Beiträge zum Thema “sprachentwicklung”
April 7, 2013
Vom Einkaufen und sprachlichen Herausforderungen
Wenn man die Tochter fragt, herrscht hier im Haus eine klare Aufgabenteilung. Das ist gut so. Es ist von Vorteil, wenn jemand den Überblick behält. Ansonsten würde es nur drunter und drüber gehen. Nicht auszumalen. Es wäre das reinste Chaos. Aber wir haben ja die Tochter. Und fragt man sie, steht zum Beispiel fest: Geht es um das Einkaufen, ist Papa dran. Und sie unterstützt. Immer. Grundsätzlich. Zumindest, wenn man die Tochter fragt.
Januar 10, 2013
Mir sin die wo gwinne welle
Eine der ganz alltäglichen Herausforderungen der Kindererziehung liegt darin, ihnen ihre Muttersprache möglichst überzeugend nahezubringen. Herkunft ist dabei alles. Es hilft also, dass beide Eltern hier im Haus aus dem Epizentrum des Hochdeutschen stammen. Wir können somit gar nicht anders, als dem Nachwuchs das Sprechen in glasklarem Hochdeutsch beizubringen. Da gibt es kein Entrinnen. Die Natur hat es uns einfach so mitgegeben. Was sollen wir machen? Es ist der pure Hang zur Glaubwürdigkeit, der uns gelegentlich eine Ölf einstreuen lässt, wenn es um die Zahl zwischen der Zehn und der Zwölf geht.
November 28, 2011
Neue Brille
Die Tochter steckt mitten drin in ihrer Sturm- und Drang-Zeit. Es stürmt und drängt zumindest nur so aus ihr heraus. Sind es mal nicht die Zähne, sind es die Wörter. Ich bin dankbar für jedes der letzteren. Zumal sie Papa sagt. Seit kurzem erst. Da wird das Herz warm. Und wir klatschen uns freudig in die Hände, wenn sie angelaufen kommt, sich vor mir aufbaut, erst die Arme in die Hüften stemmt und dann laut Papa!
Juli 17, 2011
Frauen
Wie sich die alten Hasen hier in der Runde vielleicht noch erinnern können: Die ersten Wörter des Sohnes waren: Mama, Ba, Auto, Bagger und Ja. Mitlerweile, er ist jetzt dreieinhalb, sagt er zumindest gelegentlich auch Papa. Das freut mich natürlich. Dafür bin ich ihm dankbar. Auch als moderner Mann von heute nimmt man schließlich, was man kriegen kann. Und ich habe mich von Anfang an über diese etwas unelegante Ignoranz des kleinen Mannes damit hinweg getröstet, dass Jungs nun mal so sind.
Mai 3, 2011
Feminine Eleganz
Die sprachliche Entwicklung von Kindern ist eine faszinierende Angelegenheit. So war der Sohn schon im zarten Alter sprachlich effizient, wenn auch in der Benennung seiner Liebsten etwas unelegant. Ganz anders seine Schwester. Sie beginnt keineswegs mit dem, was unsereiner vielleicht als anfänglich lebensnotwendig bezeichnen würde. Eltern anreden etwa. Oder Spielzeug benennen. Alles Quatsch. Irgendjemand von den Eltern ist eh immer da und das Spielzeug nimmt man sich einfach, wenn man es braucht.
April 23, 2011
Küsschenwache
Wir sitzen hier. Wir gucken Boote. Wir genießen die Ruhe. Wir werden wach gerüttelt vom Sohn, der wieder eines seiner absoluten Lieblingsboote entdeckt hat, plötzlich aufspringt und laut Küsschenwache! brüllt.
Etwas weniger laut, aber mit nicht weniger Nachdruck, läuft er anschließend einmal reihum und verpasst jedem möglichst feuchte Schmatzer. Die bitte sofort an alle anderen weiter zu geben sind. Küsschen hier, Küsschen da. Küsschen dort. Es ist ein wahrer Exzess.
März 24, 2011
Feine Sitten
Kommunikation ist heutzutage alles, heißt es. Willst Du erfolgreich sein im Leben, lerne gut zu reden. Heißt es zwar nicht, aber da ist sicherlich trotzdem etwas dran. Und da man das am besten von der Pike auf lernt, werden die Kinder des Hauses hier entsprechend erzogen. Es werden also nicht onomatopoetisch wertvoll gutturale Laute in den Äther geblasen, wenn man mit jemandem spricht. Natürlich nicht. Statt dessen wird möglichst in ganzen Sätzen gesprochen und anständig Bitte und Danke gesagt.
Juli 25, 2010
Una Botella
Sohn: Papa, was ist das?
Ich: ¡Es una botella de vino!
Sohn: Warum?
Als moderner Mann von heute respektiere ich es natürlich, wenn der Sohn auf einen gepflegten Umgangston bei Tisch besteht.
Februar 23, 2010
Wer nicht fragt, bleibt dumm.
Der Sohn und ich, wir unterhalten uns.
Sohn: Du, Papa, da stehen Schuhe.
ich: Das stimmt, mein Sohn. Es sind die Schuhe von der Nachbarin.
Sohn: Warum?
Sohn: Papa?
ich: Ja, mein Sohn?!
Sohn: Mama soll auch noch etwas essen!
ich: Nun, ich glaube, die Mama ist schon fertig und hat ausreichend gegessen.
Sohn: Warum?
ich: Sohn, möchtest Du lieber Treppe laufen oder Fahrstuhl fahren?
Sohn: Treppe!
ich: OK, dann laufen wir.
Dezember 31, 2009
Retrospektive. Oder: Mama und Papa sind wie Ying und Yang
Zum Jahresausklang heißt es: Revue passieren lassen. Was hat das letzte Jahr gebracht? Was gab es neues? Was könnte es für die Zukunft bedeuten?
Schauen wir uns zum Beispiel die sprachliche Entwicklung des Sohnes an. Damit ging’s erheblich voran im gerade vergehenden Jahr. Von onomatopoetischen Grundlagen ging es hin zu ausführlichen Erörterungen sinntragender Lebensphilosophien. Manchmal zumindest.
Zwischendurch schien es dabei, als ob der Sohn bei seinem Lerneifer recht eigensinnige Prioritäten setzt.
November 23, 2009
Tortenheber
Ein kleiner Dialog zwischen der Dame des Hauses und dem kleinen Mann am Kaffeetisch:
Er: Messer!
Sie: Nein, mein Sohn, das ist ein Tortenheber.
Er: Messer?
Sie: Tortenheber.
Er: Tortenheber?
Sie: Tortenheber. Das ist so etwas wie ein Ponton für den Tisch, mit dem man Kuchen transportieren kann.
Er: Ah. Tortenheber.
So ein Urlaub am Wasser ist nicht nur erholsam, sondern auch in Bildungsfragen sehr zu empfehlen.
November 2, 2009
Zusammengesetzte Substantive
Dass der Sohn ein Sprachtalent ist, haben wir schon vor geraumer Zeit festgestellt. Das war in den Anfängen seiner verbalen Kommunikationsphase, in denen er durch sprachliche Effizienz bestach. Was liegt näher als sich in der weiteren Entwicklung wieder auf die eigenen Wurzeln zu besinnen? Eben. Und so schnappt sich der Sohn den Bagger von damals und erweitert ihn zur Baggerschaufel von heute. Und während es damals hauptsächlich darum ging, seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, alle Geräte, die sich mit Bagger benennen lassen, sofort seiner Obhut anzuvertrauen, so ist er heute etwas bodenständiger geworden.
Juni 5, 2009
Wortgewaltig
Die Effizienz des Sohnes bei der Auswahl seines aktiven Wortschatzes kennen wir ja. Aber bei fünf Wörtern kann es nicht bleiben, so sorgfältig sie auch ausgewählt sind. Das sieht sogar der Sohn ein. Und arbeitet sehr umsichtig an seiner weiteren Wortfindung.
Mit Auto und Bagger sieht er sowohl den Fuhrpark als auch seine hauptsächliche Freizeitgestaltung durch satte zwei Worte abgedeckt. Ja und Ba sind kurz und eloquent genug, um schnell an Essen und Trinken zu kommen.
Mai 31, 2009
Sprachliche Effizienz
Schon in jungen Jahren ist es wichtig, mit den eigenen verfügbaren Ressourcen möglichst sparsam umzugehen. Der natürliche Verschleiß kommt sicher noch früh genug. Da muss man nicht auch noch extra nachhelfen. Das sieht der Sohn ganz genauso. Und beschränkt vorläufig sein aktives Vokabular auf exakt fünf Wörter.
Mama sagt er natürlich. Vor allem zu mir. Gelegentlich auch zur Dame des Hauses; nicht ganz so häufig zu wildfremden Leuten, immerhin meist Frauen.
Februar 23, 2009
Glasklares Hochdeutsch
Sprache ist gut. Korrekte Sprache ist noch viel besser. Da trifft es sich gut, dass die Ahnen der Familie aus einer Gegend kommen, die selbstverständlich die Wiege des reinen Hochdeutsch ist. Aus Ehrfurcht vor diesem Erbe bin ich als moderner Mann von heute natürlich sehr bestrebt, diese reine sprachliche Eleganz direkt an den Sohn weiter zu geben.
Er weiß das auch sehr zu schätzen. Und bringt derzeit jeden Wunsch, jedes Gefühl, jeden Imperativ, jeden dezenten Hinweis auf spannende Geschehnisse in einem einzigen, glasklaren, schnörkellosen und dialektfreien Wort auf den Punkt: Da!