Im Frühjahr gab’s in Hamburg eine Lesung, auf der weder der Sohn noch ich waren. Vier Blogger haben dort gelesen. Also Leute, die in das Internet schreiben. Alle vier haben jedoch auch ihre Hände im Buchgeschäft. Schlimm, dieser Klüngel.
Einer von ihnen ist Bov Bjerg. Und neben diversen Buchbeteiligungen gibt es auch einen Roman von ihm. Deadline heißt der. Ein überwiegend grünes Cover hat er. Und erzählt aus der Perspektive einer Dame, welche Übersetzerin ist. Was zwar eigentlich nicht relevant ist, auf der anderen Seite aber sehr bedeutsam.
Nicht relevant ist es für ihre Fähigkeit, tatsächlich einen mehrstündigen Fußmarsch zum Flughafen anzutreten und dabei quasi ihren Flug zu verpassen. Sehr bedeutsam ist es hingegen für ihre Schilderung der sich daran anschließenden Geschichte es kleinen Familienbesuchs. Denn bei absolut unauflösbaren Fällen von alternativer Wortwahl führt sie einfach alle Möglichkeiten gleichzeitig auf. Das sieht dann zum Beispiel so aus:
An den Biertischen saßen schwarz-weiß oder bunt gekleidete Frauen, die mit der Schwester zur Schule gegangen waren. Und Frauen, die Kinder hatten, die mit Yannick (dem Kleinen) zur Schule gingen. Und Frauen, die sowohl mit der Schwester zur Schule gegangen waren als auch Kinder hatten, die mit Yannick (dem Kleinen) zur Schule gingen.
Ein paar Männer waren auch da, das waren die Männer der Frauen und | oder die Männer der Mütter der Kinder.
Kinder rannten durch den Garten und wurden von ihren Müttern ermahnt.
Zwei Spätgebärende | Spätgeorenhabende trugen ausgebeulte Tagetücher unter dem Kinn.
Eine Frau sagte: »Wie Pinguine.«
Ein Mann: »Wie Papageien.«
Auf dem Rückumschlag wird eine gewisse Frau Monika Rinck damit zitiert, dass es »ein nervöser […] Roman« sei. Das stimmt. Also bitte nicht als Bettlektüre kurz vor dem Einschlafen lesen.
Und wer nicht gleich ein ganzes Buch in die Hand nehmen möchte, kann den Herrn Bjerg einfach auf Twitter stalken. Das ist recht unterhaltsam, da er zu vielen aktuellen Nebenkriegsschauplätzen recht charmante Kleinserienlästereien erstellt. Die meisten sogar ohne Wortalternativenauswahlmöglichkeit.