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Berufswunsch (2)

ein Auto Völlig unbeeindruckt von aktuellen Meldungen zu Absatzvolatilitäten einiger Autohersteller intensiviert der kleine Mann gerade seine Leidenschaft für vierrädrige Gefährte. Schon in seinen frühen Tagen hat er sich gern durch die Gegend chauffieren lassen. Damals war er allerdings noch eher passiv dabei und hat zur Förderung seiner eigenen Konzentrationsfähigkeit immer die Augen geschlossen, um andächtig den ihm so wohlig nahen Geräuschen zu lauschen.

Das ist heute anders. Sitzt er im Auto, so brummt sein Mund wie ein eigener Motor, drehen seine Hände eifrig am Luftlenkrad und zappeln seine Füße als könnte er sich nicht entscheiden, welche Pedale er am ehesten noch nicht erreichen kann. Sitzt er mal nicht im Auto, so wird jeder Gegenstand zum Auto deklariert, der entweder entfernte Ähnlichkeit mit einem Quader (also Sportwagen) oder mit einem Siegerpodest (Limousine!) hat. Da wird geschoben, abgebogen, bebrummt, gerammt.

Erdhörnchen Und bei allem sind die Augen weit offen, um Ausschau nach etwaigen Bewunderinnen seiner Fahrkünste zu halten. Was er bezüglich diesen aber insgeheim für Pläne schmiedet, hat er mir bisher nicht verraten. Ich ahne jedoch wenig gutes. Denn die junge Dame, mit der er derzeit sein Bett teilt, wirft er jeden Morgen schwungvoll heraus. Auch wenn es sich nur um ein Plüsch-Häschen handelt: für die Nacht war sie OK, aber ungeschminkt und vor dem Frühstück möchte er nichts mit ihr zu schaffen haben.

Wenn das so weiter geht, wird aus dem kleinen Mann einmal ein Autonarr mit ständig wechselnden Frauengeschichten.

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Der kleine Charmeur

Bekanntermaßen ist das Leben nicht immer einfach. Manchmal liegt schlicht hier und da ein Stein im Weg. Besonders trickreich wird es bei solchen Gelegenheiten immer dann, wenn andere Personen mit im Spiel sind. Leicht entstehen dabei Situationen, die nur mit viel Fingerspitzengefühl angefasst werden dürfen. Ein gesundes Maß an Lebenserfahrung kann helfen, dieses zu entwickeln.

Wenn ich mir den kleinen Mann so ansehe, staune ich, wie viel er davon offenbar schon aufgenommen hat.

So kommt es regelmäßig vor, dass er auf Frauen in für ihn wichtigen Positionen trifft. Ob es die Helferinnen beim Arzt seines Vertrauens sind oder ob es die neue Praktikantin in der Kita seiner Wahl ist: es sind Frauen, die nicht nur jung und charmant sind, sondern auch entscheidend darauf Einfluss haben können, ob die jeweilige Lage bei ihnen vor Ort eine für den Sohn angenehme oder eher nicht so schöne ist. Um hier seine Interessen vertreten zu können, muss er argumentativ stark sein. Das weiß er. Und darum setzt er eine seiner stärksten Waffen ein: einen Augenaufschlag, um den ihn Don Giovanni beneiden würde. Gern paart er diesen mit einem Lächeln, das derart gewinnbringend ist, dass keine Zweifel an der Aufrichtigkeit seines Auftretens mehr aufkommen können. Auf diese Weise bringt er die von ihm verführten problemlos dazu, ihm zu zeigen, wie vollkommen nebensächlich eine Spritze mit tollen Impfstoffen eigentlich ist oder welchen Spaß Zähneputzen nach dem Mittagessen machen kann.

Bei so viel gestandener Männlichkeit passt es wohl nur zu gut, dass der Sohn im heimischen Bad bereits zielsicher den Rasierapparat des Herrn Papa aus dem Schrank holt und zumindest beim Einschalten des Geräts keinerlei Hürden entdeckt.

Offenbar ist das Leben doch ganz einfach. Vom Sohn ist viel zu lernen.