Señor Rolando
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24. Februar 2019

Gelesen: Kallocain von Karin Boye. Oder: #54ReadsKB

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Im kleinen Lesekreis von 54Books gibt es diesen Monat mit Kallocain einen Text der schwedischen Autorin Karin Boye, welches Paul Berf übersetzt hat.

Es ist ein Text über einen durchmilitarisierten Totalitätsstaat, in dem Menschen nur leben, um dem Staat zu dienen und selbst ihre Kinder nur bekommen, um diese dem Staat als gehörige Soldaten zu schenken. Erzählt wird dabei die Geschichte aus der Perspektive eines persönlichen Rückblicks von Leo Kall, welcher als Chemiker eine Wahrheitsdroge entwickelt, die ganz wundervoll die totale Kontrolle des Staates von ihrem Verhalten auch auf ihre Gedanken auszuweiten hilft. Wer dazu gebracht werden kann, die gnadenlose Wahrheit zu sagen, der kann dem Staat vollumfänglich dienen und nicht einmal mehr falsche Gedanken hegen.

Kallocain von Karin Boye Natürlich geht das ein wenig schief. Natürlich gibt es immer noch jene, deren Geist nicht mitspielt. Und natürlich werden diese ausgegrenzt, abgesondert, gebrandmarkt, der Gesellschaft verwiesen. Und natürlich ergibt sich daraus die Angst und Sorge von Menschen, selbst so unreine Elemente in sich zu haben, irgendwie man selbst sein zu wollen und nicht nur Teil des Großen Ganzen. Schlimm, schlimm.

Dieses ist eine recht sauber gezeichnete Dystopie. Viel mehr Weltuntergang als eine totale Kontrolle allen Handelns und Denkens kann es ja kaum geben. Und natürlich ist dieses Buch auch eine Utopie, weil sich trotzdem immer noch jemand rührt, trotzdem jemand aufbegehrt, trotzdem Menschen noch frei denken. Sie äußern diese Wahrheiten unter dem Einfluss der Droge, klar. Aber auf den Punkt gebracht wird die Absurdität des Totalitarismus ganz wundervoll an dem Punkt, zu welchem Leos Frau Linda ganz freiwillig ihre Systemkritik vorträgt. Ausgelöst von seinem Drang, ihr eine Affäre mit seinem Chef zu entlocken, lässt sie ihre Gedanken endlich frei, schildert, dass die Liebe zu ihren Kindern stärker als ihre Treue zum Staat ist, dass sie auch ihn, Leo, tief in ihrem Herzen eigentlich loswerden, töten gar, möchte und wirft ihm damit sein Mißtrauen gnadenlos und verstärkt um die Ohren. Es ist faszinierend.

Dieser Text ist 1940 erschienen und natürlich drängt sich der Vergleich zu Aldous Huxleys Schöne neue Welt von 1932 sowie George Orwells 1984 (erschienen: 1949) auf. Aber ohne, dass ich konkret die Ursache dafür greifen kann, scheint Kallocain besser gealtert zu sein. Dieses Buch kann man auch jetzt nach 80 Jahre noch ganz hervorragend lesen, ohne dass es altertümlich wirkt, ohne dass es in den Augen staubt und leider auch ohne, dass es antiquiert wirkt und die gezeigte, dystopische Welt unvorstellbar erscheint.

Dieser Text wirkt ganz furchtbar aktuell. Es ist ein Drama.

Die Halle zum Hallenmarathon
17. Februar 2019

211 Runden sind ein #Hallenmarathon

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Wie war das Resümee von Rodgau? Genau: Die Sache mit dem Laufen von Runden ist doch sicher noch ausbaufähig. Und klar: Es ist. Am besten zum Beispiel durch den Hallenmarathon in Pfohren.

In der Halle ist jede Runde 200 Meter lang. Man läuft also 211 Mal im Kreis, bis man den Marathon voll hat. Das ist natürlich nicht nur ein großer Spaß, sondern auch reichlicher Unfug. Vor lauter Schreck und miserablem Empfang fehlen auch glatt in der obigen Aufzeichnung der Laufuhr circa fünf Kilometer. Merkt man kaum, was?

Im Gegensatz zu den gemeinen Stadtläufen, die sonst gern so üblich sind, ist das hier eine kleine, feine, überschaubare Veranstaltung. Da organisieren ein paar lokale Sportfreunde den Lauf in ihrer lokalen Halle, welche sonst wohl besonders gern zum Inlineskaten herhalten darf. Dieses Lokale merkt man. Da sind die Aktiven direkt vor Ort, da schenken sie die Verpflegung unterwegs nicht nur aus, sondern reichen die Trinkflaschen auch noch an, nehmen sogar in einer Runde Bestellungen entgegen, die in der nächsten glatt erfüllt werden. Das ist edel, man kann’s kaum anders sagen.

Das Zählen der Runden nehmen sie einem zum Glück auch ab, elektronisch, versteht sich. Irre hilfreich! Beim Versuch, meine noch zu laufenden Runden einfach rückwärts runter zu zählen, bin ich nämlich kläglich gescheitert. Als ich dachte, es seien noch 200, waren es nur noch 193. ich staunte. Da lief es wohl offenbar noch ganz gut.

Das hat sich irgendwann gegeben. Kurz nach der Hälfte zuckte es einmal kurz und für die letzten 19 Kilometer lief dann ein respektables Stechen im Zwerchfell mit. Irgendwas ist echt immer. Meine Güte. Da ich mit dieser unsäglichen Wahnsinns-Riesenlast (Männerstechen!) natürlich enorm langsamer wurde, klappte es immerhin mit dem Zählen der Runden besser. Auf meine Schätzung war plötzlich immer Verlass. Na super.

Über Zeiten reden wir hier ja eh nicht. Das ist heute auch ganz gut so, es würde sich nämlich nicht lohnen. Aber so sei es. Viel wichtiger ist doch: Für irgendwann demnächst ist hier wieder ein Lauf geplant. Der geht auch wieder über Runden, aber es werden wohl doch erheblich weniger. Schauen wir mal, wie das dann so läuft.

3. Februar 2019

Gelesen: Höhen und Tiefen als 6. Teil der readfy-Originals-Serie

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Unter dem neuen Dach von Legimi hat sich Readfy wohl mittlerweile soweit erholt, dass wieder ein wenig Routine einkehrt. Prompt gibt es nach dem 5. Teil der 3Hearts2gether-Serie eben dort nämlich mit Höhen und Tiefen den nächsten Band.

3Hearts2gether, Teil 6: Höhen und Tiefen Das ist doch schön. Also sowohl, dass hier wieder Routine in eins der interessanteren Startups der Buchbranche einzieht und dass die Geschichte um die drei Mädels weitergeht, welche bei einem Skiausflug von einer Lawine überrascht wurden und in stundenlang gefangener Ungewissheit beschlossen, durch gegenseitige Challenges ihr Leben auf den Kopf zu stellen und in neue, aufregende, motivierende, erfüllende Bahnen zu lenken.

Dabei überwiegen vor allem Beziehungsthemen. Alle drei sind irgendwie auf der Suche nach einem passenden Partner, vielleicht sogar dem fürs Leben. Das ist nichts, was man einfach so auf die leichte Schulter nehmen kann und sollte. Besser, es passt. Da kann nicht einfach der erstbeste dahergelaufene Typ genehm sein, der nicht gleich bei Drei auf dem nächsten Baum ist. Das wäre nicht nur uninspiriert, das wäre auch langweilig und mal im Ernst: Wer würde es lesen wollen? Eben.

Und so ist es beruhigend, dass Di, Millie und Val jeweils wieder ein wenig ins Rotieren kommen. Während die eine wie ein an Wechselspannung angeschlossener Elektromagnet um ihren Mann des Herzens pendelt und ihn dabei durch stetig wechselnde Nähe irritiert, gerät die nächste bei einem Bergausflug an ihre Grenzen und schafft es die Dritte, von einem Bad-Boy vielleicht zum nächsten. Wir wissen es noch nicht so genau.

Die Serie geht nämlich noch weiter. Ein wenig Luft ist da noch. Und die einzelnen Folgen sind jeweils überschaubar handliche Stücke, die man sich gern mal zwischendurch gönnen kann. Das ist entspannend, das ist unterhaltsam und das ist gerade so viel, dass man es gern ganz en passant mitnimmt. Es sind also nette kleine Pausen vom Alltag. Das ist doch auch immer mal schön.

1. Februar 2019

Gelesen: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou. Oder: #54ReadsMA

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And now for something completely different, einen Lesekreis.

Ganz im Ernst, wir haben uns hier nicht im Raum-Zeit-Gefüge vertan. Es ist zwar Anfang 2019, aber ohne einen Lesekreis hätte es dieses Buch hier nicht auf das Lesegerät geschafft. Konkret geht es um den Lesekreis von 54Books. Er kommt also aus einem Laden von feinen Menschen, die feine Texte über feine Literatur schreiben. Es ist ein feines Faszinosum. Und wenn aus diesem das Angebot kommt, mal für einen Monat gemeinsam einen Text zu lesen und sich mittels des Hashtags #54ReadsMA auf Twitter darüber zu unterhalten, dann sind wir hier natürlich mit dabei, gar keine Frage.

Maya Angelou: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt Den Anfang dieses Gemeinschaftserlebnisses macht der Text Ich weiß, warum der gefange Vogel singt von Maya Angelou. Hier erzählt eine Afroamerikanerin aus den USA ihre Geschichte. Und das ist nicht irgendeine Geschichte. Sondern es ist eine von einem Mädchen, Marguerite, welches von ihrer superreligiösen Großmutter in den Südstaaten erzogen und geprägt wird, ihrer kleinen provinziellen Welt jedoch letztlich ins sonnige und gloreich erscheinende Kalifornien entflieht.

Quasi nichts im Leben dieses Mädchens verläuft glatt, vorherseh- oder erwartbar. Der Hürden gibt es viele. Ihr Drama zeigt sich an einer Stelle ganz gut, so mittendrin im Text, da gibt es einen Satz, diesen Satz:

Nachdem ich schon seit drei Jahren eine Frau war, wurde ich jetzt zum Mädchen.

Da ist sie zehn Jahre alt. Zehn. Und blendet zurück zur Erinnerung, mit nur acht Jahren bereits vergewaltigt worden zu sein. Von einem Nahestehenden aus der Familie, als wäre es nicht alles eh schon schlimm genug.

Das passiert übrigens im 12. von insgesamt 36 Kapiteln. Und wie es bei Lesekreisen so ist, tauscht man sich über den Text ja aus. Mittels des Hashtags wird man bei ausreichend langsamem Lesen also vorgewarnt, erfährt schon vorab, dass dieses 12. Kapitel bedrückend ist, schockierend ist, keine Freude ist. Man möchte es am liebsten überspringen, das Kapitel. Aber auch davor bewahren einen die Mitlesenden. Gut so.

Immerhin wird’s auch wieder besser. Denn die Erzählung hat neben der bewegenden Geschichte des wirklich nicht leichten Umfelds von Marguerite noch eine zweite beeindruckende Seite. Es ist eine literarische. Denn die heranwachsende Dame liest, viel sogar. Und schöpft daraus Kraft. Das beginnt mit Shakespeare, von dem sie ihrer Großmutter, ihrer Momma, lieber nichts sagt. Denn Shakespeare war ja Weißer, den kann man doch nicht lesen, wo kommt man denn da hin. Es folgen viele weitere große Werke, Charlotte Brontës Jane Eyre zum Beispiel, während Marguerites großer Bruder mit Mark Twain und seinem Huck Finn von einem Floß im fernen Mississippi träumt.

All diese Texte, sie helfen. Besagter Bruder schenkt ihr zum Schulabschluss »eine in weiches Leder gebundene Ausgabe der Gedichte von Edgar Allan Poe«, für die er lange, lange gespart hat. Es sind Momente wie dieser, die zeigen: Es gibt Hoffnung, immer. Und wenn alles dramatisch den Bach runter zu gehen scheint, wenn alle Grausamkeiten er- und durchlebt sind, dann hilft vielleicht ein Blick in die Literatur, um das Leben wieder lebenswert zu machen. Was für eine schöne Vorstellung.

Und damit bin ich dem Team von 54Books sehr dankbar für ihre Idee zu diesem Lesekreis. Denn ohne den hätte es Maya Angelous Buch halt nicht hier ins Haus geschafft. Es wäre ein Verlust gewesen.

27. Januar 2019

Jetzt mal nicht gleich Ultra laufen. Oder: #Rodgau40

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Das wäre doch jetzt eigentlich die Gelegenheit gewesen: Mit den 50 km von Rodgau den ersten Ultramarathon des Hauses zu laufen. Der fand an diesem Wochenende nämlich statt. Aber hier stehen demnächst ein oder zwei Marathon an. Da wäre das Laufen einer längeren Distanz in der Vorbereitung eher kontraproduktiv.

Die Sache mit dem Training ist aber trotzdem interessant. Denn ich habe jetzt mal einen vorsichtigen Blick in die Historie meiner Läufe geworfen. Und was soll ich sagen? Diese sieht recht ernüchternd aus. Offenbar sind auch die Strecken für die langen Läufe hier nie länger als 25 km. Die einzige Ausnahme liefern organisierte Späße, die meist auch ein Verpflegungskonzept beinhalten. Ohne geht’s wohl doch schlecht. Da spricht hier das Unterbewusstsein und führt mich immer wieder rechtzeitig nach Hause.

Vielleicht sollte ich meinen Laufminimalismus mal überdenken. Der sorgt nämlich bisher dafür, dass quasi nie mehr als ein alter MP3-Player und eine Uhr mit auf die Strecke kommen. Von Schuhe-Hose-Shirt mal abgesehen, eh klar. Aber das Smartphone bleibt zu Hause und jedwede Verpflegung sowieso. Im Sommer gibt’s immerhin den einen oder anderen öffentlichen Wasserspender entlang der üblichen Strecken. Aber jetzt in den Wintermonaten sind auch diese abgestellt.

Tja, was soll ich sagen? Das klappt alles nur so mäßig gut. Ich empfehle dieses nüchterne Laufen nicht. Man darf sich bei den Errungenschaften der Zivilisation durchaus bedienen. Doch, doch.

Bis ich die Sache mit der dafür notwendigen Ausrüstung und dem Überwinden, diese dann auch einzusetzen, im Griff habe, bleibt es aber vorerst wohl bei den organisierten Läufen. Da trifft man immerhin auch mal auf andere Menschen. Gelegentlich ist das ja auch ganz nett.

Jetzt also in Rodgau. Ein befreundeter Läufer hat mich überzeugt, dass man auch im Januar schon unter Leute gehen kann. Nun denn. Nach den bisherigen maximal 25 Kilometern könnte man dann ja mal 30 angehen, dachte ich mir. Das klang nach einem gesunden Plan.

Wie das mit den Plänen jedoch so ist, sind dann 40 daraus geworden. In Rodgau läuft man nämlich immer hübsch in einem mehr oder wenig runden Kreis:

Runden beim Rodgau50
Wir nennen es einen Kreis. Oder zumindest eine Runde.

Jede dieser Runden ist fünf Kilometer lang, sechs hätten es also werden sollen. Aber wenn es nach sechs Runden gerade entspannt, rund und ruhig läuft, kann man ja auch noch eine siebente oder sogar eine achte anhängen. Gedacht getan, auch wenn das mit der letzten Runde eher keine gute Idee war. Aber sei’s drum. So ist danach wenigstens klar, warum sich unsereins so K.O. und matschig fühlt. Das ist ja auch viel wert.

Und dieses Konzept des Rundenlaufens, das scheint ausbaufähig. Da geht bestimmt noch mehr. Schauen wir mal.

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