Kategorien
natur

Stein für Stein

Wir sind unterwegs und wandern.

Auf einmal bleibt der Sohn stehen. Bückt sich. Und hebt einen Stein auf, einen kleinen nur. Er hält ihn in der Hand, dreht ihn, betrachtet ihn, bewundert ihn. Und gibt ihn mir. „Da!“ – sagt er und reicht ihn hoch. „Danke!“ – sage ich und bewundere seinen erlesenen Fund.

Der Sohn guckt sich um. Und findet einen weiteren Stein. Drehen. Wenden. Ist runder als vorher. Andere Farbe hat er auch. „Da!“ – sagt der Sohn und reicht den Stein hoch. „Danke!“ – sage ich und betrachte gründlich seinen neu entdeckten Schatz.

Der Sohn guckt noch genauer hin. Und findet tatsächlich einen dritten Stein. „Da!“ – „Danke.“ Und einen vierten. Und einen fünften. „Da!“ und „Da!“

Auf einmal steht er ganz ruhig da. Wirft seinen Blick in die Ferne. Wirft seinen Blick wieder auf den Boden. Hebt eine ganze Hand voll Steine auf, reicht sie mir mit einem kurzen „Da!“ und dreht sich desinteressiert um zum Weitergehen. Ich sage noch brav „Danke.“ – und lasse die Steine eher respektlos hinter dem Rücken des kleinen Mannes wieder fallen. Er ist schon unterwegs. Sucht neue Steine.

So ein Spaziergang auf einem Schotterweg kann eine aufregende Reise sein.

Kategorien
natur

Gefahrenbewältigung

Das Leben des kleinen Mannes steckt voller Gefahren. Das ist schon jetzt so und im Laufe der Zeit kommen eher mehr dazu als dass alte Gefahren verschwinden.

Dabei geht es noch gar nicht mal ausschließlich um die ganz großen Dinge und Ereignisse, die so passieren. Ein kleines Gewitter reicht schon vollkommen aus. Vor allem, wenn es mitten in der Nacht kommt. Wie wir es gerade erst hatten.

Und wir hatten es richtig. Mitten in der Nacht. Mit solidem Regen. Hellen Blitzen. Lautem Donnern. Wirklich lautem Donnern. Wirklich ausreichend lautem Donner, der so nah dran klang, als klopfte er direkt an der Haustür an. Der Herr Papa des kleinen Mannes konnte bei dem Donner nicht anders, als mit einer Reaktion aufzuwarten, die gefühlt dem spontanen Herzstillstand recht nahe kam. Das hat locker fünf Jahre Lebenserwartung gekostet.

Und der Herr Sohn? Hat alles natürlich verschlafen. Was nicht nur in Anbetracht seines zarten Alters eine beachtlich souveräne Bewältigungstaktik für die großen Gefahren des Alltags ist. Da kann zumindest der Herr Papa schon eine Menge vom eigenen Nachwuchs lernen.

Wenn übrigens das nächste Mal jemand fragt, ob der kleine Mann des Hauses bereits durchschläft, dann gucke ich vielleicht deshalb so verstört drein und drücke mich vor einer Antwort, weil ich es selbst bin, der sich von jeder Störung wach halten lässt als hätte er sie noch nie zuvor erlebt.

Der kleine Mann gibt derweil den Herrn von Welt. Lässig. Locker. Welterfahren.