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Signatur

Kinder sind bekanntermaßen von Haus aus kreative Leute. Sie malen, basteln, skulpturieren. Es ist faszinierend, was da von Anfang an alles an Talenten drin steckt, in so einem Kind. Viele von uns sind sich dessen meist gar nicht bewusst, denn wir selbst verlernen das meiste davon im Lauf der Zeit wieder. Das ist bekannt so. Ein Allgemeinplatz quasi. Dazu gibt’s diverse Studien. Über solche Selbstverständlichkeiten brauchen gar nicht mehr zu reden. Reden wir zur Abwechslung lieber mal über Kollateralfähigkeiten. Also um das, was neben dem reinen kreativen Schaffensprozess alles an Talenten entsteht. Wie zum Beispiel das Signieren.

Um seinen Namen unter ein Kunstwerk zu setzen muss man erstmal Schreiben können? Weit gefehlt. Das ist ein Irrglaube, wenn auch ein weit verbreiteter. Vor allem unter uns erwachsenen Kreativlosen. Kinder kennen irgendwoher noch den eigentlichen Sinn hinter der Signatur, die ursprüngliche Idee sozusagen, die immer schon da war, das Wesen so einer Unterschrift beschreibt und nur von uns erkannt werden muss. Ich könnte jetzt Platon zitieren, aber lassen wir das. Wichtig ist nur eins: Das gemeine Kind weiß, wie man ein Werk signiert, es als das Eigene markiert. Mal sind es Kringel, mal sind es Krakel, nie sind es übrigens drei Kreuze. Hauptsache ist, dass man am Ende weiß, von dem das Kunststück ist. Das ist Know-how für die Ewigkeit. Das braucht man immer wieder. Hier legen sich die Kinder einen Grundstein, der ihnen noch oft hilfreich sein wird. Unterschriften leisten: dafür gibt’s wahrlich viele Gelegenheiten im Leben.

In genau diesem Leben war ich kürzlich übrigens mal bei einer Bank. Für eine Unterschrift. Das eigentliche Werk war recht schlicht, eher wenig kreativ. Man kennt das ja: irgendwann müssen es nicht mehr bunte Farben, schwungvolle Kurven und elegante Formen sein. Irgendwann reicht ein olles Formular und gut ist’s. Meist sogar ein vorgedrucktes, viel mehr Schaffenskraft haben wir im ausgewachsenen Alter gar nicht mehr. Aber eine Unterschrift, die darf’s noch sein. Die bekommen wir noch hin. Das geht. Und die Dame in der Bank sah mir so aus, als ob sie das mit den Buchstaben schon ganz gut drauf hätte. Hier würde ich weder mit billigen Kringeln, noch mit wackeligen Krakeln heraus gehen, hier gibt’s etwas Solides. Das stand für mich ganz klar fest. Bis sie mir sagte: Wissen Sie was? Das mit der Unterschrift, das ist nicht so einfach. So etwas habe ich hier noch gar nicht gelernt.

Wer tatsächlich immer noch denkt, dass wir im Alter an Kreativität einbüßen, hat sich offenbar gründlich getäuscht.

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Schlafen wie ein Geoglyph

Den besten Schlaf gibt es bei vollkommener Entspannung. Das wissen wir nicht erst seit den Hochtagen des autogenen Trainings. Im Schlaf schaut die Visage am ehrlichsten drein. Und auch der Rest der körperlichen Haltung kommt frei von Pose daher.

Der kleine Mann allerdings ist voller Posen und hat selbst im Schlaf eine ganz eigene Art, seine entspannteste Haltung einzunehmen: mit gehobenen Händen. Im Liegen, versteht sich. Erstens schläft es sich generell besser im Liegen als im Stehen und zweitens ist die aufrechte Körperhaltung noch nicht des Sohnes starke Seite.

Er schläft also mit gehobenen Händen. Nach anfänglicher Skepsis habe ich das jetzt für eine Weile recht locker mit angesehen. Im Selbstversuch konnte sich diese Haltung zwar nicht als vollkommener Quell der Entspannung bewähren, aber wenn der kleine Mann schon in seinen jungen Tagen derart kreative Gestaltungsideen entwickelt, möchte ich als Erziehungsberechtigter dem ganz sicher nicht im Wege stehen.

Wenn nur dieses Déjà Vu nicht wäre. Dieses Gefühl, dass ich diese Pose des Liegens mit gehobenen Händen schon einmal gesehen habe. Und zwar bevor der kleine Mann die Bühne betrat. Da mir aber schlicht nicht einfallen wollte, woher diese vage Ahnung eines Erinnerungsgedankens in den Tiefen des Gedächtnisses stammen mag, habe ich diesem Hirnzellentheater nicht viel weitere Beachtung geschenkt.

Was natürlich nur ein Ausdruck von unangebrachter väterlicher Bescheidenheit war. Denn auch ohne viel Nachdenkens ist eines ganz klar – der kleine Mann ging bei den ganz großen in die Schule:

Gigante de Atacama

Wie zum Beispiel dem Gigante de Atacama – dem angeblich größten Männchen der Welt. Gelegt aus Steinen ist er ganz Geoglyph und liegt auf seinem Felsen. Schläft womöglich. Und zwar in recht genau der Haltung, die auch der Nachwuchs des Nachts einnimmt. Da hat er messerscharf beobachtet.

Dass auch der kleine Mann ein ganz Großer ist, steht natürlich vollkommen außer Frage. Aber wie er zu seinen Beziehungen zu alten Typen kommt, darüber sollten wir uns wohl noch mal unterhalten. Sonst wird das nichts mit der Entspannung und dem ruhigen Schlaf. Zumindest nicht beim Herrn Papa.

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Ein Depp ist kein Depp

Johnny Depp als Papa.

Respekt.