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Wer kennt sie nicht, diese Frage: Schatz, wie war Dein Tag? Sie ist quasi ein Familienritual. Denn natürlich stellt man die Frage nicht nur der besseren Hälfte, das würde nämlich eintönig mit der Zeit. Nein, man stellt sie auch den Kindern. Die haben schließlich einen ganzen Arbeitstag hinter sich. Und somit viel zu berichten. Denn wer glaubt, dass die Kleinen in ihrer Kita den ganzen Tag einfach nur seelenruhig vor sich hin spielen und zwischendurch lediglich kurze Essenspausen einlegen, irrt natürlich gewaltig. So ein Arbeitstag für Kleinkinder ist voll von Überraschungen, Verabredungen, Meetings im Großen, Meetings im Kleinen, Einzelaktionen und Teamevents. Da schlummern Freuden ebenso wie Gefahren. Es gibt wirklich viel zu erzählen.

Also fragt man auch die Kinder: Schatz, wie war Dein Tag? Erzähl doch mal, was so los war. Wer jetzt allerdings glaubt, dass es hierauf sofort eine umfassende, ausschweifende, vollumfängliche und sprudelnde Antwort gibt, die alles bis auf das kleinste Detail aufklärt, irrt schon wieder. Denn das Leben der Kleinen ist voll von Stimmungsmetamorphosen. Was natürlich immer nur eine Phase ist, wie es ein Blognachbar einmal recht treffend auf einen seiner Buchdeckel geschrieben hat.

Die aktuelle Phase hier im Haus dauert momentan seit etwa drei Wochen an und äußert sich darin, dass der Sohn auf die obige Frage mit einem lapidaren Das sag‘ ich Dir nicht! antwortet, was er gelegentlich immerhin mit einem Das kannst Du gern die Erzieherin fragen! ergänzt.

Also habe ich heute gar nicht viel erwartet. Aber fragen kann man ruhig trotzdem. Kostet ja nichts. Also: Sohn, Du Schatz, wie war Dein Tag?

Gut, sagt er ganz beiläufig. Wir haben einen Ausflug gemacht, ergänzt er etwas begeisterter. Und geht über zu wachsender Euphorie: Wir haben den Wilhelm besucht. Aber am besten war der Spielplatz. Wilhelm war nämlich schon eingegraben. Aber nicht auf dem Spielplatz. Und das hat er selbst gemacht. Hat einfach gegraben. Und dann die Tür vergessen. Jetzt liegt er da. Mit einer Pyramide oben drauf. Und auf dem Spielplatz war es ganz toll. Da haben wir nämlich Stöcker gesammelt — ganz riesengroße und kleine und mittlere und…

Sohn, das ist ja phantastisch!, greife ich kurz unterstützend ein. Aber sag‘ mal: wie seid Ihr denn dort hin gekommen? Etwa gelaufen?

Nein, Papa, schüttelt er mit dem Kopf. Mit der Bahn natürlich. Aber nicht mit der Straßenbahn. Denn die war ganz voll. Und die andere Bahn auch. Die war auch ganz voll. Und alle haben Schals getragen. Und laut herum gegröhlt. Ganz laut haben sie gegröhlt. Weil sie nämlich mehr Geld haben wollen. Und mehr Urlaub. Ganz laut haben sie da gegröhlt. Dabei darf man das gar nicht, so laut herum zu gröhlen. Ich weiß das nämlich!

Tja, was soll ich sagen? Der KSC hat das Spiel heute verloren. Beim KVV streiken sie wahrscheinlich noch etwas weiter. Aber der Sohn, er ist offenbar in einer neuen Phase angekommen. Ein erfolgreicher Tag.