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Aus gegebenem Anlass: Hotzenplotztag

Heute wäre Otfried Preußler 95 Jahre alt geworden. So ein Geburtstag ist natürlich Grund zum Feiern. Also lasset ihn hochleben! Im übertragenen Sinne, versteht sich.

Passenderweise ist Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete der vierte Band der Trilogie vor kurzem wieder frisch aufgelegt worden. Das ist natürlich erfreulich und hat prompt seinen Weg ins Haus gefunden. Und da wir heute feiern, sind wir auch nicht traurig, dass die Geschichte etwas sehr prägnant ausfällt, den einen Handlungsstrang geradlinig abspult und nicht dadurch hübsch dramaturgisch aufwertet, dass auch mal etwas schief geht und zwischendurch spannende Momente aufkommen. Das ist alles geschenkt. Seppel, Kasperl und Herr Räuber überzeugen trotzdem mit Charme, gar keine Frage.

Und wie das mit den Gelegenheiten so ist, wird auch diese hier ergriffen. Prompt lesen wir somit die ersten drei Bände einfach noch einmal (vor). Schöne Zeiten. Schöner Tag. Herzlichen Glückwunsch!

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Vorgelesen: Der zauberhafte Wunschbuchladen von Katja Frixe

Wo ein zauberhafter Eisladen ist, da kann ein zauberhafter Buchladen nicht weit sein. Es ist sogar ein zauberhafter Wunschbuchladen, so viel Zeit muss sein. Und es ist wieder eine ganz famose Geschichte, die sich hervorragend zum Vorlesen eignet.

Der zauberhafte WunschbuchladenDie Hauptdarstellerin ist wieder ein Mädchen, wieder geht es zur Schule. Aber dieses Mal ist sie nicht in einer neuen Klasse gelandet. Dieses Mal ist es ihre beste Freundin, die umzieht und auf einmal viel zu weit weg wohnt. Als wäre das nicht schon dramatisch genug, ist dafür natürlich die neue Freundin des Papas dieser besten Freundin hochgradig verantwortlich, eh klar. Dummerweise ist diese Dame hier auch noch die neue Klassenlehrerin.

Damit sind die Konfliktpotenziale gesetzt. Und die Autorin spielt sie auch voll aus. Nur gut, dass es den titelgebenden Buchladen gibt, der alles wieder richtet. Dort bezaubert die Verkäuferin ihre Kunden, führen die Bücher ein Eigenleben, kann der Kater nicht nur sprechen, sondern sogar reimen und selbst der große Spiegel ist eine Dramaqueen.

So ist wirklich für alle etwas dabei. Die Kinder hier im Haus haben beide fasziniert zugehört und sich auch nicht daran gestört, dass am Ende alles ein wenig sehr kitschig in viel Frieden und Harmonie zusammenkommt. Aber da das für die Zielgruppe wohl passt, ist es natürlich vollkommen in Ordnung so. Unsereins ist schließlich nur vorlesendes Begleitpersonal und hält sich mit der Nörgelei einfach mal ein wenig zurück.

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Die wahren Probleme beim Vorlesen

Die Kinder, sie werden immer größer. Das muss wohl so sein. Man kann auch gar nicht viel dagegen tun. Muss man auch nicht. Stattdessen freut man sich als moderner Mann von heute über die unterschiedlichen Phasen, die der Nachwuchs dabei so durchmacht. Das ist durchaus ernst gemeint, denn entgegen manch landläufiger Meinung bestehen diese Phasen keineswegs nur aus unterschiedlichen Ausprägungen des nächtlichen Aufwachens und Störens des wohlverdienten elterlichen Schlafes. Ganz im Gegenteil, aber darum geht es heute gar nicht.

Heute geht es darum, dass die Rituale, welche noch vor dem Schlafen tagtäglich abgespult werden, eine gewisse Entwicklung durchmachen. So passiert es zum Beispiel, dass sich die Kinder allein ins Bett bringen. Aber selbst dann bestehen sie darauf, dass wir vorher eines machen: Bücher vorlesen. Und was soll ich sagen? Spätestens seit dem Räuber Hotzenplotz ist das ein großer Spaß. Auch für die Vorlesenden. Die repetitive Monotonie der Bilderbuchexplorationen ist selbst bei ausreichend großer Auswahl eben dieser stellenweise recht schwer zu ertragen. Ich gebe das hier jetzt einmal ganz schamlos zu. Man macht es natürlich trotzdem, man macht es auch gern. Es ist verrückt, wozu Kinder einen alles treiben.

Aber mit den Geschichten, die erst durch den Text zwischen den immer seltener werdenden Bildern gewinnen, wird es einfacher. Da liest man mit Begeisterung. Da fiebert man zusammen mit dem Nachwuchs dem nächsten Tag entgegen, wenn die Geschichte endlich weiter geht. Denn es ist durchaus spannend, wenn zum Beispiel besagter Räuber Hotzenplotz sich wieder einen gemeinen Hinterhalt überlegt und es noch nicht ganz klar ist, ob er damit durchkommt oder am Ende doch geschnappt wird. Das möchte man wissen. So offen kann eine solche Frage nicht im Raum stehen bleiben. Nur gut, dass am nächsten Abend die Kinder wieder ins Bett gehen. Nur gut, dass wir am nächsten Abend wieder weiter vorlesen. Nur gut, dass dann die Auflösung kommt.

Wenn nicht am nächsten Abend die andere Erziehungsberechtigte im Haus mit dem Vorlesen beim Sohn dran ist. Dann hat man Pech. Dann sitzt übermorgen der eben noch quietschvergnügt neue Pläne schmiedende Räuber im Gefängnis und man fragt sich, wie er dort hingekommen ist. Und je nach Lust, Laune und Vorlesewünschen der Kinder ist er übermorgen schon wieder draußen und man selbst steht vollkommen verwirrt daneben.

Und es wird nicht besser. Mit weiteren Büchern und mit länger werdenden Geschichten wird die Lage sogar noch dramatischer. Nehmen wir zum Beispiel Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer. Das ist nämlich auch ein ganz wundervolles Buch. Es ist voll mit traumhaften Ideen, was die beiden zusammen mit Emma, der Lokomotive, alles erleben.

So sind sie zum Beispiel auf einer fernen Insel unterwegs. Wie sie dort hingekommen sind, wissen wir nicht. Das hat die Dame des Hauses vorgelesen. Aber jetzt sind sie auf dem Weg in die Drachenstadt. Eine Prinzessin wird vermisst und möchte befreit werden. Das verspricht Abenteuer. Das wird spannend. Schon der Weg steckt voller Tücken. Schluchten werden durch Echos zerstört, Riesen sind in Wahrheit ganz klein, Wege verschwinden scheinbar im Nichts. Es kitzelt beim Lesen die Nerven. Man hebt die Stimme, man senkt sie, man taucht richtig tief ein. Der Sohn bekommt seinen Mund vor Staunen auch nicht mehr zu. Und mitten in all den Abenteuern legt man trotzdem eine Pause ein. Morgen ist schließlich auch wieder ein Tag. Morgen gehen die Kinder auch wieder ins Bett. Morgen lesen wir auch wieder vor. Jedem Kind sein Buch, gar keine Frage.

Doch man ahnt, was passiert. Kaum bringe ich am nächsten Tag die Tochter ins Bett, gibt es am übernächsten nicht etwa weitere Abenteuer auf dem Weg in die Drachenstadt zu bestaunen. Oh nein. Beim nächsten Vorlesen sind die Helden schon mitten drin in der Drachenstadt und kämpfen gegen das Endmonster.

So geht doch das nicht. Da hat sich tatsächlich schon wieder jemand zwischendurch ein Kapitel fremdvorlesen lassen. Das ist doch nicht auszuhalten.

Ich glaube, ich muss ab jetzt dem Sohn seine Bücher abends heimlich aus dem Zimmer holen und die fehlenden Kapitel mit der Taschenlampe unter der Bettdecke nachlesen.

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Aus dem Regal

Pierre und Jean von Guy de Maupassant, aus dem Französischen von Ernst Weiß

versus

Ich bin Charlotte Simmons von Tom Wolfe, aus dem amerikanischen Englisch von Walter Ahlers

Es gibt Zeiten im Leben einer Familie, da ist der korrekte Griff in das Regal ganz furchtbar wichtig. In der Schwangerschaft zum Beispiel. Denn da wird vorgelesen.

Britische Spannung hatten wir beim letzten Mal. Das wollten wir nicht einfach wiederholen. Also musste eine Alternative her. Oder gleich mehrere. Wie diese beiden zum Beispiel:

Es ist ein charmantes Paar aus dem Franzosen Guy de Maupassant und dem Amerikaner Tom Wolfe. Zwei Bücher statt nur einem, da kann nichts schief gehen. So dachte ich mir das zumindest. Vollkommen naiv, natürlich.

Das dünne Flittchen kam auf Empfehlung bei den Herzdamengeschichten ins Haus. Der Herzdames Herr Buddenbohm schreibst selbst ganz passabel. Da werden seine Tipps so verkehrt nicht sein. Sollte man meinen. Dumm nur, wenn der schwangeren Frau schon nach den ersten paar Absätzen der Rest der Geschichte erstaunlich präzise klar ist. Das Buch ist ab dem Moment quasi abgeschrieben. Nicht mehr interessant. Da hilft auch der beste Vorleser wenig.

Das kann beim dicken Schinken nicht so leicht passieren. Mehr Seiten – mehr Geschichte, dachte ich mir. Außerdem war es seit einiger Zeit die Empfehlung eines Freund des Hauses. Es ist ein belesener Freund. Seine Meinung passt schon. Meistens zumindest. Nur eben dann nicht so recht, wenn man beiläufig seine Begeisterungsfähigkeit für Teeniegeschichten an amerikanischen Hochschulen unterschätzt. Viel mehr gibt’s hier nämlich nicht. Was die Frau auch bei fortgeschrittener Schwangerschaft schnell durchschaut. Da helfen auch die an J.R.R. Tolkien erinnernden epischen Landschaftsbeschreibungen wenig.

Zwei Griffe ins Regal. Zwei Griffe daneben. Und das schon vor der Geburt. Es sieht so aus, als hätte die Tochter einmal Buchauswahl frei.


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Dichterduell in Ettlingen

Falls jemand tatsächlich des Papas Wort auch mal hören (und sehen!) und nicht nur lesen möchte, hat jetzt eine Chance dafür. Denn Olli Gassner veranstaltet mal wieder:

Dichterduell
Kleine Bühne Ettlingen
Samstag, 5. April 2008
ab 20.00 Uhr

Und wer mir dort vor Ort weismacht, diesen Hinweis hier vorher gelesen zu haben, bekommt bestimmt einen ausgegeben. Entweder vom kleinen Mann oder von mir persönlich!