Beiträge zum Thema “essen”
August 21, 2015
Eine Wertetüte mit vier Fragen
Das Leben als Eltern wird tatsächlich nie langweilig. Es kommen Überraschungen und Wendungen auf einen zu, mit denen man in der Form nicht unbedingt gerechnet hätte. So geht der Sohn zum Beispiel zur Schule und lernt dort tatsächlich Lesen. Super Sache? Nun, es kommt darauf an.
Die Unbeschwertheit am Frühstückstisch zum Beispiel, sie ist dahin. Früher konnten wir uns da ungestört anschweigen und in Ruhe den Kaffee schlürfen sowie im Müsli herumstochern.
März 7, 2014
Gemisch von vielen Sorten Gemüse
Der Sohn wird langsam erwachsen. Man merkt es nicht nur daran, dass er dieses Jahr in die Schule kommt. Man merkt es auch an seinen Umgangsformen. Sie werden wirklich immer geschliffener. Da wirkt nicht mehr nur kindliche Naivität und Direktheit. Man merkt jetzt, wie er immer professioneller versucht, taktisch zu agieren und strategisch geschickt Fäden im Hintergrund zu ziehen, die später ihre vordergründige Wirkung entfalten können.
So wird zum Beispiel seine Kritik immer subtiler.
Oktober 28, 2013
Knieper
Früher war mehr Hummer. Da machen wir uns mal nichts vor. Das letzte Mal Hummerschlemmen: wie lange ist das wohl her? Na? Jetzt komme mir niemand mit “Letzte Woche. Heute ist schließlich erst Montag.” Das glaube ich Euch eh nicht. Und das liegt ausnahmsweise nicht nur an meiner zweifelnden Ignoranz. Sondern ganz schlicht an den knallharten Fakten.
Früher gab’s nämlich tatsächlich mehr Hummer. Zumindest in den uns nahegelegenen Krebswohngegenden. Rund um Helgoland zum Beispiel.
November 6, 2012
Aufschneiderei
Jetzt ist mal Schluss mit den ganzen Geschichten. Jetzt kommen wir zu den wirklich wichtigen Sachen. Jetzt wird es ernst. Denn ich verrate Ihnen mal eins: Nur wenige Menschen haben das Glück, einen Baumkuchen geschenkt zu bekommen. Einen echten, einen aus Salzwedel.
Bei jenen, die das mit dem Glück geschickt organisieren und somit einen solchen Kuchen besitzen, sieht es vielleicht so aus:
Und jetzt verrate ich Ihnen gleich noch etwas: Solches Glück sollte man nicht einfach wegwerfen.
Oktober 18, 2012
Rechenschieber
Eine Familie zu haben heißt, einen geregelten Tagesablauf zu haben. Das geht früh am Morgen schon los. Nach der täglichen Rangelei im Bad sitzen wir relativ zügig am Frühstückstisch. Die Tochter trinkt Milch, der Sohn und ich: wir essen Müsli. Es ist wirklich jeden Tag das Gleiche. Da steckt so viel Routine drin, es könnte glatt langweilig werden.
Das sieht der Sohn wohl ähnlich so und zählt beim Essen erst einmal das Obst auf dem Tisch durch.
September 17, 2012
Etappensieg
Zeit vergeht, das ist ihr Job. Wahrscheinlich muss das so sein. Schlimm nur, dass dabei die Kinder quasi wie nebenbei groß werden. Man guckt einmal nicht hin und zack: krabbeln sie. Laufen, Sprechen, Fahrradfahren: ruck zuck geht das alles. Passt man einmal nicht auf und setzt den Nachwuchs im Auto auf den falschen Sitz, fahren sie mit der Karre einfach davon. Wenn man richtig Pech hat, verstellen sie obendrein auch noch die Musikauswahl im Gefährt.
Juli 11, 2011
Essensarithmetik
Zum Abendessen gibt es Reste. Was weg muss, muss weg. Also kommen die Frischkäse auf den Tisch, die Camemberts, die eingelegten Auberginen, die Salami vom wohl besten Fleischmann des Landes. Alles Reste. Alles angefangen, angeschnitten, irgendwie darin herumgestochert. Immerhin: das Baguette ist frisch und die Melone erst neu aufgeschnitten.
Die Kinder stört’s nicht. Sie langen in vollen Zügen zu. Während die Tochter nur darauf bedacht ist, einfach genug Einzelbestandteile aus den verschiedenen Schälchen vor sich zu haben, um diese angemessen kreativ neu auf dem Tisch arrangieren zu können, ist der Sohn etwas wählerischer.
Juni 20, 2010
Divide and Conquer
Wir haben Besuch im Haus. Die Großeltern sind da. Und eines Morgens hat es sogar geklappt, dass alle rechtzeitig wach sind, damit die Sache mit dem gemeinsamen Frühstück wie geplant über die Bühne gehen kann.
Wir sitzen also am Tisch. Der Trog mit den frischen Brötchen macht die Runde. Und natürlich passt der Sohn ganz genau auf, dass sich jeder ein Exemplar der korrekten Sorte nimmt. Ordnung muss sein. Das gilt auch schon früh am Morgen.
Mai 14, 2010
Wilde Kerle
Der Sohn hat einen langen Tag hinter sich. Ist schließlich Brückentag. Da wird aufgestanden wie an ganz normalen Arbeitstagen. Trotzdem kann man als kleiner Mann im Haus nicht einfach zur Arbeit gehen und in Ruhe den ganzen Tag mit den Kolleginnen in der Kita chillen. Nein, da soll man auf einmal zu Hause bleiben. Und so Sachen machen. Baumarkt, Bummeln, Bäume ausreißen. Das schafft alles ganz furchtbar. Und am Abend ist der Tag gelaufen.
Mai 3, 2010
Politik zum Nachtisch
Man soll nicht nur die Feste feiern, wie sie kommen, sondern auch das Obst dann essen, wenn es frisch ist.
– besonders schlaue Lebensweisheit Der Sohn hält viel von großen Sprüchen. Und schlauen Lebensweisheiten gegenüber ist er ebenfalls sehr aufgeschlossen. Also sitzt er dort, wo er generell gern sitzt: auf dem hohem Stuhl am Küchentisch. Und brüllt: «Sauer macht lustig!»
Als moderner Mann von heute bin ich natürlich ein Experte im Deuten der Wünsche des jungen Mannes.
April 23, 2010
Alles Obst auf den Tisch, am besten ganz frisch.
Obst ist gesund. Obst kommt auf den Tisch, am besten ganz frisch. Es kommt aus der Gegend, ist quasi noch lebend. Frisch vom Acker geschnitten, lassen wir uns nicht bitten.
Die Saison ist eröffnet. Der Tisch ist gedeckt. Das Frischobst in der Schale, der Rhabarber auf der Wage. Dann kommt er in den Topf, wird zu feinem Kompott. Alles Obst auf den Tisch, am besten ganz frisch!
So erzähle ich es auch dem Sohn: «Das Obst ist gut, also hab‘ nur Mut.
Oktober 9, 2009
Häppchenweise
Sich die Erziehungssitten anderer Familien anzugucken, ist zwar interessant und unterhaltsam, hat meist aber wenig Sinn. Zu ungewöhnlich ist das, was die anderen machen. Zu schnell wirkt es vollkommen absurd und scheint jedweder auch nur halbwegs schlüssigen Logik zu entbehren. Dabei ist es recht unerheblich, worum es konkret gerade geht. Schlafen gehen und Wege zum Durchschlafen, Laufen lernen, Zähne bekommen, Musikinstrumente beherrschen, Reiten können, Autos fahren, am Tisch sitzend auch wirklich etwas essen: auf den ersten Blick sind es alles Banalitäten, nicht der Rede wert, ganz klar zu handhaben.
August 16, 2009
Chance vertan
Es klingelt. Am Festnetzanschluss. Was nur sehr selten passiert. Entsprechend zögerlich nehme ich den Hörer ab. Und werde von einer charmanten Frauenstimme begrüßt. Die Dame des Hauses ist es nicht. Sie ist nämlich ebenfalls zu Hause und würde mich im Zweifelsfall auch eher auf dem Funkgerät anrufen. Also bin ich stutzig und gucke mich nach dem Sohn um. Vielleicht hat er sich ein neues Spiel ausgedacht und lauert jetzt hinter der nächsten Ecke um zu gucken, wie es läuft.
März 8, 2009
Der Placebo-Effekt
Halbe Sachen sind nichts für den kleinen Mann. Wenn er etwas neues lernt, dann bleibt er so lange dabei, bis er es in all seinen Schattierungen durchschaut und verinnerlicht hat. Das gilt nicht nur für die rein luxuriösen Hobbys in seinem Leben, sondern auch für die einfachen und essentiellen Dinge. Wie Essen und Trinken.
So gehört zum Trinken zum Beispiel nicht nur, die Flüssigkeitsmassen in sich hinein zu schütten. Das wäre schließlich nur die halbe Sache.
Mai 23, 2008
Nachtisch
Der kleine Mann hat zu vielen Themen eine Meinung. Eine ganz klare. Und die äußert er natürlich auch. Zum einen verbal. Aber wenn er meint, dass das Verständnis des Gegenübers hierbei zu wünschen übrig lässt, dann zum anderen auch gern auf weiteren Wegen.
Wenn er zum Beispiel deutlich auf den Tisch haut, sobald die Eltern daran zum Essen bereit sitzen, hierbei ganz klar die Zielsicherheit der eigenen Hände beim Zugreifen an allen möglichen Lebensmitteln und Esswerkzeugen trainiert, wenn er jeden Happen der Eltern auf dem Weg vom Teller zum Mund mit großen Augen verfolgt und beim Kauen selbst emsiger dabei ist als die Essenden selbst, dann ist das alles ein deutliches Zeichen, dass der kleine Mann in dieses Familienritual mit einbezogen werden möchte.