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Neil Gaiman auf die Ohren. In einem Podcast.

Die Sache mit diesen Podcasts ist durchaus eine schwierige. Einige betrachten sie als große auditive Umweltverschmutzung, andere halten sie für eine feine Form der Unterhaltung, die manchmal sogar informativ ist. Beide Seiten sind verständlich und nachvollziehbar. Auf welcher ich stehe, erkennt man vielleicht daran, dass ich selbst so einen Kanal betreibe.

Aber selbst wenn man den Podcast als solchen als akzeptable Medienform respektiert, bleibt es kompliziert. Wie das so ist: Wir sind ja alle meinungsstark, wissen jeweils, was richtig ist und alle anderen haben entweder keine Ahnung oder sind nur schlecht informiert. Ihr kennt das sicher.

Eine dieser Lagerbildungen bezieht sich dabei auf die Länge und Gestaltung der Kanäle. Kurz und knackig für glasklare Information. Lang und ausschweifend für Laberkanäle, die sich selbst gefallen, aber ansonsten nur die Zeit der Hörenden verschwenden. Im letzteren Lager spielen vor allem Teams aus zwei oder mehr männlichen Typen, die ohne Plan und Vorbereitung in Mikrofone sprechen und das Ergebnis dann ohne weitere Bearbeitung oder Qualitätssicherung in die Welt heraus entlassen. Wie gesagt: Es ist kompliziert.

Und doch gibt es Ausnahmen.

Wie zum Beispiel Neil Gaimen, wenn er bei Tim Ferriss zu Besuch ist. Neil Gaiman. Mehr muss man gar nicht sagen, oder? Ein großartiger Mensch. Ein großartiger Autor. Eine großartige Stimme.

Und das Gespräch ist ganz wundervoll angenehm unaufgeregt. Trotz der Länge von mehr als anderthalb Stunden fühlt es sich an wie ein charmanter Traum, der in Erfüllung geht, wenn man diesem Mann zuhören kann, wenn er zum Beispiel seinen Schreibprozess reflektiert:

If I’m doing anything long, if I’m working on a novel, for example, I will always have two fountain pens on the go, at least, with two different colored inks, at least, because that way I can see at a glance, how much work I did that day. I can just look down and go, “Look at that! Five pages in brown. How about that? Half a page in black. That was not a good day. Nine pages in blue, cool, what a great day.”

Und Tim Ferriss beweist ausreichend Stil, sich vornehm zurückzuhalten, seinem Gast Raum zur Entfaltung zu geben und mit einigen wohlplatzierten Fragen und Anregungen dem Gespräch einen angemessenen Rahmen zu geben.

So macht das mit den Podcasts Spaß. Wenn man sich denn überhaupt erstmal für das gesprochene Wort erwärmen kann, klar.

Kleiner Nebeneffekt: Die Episode ist von Ende März, immerhin dieses Jahres. Das zeigt aber ganz wundervoll: Dieses selbstbestimmte, zeitversetzte Hören, das ist ganz wundervoll. Super tolle Sache. Echtjetztmal.

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Unsere deutsche Gründlichkeit ist zu langsam. Oder: Die Rechte von KI-Übersetzungen bleiben bei der Autorin

Reden wir über die liebe deutsche Gründlichkeit und was sie so anrichten kann. Das machen wir natürlich ganz entspannt, indem wir uns erstmal einen Podcast auf die Ohren legen. Konkret empfehle ich die aktuelle Folge der Vienna Writerin, bei der Joanna Penn zu Gast ist.

Joanna ist eine Autorin von spannender Belletristik und von Sachbüchern. Lässt sie ihre Bücher jetzt ins Deutsche übersetzen, liegt das Copyright dafür bei der jeweiligen Übersetzerin. Schöpfungshöhe und so, die Idee ist durchaus nachvollziehbar. In so einer Übersetzung steckt schließlich Arbeit drin.

Aber: Die Erde dreht sich weiter, die Zeit schreitet voran. Erste Entwürfe für Übersetzungen lassen sich auch weniger manuell erstellen. In besagter Podcastfolge hören wir jetzt: Lässt unsere Autorin einen – wie auch immer gearteten – Entwurf einer Übersetzung schlicht überarbeiten, bleibt das Copyright bei ihr.

Joanna greift das Thema in ihrem eigenen Podcast noch einmal explizit und etwas ausführlicher auf. Zitat daraus:

[…] the copyright for the translation belongs to the owner of the document.
This is super important for German, in particular, because in Germany, the translator can have the copyright to the translation. But if the first draft belongs to you, then any further translation is editing of an initial draft so the copyright remains with the author. Since control of intellectual property is a critical part of the author business, this was attractive!

Joanna Penn in »Tips For Self-Publishing In Translation: Adventures With AI and German«

Da haben wir Deutschen uns ja mal wieder ein super Ei ins Nest gelegt. Meine Güte.

Aber mit DeepL hat Joanna zumindest den Service einer deutschen Firma genutzt. Vielleicht haben wir den Anschluss also doch nicht nicht komplett verpasst. Ein Trost.

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Mastodon für Bücherfreunde

Vor kurzem hat der hier sehr geschätzte Herr Thomas Dentaku Renger ein Gefühl sehr schön auf den Punkt gebracht:

Vielleicht sind zwölf Jahre auf Twitter ja auch genug.

Genau, vielleicht ist das wirklich so, zumindest so ein klein wenig. Als potenziell alternativen oder zumindest ergänzenden Kanal führt auch gleich etwas auf: Mastodon. Das ist zum einen wohl eine üble Schrammelband, die viel Krach macht; zum anderen ist es aber ein Social-Media-Dingens, das nicht von einer zentralen Instanz geführt wird, sondern das sich aus vielen einzelnen Knoten zusammensetzt, die miteinander verdrahtet sind und damit ein ganz wundervolles Netz ergeben.

Das kann man jetzt für technischen Schnickschnack halten. Oder man mag es als Möglichkeit sehen, dass diese ganzen Knoten sich jeweils thematisch ein wenig fokussieren können und dadurch quasi idyllische Inseln im großen Meer des lauten Durcheinanderbrüllens bilden.

Und dem ist so. Das tun sie durchaus. Von diesen Inseln gibt es wirklich ein paar. Die widmen sich dann oft irgendwelchem technischen Krimitambo, so gibt es für Anhänger des CCC zum Beispiel chaos.social.

Aber das ist nicht alles. Für Freunde der gepflegten Wortwahl gibt es jetzt nämlich literatur.social. Dort sind zum Beispiel die Autorinnen unter uns sehr herzlich willkommen. Und die Lektorinnen. Und die Verlegerinnen. Und die Selfpublisherinnen. Und die Buchverkäuferinnen. Und die Buchbloggerinnen. Und überhaupt: die Leserinnen.

Und als wäre das nicht schon toll genug, dürfen sogar wir Männer mitspielen. Toll, toll, supertoll. Und mit @buechergefahr ist der Podcast des Hauses auch bereits dabei.

Und wer (vorerst?) vielleicht nicht gleich auf das gewohnte Twitter verzichten möchte, kann ja mal einen Blick auf den Mastodon-Twitter-Crossposter werfen. Damit kann man wohl so einiges an Hin und Her ganz brauchbar automatisieren, wenn man das denn möchte.

Mobile Apps für Android und für iOS gibt es auch.

Also: Nur zu, probiert’s ruhig aus. Drüben, bei literatur.social. Denn wer weiß? All die ganzen Jahre auf Twitter sind vielleicht ja auch genug.

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In eigener Sache: KI für Selfpublisher

Wer vom momentanen Themenschwerpunkt im Podcast des Hauses noch nicht genug hat, kann jetzt auch zur aktuellen Dezember-Ausgabe der Zeitschrift  »der selfpublisher« greifen. Darin gibt es unter anderem den Beitrag »Künstliche Intelligenz für Selfpublisher«, den ich natürlich ganz und gar und vollumfänglich und euphorisch empfehlen kann.

Also, wenn man sich für das Thema irgendwie erwärmen kann, versteht sich. Ansonsten lohnt sich die Ausgabe jedoch selbstverständlich ebenfalls, wie man dem Inhaltsverzeichnis sehr gut entnehmen kann. Das Heft gibt es im gut sortierten Zeitschriftenhandel des eigenen Vertrauens zu kaufen. Und man kann es sich natürlich auch direkt im Shop der Autorenwelt bestellen.

Na dann, viel Spaß.

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Mein Beitrag bei den stimmfarben von junaimnetz

Nebenan, bei junaimnetz erscheinen momentan die einzelnen Teile ihres stimmfarben-Projekts. Dabei handelt es sich um kurze prosaische Texte, welche sie von anderen hat einlesen lassen. Es wächst hierbei somit ein kleiner literarischer Podcast heran, welcher nach Erscheinen aller Folgen als in sich geschlossenes Werk besteht.

Das ist nicht nur interessant und faszinierend, aufgrund der ganz unterschiedlichen Stimmen ist es auch abwechslungsreich und unterhaltsam. Das gilt trotz der nicht immer so ganz hellmunteren Texte. Aber wenn wir ausschließlich durch die rosarote Brille gucken, macht das Leben auch keinen Spaß mehr.

Zum Reinhören empfehle ich jetzt eiskalt das Ringspiel, welches ich selbst eingesprochen habe. Aber Vorsicht, es kommt mit einer Altersempfehlung: Ab 18 Jahren. All jene, die das nicht abschreckt, sind für etwa acht Minuten herzlich zum Zuhören eingeladen.