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Gelesen: Mexikoring von Simone Buchholz

Das Dilemma an Krimis ist gelegentlich, dass sie so furchtbar real erscheinen, dass sie quasi einer Dokumentation gleich kommen. So auch hier: Mexikoring spielt in der Hamburger City Nord. Die gibt’s wirklich. Da ist unsereins auch schon ins Büro gegangen. Quasi purer Alltag. Mit reichlich Industrie-Chic. Lebenslust-Charme hat die Gegend eher weniger.

Jetzt brennt dort ein Auto, es sitzt noch jemand drin und kommt dabei um. Ein Unfall ist das natürlich nicht, Krimi und so.

Also wird ermittelt. Neben einer Reihe ordentlicher Kriminalbeamter ist mit Chastity Riley eine Staatsanwältin dabei, welche den harten Kerlen zeigt, wie verbrauchtes Leben und harte Arbeit aussehen können.

Sehr schön dabei: die Namen. Riley legt vor, einer der Polizisten heißt Rocktäschel. Ein Traum. Man redet sich mit Nachnamen an, meistens zumindest. Man ist per du, also manchmal.

Anders schön: Es wird geraucht, viel. Es wird gesoffen, noch mehr. Ein funktionierendes Leben hat niemand, schon gar nicht bei den Beamten.

Natürlich weniger schön: das Milieu. Ein Clan jagt den nächsten. Wer in Hamburg verbrennt, gehört eigentlich nach Bremen. Und zu einer Familie, womit die Probleme eher mehr als weniger werden.

Es ist eine rasante Geschichte. Mit viel sturer Familienbande, mit viel Stolz und wenig Ehre, mit persönlichen Beziehungen und ihren Schwierigkeiten. Mit vielen Wendungen und falschen Fährten. Oder kurz: Es ist ein ordentlicher Krimi. Mit einem präzisen Blick auf Charaktere und Details, fast schon unheimlich real.

Eine Empfehlung.

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Aus dem Regal

Diabolus von Dan Brown, Deutsch von Peter A. Schmidt

Es gibt ein paar von jenen, die auf der einen Seite die sprachliche Theorie lehren und sie auf der anderen Seite beim Schreiben von Büchern anwenden, die sich nachher passabel verkaufen. Umberto Eco ist so einer. Dan Brown ein anderer. Und bei einem kürzlichen Bookcrossing-Streifzug gab’s Diabolus. Ich hab’s dann auch gelesen.

Krimi. NSA. Jagt nach geheimem Code. Übereifer. Eifersucht. Happy End.

Soviel zum Inhalt.

Und man kann ruhig sagen: Sein Handwerk beherrscht Dan Brown. Der Text liest sich flüssig. So flüssig, dass man sich zwischendurch beim Luftholen fragt, ob es nicht ein deutsches Wort für Pageturner gibt. Und wie es das eigentlich mit Cliffhanger? Und müssen diese wirklich unbedingt an jedem Kapitel hinten dran hängen? Und muss das alles dem Leser so deutlich ins Gesicht springen? Hier, so:

Als er ein paar Augenblicke später die Calle Delicias hinuntergring, folgte ihm geräuschlos eine stumme Gestalt.

Ich bin sehr froh, dass ich das nicht dem Sohn vorgelesen habe. Vor lauter Aufregung wäre die nächtliche Ruhe garantiert für ein paar Wochen dahin. Aber ich frage ihn morgen mal, was er von Umberto Eco hält. Ist schließlich ein Italiener, ein temperamentvoller.

Man stelle sich vor, das Buch wäre spannend, überraschend und gut zu lesen gewesen. Ist es leider nicht. Und falls jemand auf der Suche nach passabler Kryptologen-Paranoia-Motivation ist, empfehle ich eher Cryptonomicon von Neal Stephenson.