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Sonntagslinks

Soviel Politik darf heute tatsächlich mal sein. Emma González zeigt, was Wörter und das Fehlen eben dieser bewirken können.

Ebenfalls recht politisch ist das vor kurzem so heiß diskutierte Dilemma rund um Facebook und Cambridge Analytica. Aber wie das so ist: Das wahre Drama ist ein ganz anderes, als jenes, dass wir laut als Aufreger-Sau durch das Dorf treiben. Bruce Schneier bringt es in gewohnter Qualität und rhetorischer Routine auf den Punkt.

Noch in der letzten Woche wollten wir hier Jens Scholz in den Arm nehmen, weil er so ein Leid beim Einkaufen ertragen muss. In dieser Woche ist die Welt jedoch wieder in Ordnung und er scheint beim offline- wie online Einkaufen glücklicher denn je. Welch Harmonie.

Apropos Einkaufen: Wer glaubt, dass wir Musik & Co. nur noch aus dem Netz streamen, sei eines besseren belehrt: Physische Verkäufe überragen Downloads in den U.S.A., wobei Vinyl die Marschrichtung vorgibt (Titel frei übersetzt).

Den Podcasthörenden unter uns empfehle ich mal einen kleinen Blick auf die andere Seite, quasi hinter die Kulisse einiger Podcastenden. Das ist z.B. bei der Frage interessant, wenn es um das Schneiden sprachlicher Missgeschicke geht. Im einschlägigen Forum lesen wir: Kleinere Füllwörter lassen viele gern drin. Ich teile diese Meinung nicht, verstehe sie aber sehr gut. Es macht wirklich respektabel viel Arbeit, das zu bearbeiten. Aber: Die Grenzen, sie sind schwammig. Sehr regelmäßig kippe ich z.B. beim Laufen fast aus den Schuhen und im Auto fast vom Sitz, weil zu gern auch größere Hustenattacken, Schnodder-die-Nase-Hochzieher und klingelnde Pizzalieferanten einfach in den Episoden drin bleiben. Mit Verlaub, aber es ist eine respektlose Unsitte.

Wer zwischendurch etwas absurd flaches, aber unterhaltsames sucht, wird bei den Verschwörungstheoretikern fündig. Bei denen lernen wir nicht nur, dass die Erde eine Scheibe ist, sondern lesen auch von der NASA, die am Rand der Welt irgendein großes, in der Regel nicht näher erklärtes, krummes Ding dreht. Hach, poetischer wird es wohl kaum.

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Sonntagslinks

Es ist Saison für die guten Vorsätze. Das ist doch auch mal eine prima Gelegenheit, um sich auch mal ein wenig um die eigene Privatsphäre zu kümmern. Mit Haven zum Beispiel, dieser neuen App aus dem Umfeld des Herrn Snowden zum Schützen der eigenen Umgebung mittels einer Android-App. Denn eins gilt auch im neuen Jahr: Ein kreativer Umgang mit Technologien ist ebenso wichtig wie das Wahren der Privatsphäre. Tatsächlich haben wir nämlich durchaus alle irgendwo irgendwas zu verheimlichen. Und das ist gut so.

Ebenfalls auf der Liste der guten Vorsätze findet sich viel Liebe. Hoffentlich zumindest. Und wie diese mit den (fehlenden) Kratzern auf Smartphones zusammenhängt, erzählt der Berliner Philosoph Byung-Chul Han im Gespräch mit der ZEIT.

Irgendwie auch eine Form von Liebe ist es, wenn die Jugendkriminalität und sonstige Brutalität bei Straftaten abnimmt. Und selbst Fliegen war 2017 so sicher wie lange zuvor nicht mehr. Da sage nochmal jemand, es wird alles immer schlimmer und gefährlicher. Stimmt gar nicht.

Falls jemand Unterstützung beim Vorhaben nach weniger Schokoladenkonsum sucht, lohnt vielleicht ein Blick auf die Chinesen. Diese essen nämlich erheblich weniger Schokolade als unsereins, was unter anderem daran liegt, dass sie schlicht kreativer bei der Wahl ihrer Süßspeisen sind. Unter anderem, wie gesagt.

Wer nicht nur Süßes mag, sondern auch mathematisch begabt und visionär veranlagt ist, kann sich im neuen Jahr möglicherweise dem Durchbruch der Blockchain widmen. Den hat sie in den letzten 10 Jahren nämlich nicht geschafft und das gilt nicht nur für Bitcoin sondern auch allen anderen denkbaren Spielarten.

Alles sehr spannend. Und wer Krimis mag und regelmäßig etwas Zeit übrig hat, kann sich momentan um die Chefredaktion beim Syndikat bewerben.

Es ist immerhin ein Job, für den man nicht durch die Gegend fahren muss. Das verursacht nämlich nur Staus. Wir sollten uns somit vielleicht auch in die Vorsätze schreiben, einfach weniger zu fahren.

Die gewonnene Zeit lässt sich prima ins Lesen investieren. Das machen wir nämlich immer noch, am besten sogar, ohne an verkrampften Literaturschubladen festzuhalten.

Bei der Auswahl des zu Lesendem kann man ruhig auf die momentan lebende Szene setzen. Das Leipziger Literaturinstitut ist ein steter Lieferant von Stoffen. Wir hatten das hier gerade erst. Und dabei kann die Gefahr nicht ganz verleugnet werden, die Wolfgang Tischer recht passend auf den Punkt bringt:


Aber zum Glück gibt es auch Autoren wie Bov Bjerg, dessen Auerhaus ganz wundervoll ist und der trotzdem weiterhin charmant sein Ding durchzieht.

Apropos charmant: Das ist auf einmal auch wieder das Abhängen vor dem Fernseher geworden. Wer hätte das gedacht? Man muss nur aufpassen, dass man immer hübsch seine Rumsitzzeit in Serien und nicht etwa schnöde Filme investiert. Das ist dann nämlich plötzlich politisch korrekt und für einige sogar spannender, als zu lesen. Verrückte Welt.

Einer der beliebten Vorsätze für so ein Jahr heißt gern Mehr Bloggen! Weil manche da etwas vermissen, was irgendwie zu Twitter und Facebook abgewandert ist. Das kann man bejammern oder einfach mal (wieder) machen, Bloggen nämlich. Kiki hat dazu das aktuelle Erinnerungsposting, immerhin auch mit praktischen Tipps zum Integrieren statt Ignorieren der oben erwähnten Plattformen. Damit nicht alle dort enden, wo Herr Fischer gerade steckt.

Wer sich einen Fummel der momentan recht angesagten Jackenschmiede Naketano holen möchte, hat wohl noch genau den Rest des Jahres Zeit dafür. Dann schließt der Laden nämlich. Und zwar ganz ohne insolvent zu sein. Die Gerüchteküche brodelt, glasklar.

Da schauen wir doch mal, was der Rest des Jahres noch so bringt.

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Resümee zum Jahresende

Kreis im Strand

Die Familie hängt ein wenig im Entspannungsland ab. Irgendwie muss man das Jahr schließlich ausklingen lassen. Und sind wir mal ganz ehrlich: Entspannt geht das doch am allerbesten. Stress machen wir uns schließlich den Rest des Jahres schon genug. Also sind wir am Strand und lassen uns vom Wind ordentlich den Kopf freipusten. Dabei gleitet der Blick über den weiten Sand, erfasst drollige, kreisförmige Muster und erhascht gelegentlich den einen oder anderen Bernstein. Genau genommen handelt es sich dabei natürlich nur um mehr oder weniger große Staubkörner, die irgendwann in ihrem Leben auch schon mal neben einen Bernstein geweht wurden. Aber es ist natürlich der Wille der zählt und dieser Wille sagt: Bernstein!

Dabei sind es kurioserweise vor allem die Damen der Familie, welche in gebückter Haltung zwischen Düne und Wellen herumstreunen. Wir Männer stehen eher stoisch ruhig daneben, gucken schlau, pusten die Haare aus dem Gesicht und machen sonst wenig. Das scheint soweit auch vollkommen in Ordnung. Alle wirken recht zufrieden mit der Situation. Bis der Sohn irgendwann etwas unruhig mit dem Fuß im Sand schabt, den Blick auf das Meer hinaus schweifen lässt und recht trocken anmerkt:

Tja. Mein ganzes Leben. Schon so lange. Und ich habe noch nicht einen einzigen Bernstein gefunden.

Das ist hart, in der Tat. Ich sage jedoch erst einmal nichts weiter dazu, sondern lege ihm nur kurz zum Trost einen Arm um die Schulter. Immerhin steht jetzt ein neues Jahr bevor. Wir planen auch dafür wieder genügend Möglichkeiten zum Bernsteinsuchen ein, keine Frage.

Und damit wünschen wir hier vom Clan hinter diesem Blog allen Lesern nicht nur ein frohes neues Jahr, sondern auch viele feine Vorsätze und Chancen, diese hübsch wahr werden zu lassen.

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Vom Generationenkonflikt

Wer kennt das nicht? Die eigenen Vorfahren führen einen vor. Denn jetzt mal ganz im Ernst: Es ist doch gern so, dass wir wieder und wieder damit konfrontiert werden, irgendetwas nicht zu können, das für unsere Eltern quasi ein selbstverständlicher Durchmarsch ohne Sorgen und Nöte war. Das wohl deutlichste Beispiel hierfür hört auf das Thema Autos.

Autos? Diese Dinger, die man halt nimmt, um von einem Ort zum anderen zu gelangen? Immer dann, wenn man den Weg nicht besser zu Fuß gehen kann? Oder wenn das Rad mal nicht passt? Die Bahn in irgendeinen komischen Winkel der Republik nicht wirklich fährt?

Genau die. Wir fahren sie. Wenn’s denn sein muss. Es darf durchaus gern mal ein hübsches Exemplar sein, ein schnelles, ein lautes, ein leises, eins mit ordentlicher Musikanlage oder ehrlichen Abgaswerten. Wie die Geschmäcker auch jeweils ausfallen, so dürfen sich die Autos heutzutage positionieren. Eines ist aber wichtig: Sie sollen bitte laufen, funktionieren, bloß nicht rumzicken, ausfallen, Stress machen. Was ein vernünftiger Gebrauchtgegenstand ist, der möchte bitte bereit stehen, um gebraucht zu werden. Es ist wie mit diesem Kommentar eines Verwandten von mir, er kam aus der Generation eins höher und er bedauerte es sehr, dass sein oller Passat einfach nur reibungslos lief. Was für ein Ärger das doch sei. Er hätte schließlich noch einen Reservemotor herumliegen, den würde er nun wirklich gern mal einbauen und testen. Und diese Mistkarre läuft einfach. Sowas aber auch.

Für mich ist das so unterhaltsam wie abwegig. Nur wenige Freizeitbeschäftigungen fallen mir ein, die weniger Anziehungskraft ausstrahlen, als es das Austauschen eines Motors in einem Auto tut. Faszinierend, dass man sich dafür tatsächlich begeistern kann.

Wie bodenständiger und natürlicher es doch ist, sich beispielsweise mit Rechnerfragen zu beschäftigen. Nicht das Herumschrauben an Computern ist es, was zählt. Sondern das Tüfteln damit, aus der Software das Letzte heraus zu holen. Früher, also vor langer Zeit, saßen wir in unserer Jugend zusammen und haben entweder bis zum Morgengrauen Monkey Island durchgespielt oder wir haben seitenweise Listings aus dubiosen Zeitschriften abgetippt, um nachher den Compiler anzuwerfen und noch ein wenig am Code herumzuschrauben, um ihn so richtig auf Touren zu bringen. Those were the days! Was waren wir für coole Jungs, wie haben wir uns gefeiert, als wir zu Der Party nach Dänemark gefahren sind.

Und heute? Was macht der Nachwuchs? Dengelt vielleicht mal auf dem iPad herum. Einfach zu bedienen muss es heute alles sein. Bloß nicht mehr unter die Haube gucken, bloß nicht mehr verstehen, wie die elektronische Welt eigentlich tickt. Respekt vor dem Rechengerät? Fehlt der Jugend von heute doch völlig! Verwöhntes Pack. Echt. Was soll nur aus denen werden?

Die Parallelen, sie sind bezaubernd. Auf der einen Seite haben wir hier natürlich einen ganz schlichten Generationenkonflikt. Er ist so trivial, er führt sogar dazu, dass die Kids auf einmal wieder Bücher auf Papier den elektronischen vorziehen. Geschenkt.

Viel faszinierender ist es, dass heute nicht nur die Autos überwiegend tatsächlich machen, was sie sollen – nämlich einfach zu fahren. Sondern heute klappt das auch mit Rechnern meist recht gut. Laptop auf, Laptop an, Laptop läuft. Mit dem Tablett läuft es ähnlich, mit dem Smartphone auch.

Ich bin jetzt mal gespannt, woran sie nach uns schrauben werden. Sind die neuen YouTube-Stars schon das nächste große Ding? Oder kommt da noch was? Warten wir es ab. Und üben wir uns ruhig schon mal im Köpfeschütteln. Wir Alten dürfen das.

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Aus dem Regal: Untertan von Joachim Zelter

Das hat jetzt eine Weile gedauert. Aber hier ist es: Das Buch vom letzten Indiebookday. Wie gesagt: Ich lese langsam. Man könnte das als Unsitte bezeichnen. Man kann dem jedoch auch Vorteile abringen. Denn dieses Buch braucht etwas Zeit. Diese Geschichte sollte man lieber nicht in einem Rutsch verschlucken. Besser ist es, sie in kleinen Teilen wohldosiert zu sich zu nehmen.

Dabei geht es nur um eine einzige Person. Eine Person, die erst Stress in der Schule hat, später durch Inselbegabungen feine Arbeiten schreibt, eine Promotion ist sogar dabei. Nur ist es nicht die eigene. Denn diese Geschichte ist eine über die besagte Person in einer lebenslangen Nebenrolle, den Untertan halt. Er verkörpert mit seinem ganz eigenen Elend das Versagen einer ganzen Schicht. Es ist die Mittelschicht, die hier verliert. Das passiert auf eine recht symbolische Art, ganz klar. Aber man fühlt mit. Man leidet mit. Es stimmt depressiv.

Das ist sehr schön beschrieben. Und man kann es zum Beispiel lesen, wenn es einem mal zu gut geht. Depressionen gehen schließlich immer. Dieses Buch hilft dabei.