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Quellcode

Zum Einschlafen ist es bei uns im Haus allgemeine Sitte, dem Sohn den einen oder anderen innerfamiliären Hit vorzuträllern. Aus purer Freude zur Abwechslung und weil er heute offenbar nicht genug bekommen konnte, habe ich ihm einmal mit einem Kurzabriss des letzten Straßenfegers aus dem Hause WilliamCyberpunkGibson unterhalten: Quellcode. Erzählt, nicht gesungen.

Cover Quellcode von William Gibson Am interessantesten bei unserer kleinen Buchbesprechung war offenbar die Frage, was man tun könnte, um nett durch die Gegend geflogen zu werden; Artikel über Locative Art schreiben dürfte, obwohl man in seinem Leben noch nichts davon gehört hat, für ein Magazin, von dem noch niemand gehört hat und das es auch weder gibt noch jemals geben wird; mit Phaetons durch die Gegend zu cruisen, das aber als irgendwie lästig zu empfinden und in einem Bett zu schlafen, welches auf einem Magnetfeld mitten im Raum zu schweben scheint. Antwort: Man könnte charmante Frontdame einer Band werden, die sich wahlweise Sperrstunde oder Ausgehverbot nennt.

Das mit der Sängerin wird für den Sohn zwar schwierig, aber es schadet ihm sicher nicht, zumindest die Option zu kennen. Entgegen manchen Feuilletonisten gefiel dem Sohn sogar das Rahmenwerk der Geschichte. Vielleicht, weil es dabei darum geht, dass recht unterschiedliche Combos einem Container voll mit Bargeld hinterher hechten, um sich am Ende gegenseitig den Spaß am Transportgut zu vermiesen, ohne dass einer der Beteiligten direkt etwas davon hat. Man könnt’s auch nennen: Den Reichen nehmen ohne den Armen zu geben. Das kommt doch so ähnlich auch in anderen Geschichten für Kinder wieder vor.

Wenn der Sohn jetzt die Nacht ganz entspannt durchschlafen sollte, frage ich mich allerdings, ob er paranoiarealen Geschichtsideen einfach nur aufgeschlossen gegenüber ist oder ob ich schlicht so ein langweilig einschläfernder Geschichten(nach)erzähler bin. Möglicherweise schadet es nicht, wenn so manche Frage ruhig noch eine Weile offen bleibt. Diese zum Beispiel.