sachen während Jesper bei ihnen in der Siedlung seinen Dienst verrichtet. Sie sind sich natürlich kreuz und quer einander untreu, ganz klar, irgendwo muss ja der Buchtitel herkommen. Sie sind viel krank, zumindest aus Sicht von Jesper. Manchmal sterben sie sogar. Oder sägen sich nur einen Finger ab. Oder kippen die Fäkalien der Siedlung in den Dorfteich. Oder fantasieren wild von der nächstgelegenen Stadt, welche auf der anderen Seite des Fjordes liegt.

All das passiert sehr charmant erzählt, in Kurzgeschichten verpackt, die sicher nicht nur gut zu kleinen Pausen vom Muschelnzählen am Strand passen.

Also schlage ich vor: Machen Sie doch mal Urlaub. Holen Sie sich ein Marebuch, gerne dieses. Und lesen Sie. Es ist ein wenig, als wäre man dort. Und zwar mit warmen Füßen.

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Blau steht Dir nicht

Was gibt es schöneres, als zusammen mit dem kleinen Mann an der Küste zu weilen, hinter dem Deich zu sitzen, Kaffee zu schlürfen und die vorbei fahrenden Boote zu zählen? Nicht viel, natürlich. Außer, es kommen gerade mal gar keine Boote vorbei. Dann muss man sich Ersatz suchen. Wie zum Beispiel ein Buch. Zum Vorlesen.

Der Herr Sohn ist da zum Glück noch recht tolerant, was die Auswahl der Lektüre anbelangt. Ferkelbücher kommen aber derzeit nicht auf den Tisch. Dann schon eher etwas von Marebuch. Deich und so.

Cover zu Blau steht Dir nicht Am besten, es ist noch etwas aus der Gegend. Na, so grob zumindest. Wie zum Beispiel der Matrosenroman von Judith Schalansky.

Der spielt auf Rügen und zu den Zeiten als Rügen noch in einem anderen Land lag als der Bodensee. In jedem zweiten Kapitel zumindest. Dazwischen wechseln die Ortschaften und Zeiten gern einmal. Was sich als ganz reizvoll gestaltet. Auch wenn mich der Herr Sohn beim Vorlesen stellenweise angeschaut hat, als ob mir die Zeit mit ihm an der Küste langsam zu Kopfe steigen würde. Tut sie natürlich nicht. Was er auch weiß und den Rest dann wohlmeinend ertragen hat.

Auf der Homepage zum Buch gibt es übrigens ein paar Ansichtsproben aus der Entstehungsgeschichte des Schriftstücks. Wie es sich für ein typographisch-literarisches Projekt gehört, ist das wohlig anzusehen und dem Quieken des Sohnes nach zu urteilen ist mit seinem ästhetischen Empfinden alles in bester Ordnung.

„Blau steht dir nicht.“ – sagte im Buch die Großmutter zur Protagonistin. Dieses Buch steht dafür nicht nur jenen, die hinter dem Deich sitzen, Kaffee schlürfen und mit dem Sohn vorbeifahrende Boote zählen.