Hier im Haus betreiben wir einen Podcast-Kanal. Da könnte man meinen, dass unsereins dieses Format in all seinen Zügen ganz wundervoll für unterstützenswert und quasi als die großartigste Erfindung aus dem ganzen irgendwas-mit-Medien-Lager hält. Dem ist aber nicht (mehr) so.
Die Büchergefahr gibt es seit 2014. Vor kurzem ist die 91. Ausgabe erschienen. In und mit dieser stelle ich mal ganz frei fest: Zumindest die Idee mit dem konsequenten Durch- und Nachhören ganzer Podcast-Abos hat sich überholt.
Das war ja alles mal schön und sexy. Da hat man sich ein paar Lieblinge gesucht, deren Stimmen gern direkt auf den eigenen Ohren liegen durften und hat sich das Trommelfell so oft es nur ging von ihnen massieren lassen. Ob die inhaltliche Relevanz und der thematische Fokus dieser konsequenten Bedingungslosigkeit immer gerecht werden konnte, sei einmal dahingestellt. Es war aber auch nicht wichtig. Guten Freunden hört man gerne zu. Auch wenn sie vielleicht mal Unfug reden.
Und dann wurde es immer mehr. Nicht erst hier und jetzt in diesem skurrilen Jahr 2020 kamen immer mehr Kanäle hinzu. Es kündigte sich schon vorher recht schleichend an: Neue Podcasts kamen schneller als bestehende sich zurückgezogen haben. Vieles davon klang interessant, zack gab’s ein Abo mehr. Und noch eins. Und noch eins. Und noch zwanzig. Und ganz langsam kippte der Spaß um, war es irgendwie nicht mehr schön und sexy, wenn neue Folgen erschienen. Sondern man erwischte sich bei leisen Seufzern.
»Das könnte ich jetzt langsam mal aufholen«, war dann so ein Gedanke. »So viele spannende Episodentitel aber auch«, war ein anderer. »Oh, die ungehörten Folgen sind jetzt schon über neun Monate alt«, klang heimlich mit durch. Und die Kopfhörer liefen heiß. In jedem nur erdenklich freien Moment, der eben dieses zuließ.
Bis irgendwie nichts mehr hängen blieb. Klar, ein paar Stimmen sind weiterhin wohlig und klangvoll. Aber worum ging es nochmal bei dieser Folge da vorhin bei dem Autorenduo, welche im Titel so catchy verlockend daherkam? Egal, denn danach kamen doch diese Technik-Nerds mit ihrem brandaktuellen heißen Scheiß, auf den sie sich aber dummerweise nicht vorbereitet hatten und nur die üblichen man-kennt-sich-halt-aus-Allgemeinplätze absonderten, gefolgt von dem Verlagskanal, der mal mit kreativen Einblicken ins Haus gestartet ist und jetzt den aktuellen Katalog runterspult, um ihn irgendwie in die vorweihnachtlichen Aufmerksamkeitsspannen der Zielgruppe zu drücken. War da nicht zwischendurch auch noch ein Gespräch mit den Nischen-Prominenten, die total authentisch immer ganz spontan an ihre Aufnahme gehen, die sie dann auch nicht schneiden und auf gar keinen Fall selbst nochmal anhören? Himmel, was müssten sie da ertragen, das kann man ihnen nun wahrlich nicht zumuten.
Und doch tun wir es tagein, tagaus. Hören zu, egal was da kommt. Und merken es oft gar nicht mehr. Im Podcatcher warten schließlich noch ein paar Hundert weitere feine Ausgaben. Alle ganz prima, alle ganz toll, alle ganz interessant, (fast) alle für die Tonne, nicht relevant, vergänglich, schnell wieder vergessen.
Makro Rede, mikro Sinn: Geben wir uns doch nicht jeden Müll auf die Ohren. Wir lesen ja auch nicht jeden Mist.
Genauso, wie das Leben zu kurz für schlechte Bücher ist, reicht’s auch nicht zum lückenlosen Zuhören bei all jenen, die bei drei nicht vor ihrem Mikrofon davongelaufen sind.
Die Zeit der Podcast-Abos, sie ist vorbei.