Beiträge zum Thema “berufswunsch”
Oktober 6, 2015
Damenwahl (3)
Das Leben als kleine Schwester ist sicher nicht immer leicht. Egal, was man macht, egal, was man anfasst, egal, was man gern einmal probieren möchte: Mit einiger Wahrscheinlichkeit hat der große Bruder es auch schon gemacht, gefasst, probiert. Und da er ein paar Jahre Vorsprung hat, klappt’s bei ihm wohl auch besser. Es muss frustrierend sein. Aber was auf den ersten Blick nur wie eine kleine Schwester wirken mag, ist in Wirklichkeit natürlich eine große Tochter.
August 3, 2013
Berufswunsch (19)
Kinder sind knallharte Verhandlungskünstler. Wer keine Kinder hat und glaubt, dass er im Alltag oder Beruf mit gnadenlosen Verhandlungsgegnern konfrontiert wird, hat das Leben noch nicht gesehen. Kinder stellen das bisschen Verhandlerei, welches wir normalerweise so um uns herum vorfinden, locker in den Schatten. Dabei fängt alles ganz harmlos an.
Denn den puren Hang zur eigenen Meinung und eigenen Wünschen entdeckt der Nachwuchs relativ fix. Das kennen wir sicher alle: Schokolade hier, Gummibärchen da, Baggergucken dort.
Juni 9, 2013
Berufswunsch (18)
Die laufend wechselnden Hobbies der Kinder sind ein Phänomen für sich. Autos, Bagger, Süßigkeiten erbeuten: das kennt man ja. Das ist Routine. Damit habe ich vorher gerechnet. Irgendwann kommen dann auch andere Späße hinzu. Polizei- und Feuerwehrautos natürlich. Gern entwickeln Kinder auch mal einen Fetisch für Straßenbahnen oder Ostseeboote – je nachdem, was die Umgebung gerade so hergibt. Das ist meist nachvollziehbar. Es ergibt sich halt aus dem alltäglichen Kontext. Es sind vorübergehende Auftritte.
November 19, 2012
Berufswunsch (17)
Die Familie sitzt beim Abendessen und wertet den Tag aus. Das kommt hier immer wieder mal vor. Aber keine Angst: Wir achten natürlich darauf, dass niemand mit vollem Mund spricht und dass ebenso niemand die eventuellen Dramen des Tages gar zu intensiv noch einmal durchleiden muss. So schlimm ist es jedoch normalerweise alles gar nicht. Denn machen wir uns mal nichts vor: Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, sind die meisten Tage durchaus recht unterhaltsam.
November 9, 2012
Berufswunsch (16)
Nach dem Essen gibt es Nachtisch. In einem vernünftigen Haushalt gehört sich das so. Das hat etwas mit vielseitiger Ernährung zu tun, ganz klar. Denn wer jetzt denkt, dass zum Nachtisch grundsätzlich nur Schokoladentörtchen und Tiramisu serviert werden, hat zwar guten Geschmack, aber die Sache mit der gesunden Ernährung des Nachwuchses irgendwie durcheinander gebracht.
Nein, es gibt natürlich Obst zum Nachtisch. Immer. Also, fast immer. Nun, manchmal zumindest. Und da Essen grundsätzlich etwas Schönes und Leidenschaftliches ist, sieht es beim Sohn nach dem Verschlingen einer saisonal passenden Südfrucht so aus:
Juli 17, 2012
Berufswunsch (15)
Die Kindheit, sie besteht aus Phasen. Man freut sich darüber besonders, wenn der Nachwuchs noch ganz jung ist. Weniger wegen der Phasen selbst. Mehr, weil man weiß, dass sie irgendwann auch wieder vorbei sind. Man denkt sich einfach: Lass die Kleinen doch schreien, das hört schon wieder auf. Und schon werden schlaflose Nächte viel erträglicher. Außerdem hilft das Aufsagen derartiger Mantras enorm, um sich selbst einfach nur wach zu halten, während man mit dem Kind auf dem Arm durch das Zimmer wippt.
April 24, 2012
Berufswunsch (14)
Es soll Leute geben, die fangen schon in frühester Jugend an, ihre Karriere zu planen. Da wird der Lebenslauf getrimmt, dass einem schwindelig wird, wenn man nur davon zu hören bekommt. Wir kennen sie alle. Es sind die Kinder, bei denen man schon den Eltern ansieht, dass der Ernst des Lebens wahrlich kein Spaß ist. Sie sind gehetzt, gestresst und ständig aus der Puste. Dabei verwalten sie nur den Terminkalender der Kinder.
April 1, 2012
Berufswunsch (13)
Es ist spät am Abend. Die Kinder sind im Bett. Eine von beiden schläft auch tief und fest, nur beim großen Bruder herrscht keine Ruhe. Ihn treibt etwas um. Er ruft laut: Papa! – da gibt es wohl etwas zu klären. Ich gehe ruhig hin, damit wir das regeln können. Ganz unter Männern. Und kaum bin ich zur Tür rein, platzt es schon aus dem Sohn heraus: Papa, stimmt’s: statt „Diebe“ oder „Räuber“ darf man auch „Einbrecher“ sagen?
Januar 1, 2011
Berufswunsch (12)
Der Sohn hat ein Geschenk bekommen. Und es hat mal wieder vier Räder. Damit kennt er sich aus. Auto! – sagt er anerkennend und steigt ein zur Probefahrt. Zum Glück ist es nicht nur groß sondern auch stabil genug, um die ersten Runden problemlos zu überstehen. Beim Ein- und Ausparken lässt sich der Nachwuchs dabei gern von mir einweisen. Ansonsten bewegt er sich aber souverän und eigenständig. Beide Hände am Lenkrad, die Füße tippeln Dank clever eingebautem Fußbodenschacht als Hilfsmotor, der Blick ist ernst und doch gelassen, beim Rückwärtsfahren lehnt ein Arm recht lässig auf der Karosse.
Dezember 26, 2010
Damenwahl (2)
Weihnachten ist gelaufen. Das Gelage hat ein Ende. Und für geübte Feiertagsgourmets waren die letzten Tage natürlich wieder ein einziger Festschmaus. Ohne Komplikationen haben wir es überstanden, vom ersten Frühstück des Tages bis zum Mitternachtsnachtisch fortwährend mit Nahrungsaufnahme beschäftigt gewesen zu sein. Was immer es gab, es wurde verspeist. Von allen, die am Tisch saßen.
Von allen?
Nun, natürlich nur von fast allen. Denn die Tochter ist noch in dem zarten Alter, in dem sie von der Dame des Hauses gestillt wird.
Juli 31, 2010
Berufswunsch (11)
Da der Sohn sich selbst gerade in einer ganz persönlichen Heizperiode befindet, hat er mal wieder ein paar der verstaubten Instrumentarien aus dem Regal geangelt. Um ein wenig von der ihn umgebenden Dramatik abzulenken, hat er das medizinische Werkzeug genommen und gleich mehrfach bei mir Fieber gemessen. Er guckt daraufhin erst das Thermoter, dann mich sehr ernst an und sagt: Papa, Du lebst ja noch!
Wohl wahr.
Und bei dieser Fähigkeit zu einer glasklaren und unwiderlegbaren Diagnose, bei dieser Sorge um das Wohl der anderen, bei diesem Einfühlungsvermögen, bei diesem Talent zu prägnanten Aussagen und bei diesem Hang zur Konzentration auf das Wesentliche wird der Sohn einmal Arzt.
Juli 11, 2010
Damenwahl (1)
Es soll Leute geben, die plagen sich bis ins hohe Alter mit der Frage, was sie den ganzen Tag lang machen wollen. Sie suchen nach ihren Talenten, ihren Gaben, ihren ganz besonderen Fähigkeiten. Andere brauchen da nicht lange zu grübeln. Ihnen ist schon sehr früh klar, wo die Reise hin geht.
Zu letzteren gehört die Tochter. Sie hat bereits ihre eigene Geburt so adäquat geplant und durchgeführt, dass gar keine Zweifel an ihren Talenten und Fähigkeiten aufkommen können.
Juli 5, 2010
Berufswunsch (9) reloaded
Sohn: Guck mal, Papa, ein Baby!
Ich: Korrekt, mein Sohn. Das ist ein Baby. Unser Baby!
Sohn: Mamas Baby?
Ich: Ja, Mamas Baby. Aber es ist auch Dein Baby.
Sohn: Mein Baby?
Ich: Klar, Dein Baby.
Sohn (mit sehr skeptischem Blick): Die da?!
Ich: Dein Baby. Genau genommen ist sie Deine Schwester und Du bist jetzt großer Bruder.
Sohn: Großer Bruder?
Ich: Großer Bruder.
Sohn: Küßchen geben!
Das war knapp. Aber Berufswunsch 9 ist dann wohl geschafft.
Mai 21, 2010
Berufswunsch (10)
Der Sohn ist ein Beobachter, ein ganz genauer. Wenn zum Beispiel jemand die Rosinen aus seinem Müslivorrat heraus pickt und heimlich vernascht, fällt ihm das auf. Wenn seine Saugnapfzahnbürste irgendwann einmal nicht so an der Dusche baumelt, wie er sie dort angeflanscht hat, dann fällt ihm das auf. Wenn die Dame des Hauses zwei verschiedene Paar Socken anzieht, dann fällt ihm das auf. Wenn bei Ausflügen die Sitzordnung im Gefährt durcheinander gerät, fällt ihm das auf.
Februar 10, 2010
Berufswunsch (9)
»Ihr Sohn ist aber sehr großzügig!« – das ist tatsächlich als Kompliment gemeint und kommt noch dazu von einer der Damen des Kita-Personals. Übersetzt heißt es, dass der Sohn den Umgang mit den zum Teil kleineren Kindern souverän beherrscht, ihnen nicht nur das Essen wegfuttert, sondern auch mal etwas abgibt; dass er den anderen das Spielzeug nicht einfach an den Kopf haut, um sie erst K.O. zu schlagen und anschließend das Werkzeug ganz allein für sich zu haben, sondern dass er mit den anderen zusammen spielt, die Autos gemeinsam im Kreis zu jagen, die Regale gemeinsam systematisch auszuräumen, die Raumgestaltung gemeinsam neu zu durchdenken und ganz generell gemeinsam dem Personal das Leben schwer zu machen.
Januar 7, 2010
Berufswunsch (8)
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Die Berufswahl geht durch den Magen. Das ist auch vollkommen in Ordnung so. Denn bei Tisch, da setzt sich die Familie zusammen, nimmt sich Zeit und erlaubt großartige Gespräche über die weitere Zukunftsplanung.
Fast wortlos, manchmal.
Zum Beispiel, wenn der Sohn gedankenverloren vor seinem Käsebrot sitzt. Es greift und wendet. Von allen Seiten sorgfältig begutachtet. Schließlich herzhaft hereinbeißt und zufrieden guckt. Fragende Blicke beantwortet er mit einem schlichten: Loch!
November 4, 2009
Berufswunsch (7)
Die Berufswahl geht durch den Magen. Das ist soweit nichts Neues. Neu scheint mir jedoch die Tragweite der Wahl dessen, was es eigentlich gerade zu Essen gibt. Selbst einfachste Gerichte können bei genauer Betrachtung erheblich bedeutungsschwanger werden. Ein schlichtes Spiegelei mit Brokkoli und Sättigungsbeilage etwa.
Denn wenn der Sohn einmal entdeckt hat, welchen Schatz er da vor sich liegen hat, wird dieser nicht mehr aus den Augen gelassen. Er wird vollkommen in Beschlag genommen.
September 5, 2009
Berufswunsch (6)
Es gibt so Sachen, die macht der normale Durchschnittsbürger eher nicht. Einen Freizeitpark in der Pfalz besuchen zum Beispiel. Wir haben das jetzt trotzdem mal gemacht. Nicht, weil der Sohn gedrängelt hätte. In dieser Hinsicht ist er doch noch recht entspannt. Aber er hatte sich kürzlich für ein paar Wochen einen Gastschüler ins Haus geholt. Und wie das so ist mit den Gästen, den Gelegenheiten, dem Nutzen dieser, den Gepflogenheiten und Möglichkeiten im deutschen Lande sowie dem Kennenlernen eben dieser: Manchmal kommt es alles zusammen.
April 8, 2009
Berufswunsch (5)
Bekanntermaßen ist der Sohn ein Freund gesitteter Tischmanieren. Sitzt er am Tisch, fühlt er sich wohl. Das liegt natürlich hauptsächlich an seinen charmanten Tischnachbarn. Also meistens uns, den Eltern. Aber auch ein gepflegtes Mahl lehnt er nicht ab. Und wenn der Nachtisch vertilgt ist, lädt er gern zu einem Verdauungsspielchen ein. So viel Luxus muss gefeiert werden. Sagt der Sohn. Und hebt sein Glas.
Genau: sein Glas. Denn immer nur aus Kunststoffbechern mit Silikonaufsatz zu trinken, hält er mittlerweile für unwürdig.
März 1, 2009
Berufswunsch (4)
Wenn der Herr Papa des Hauses mal wieder den modernen Mann spielt und dabei sogar einen Staubsauger in die Hand nimmt, dann ist der Sohn nicht weit. Zumindest ist er nicht weit vom Staubsauger.
Ganz im Gegenteil. Ganz dicht heran setzt er sich. Und übernimmt die Kontrolle. Das Gerät hat nämlich genau zwei Knöpfe. Und beide lassen sich nicht nur drücken, sondern auch drehen. Genau das macht der Sohn dann auch: Er setzt sich hin, hat das Gerät vor sich und drückt und dreht an den Knöpfen herum, wobei er keine Miene verzieht.
Januar 8, 2009
Berufswunsch (3)
Der kleine Mann ist recht kreativ im Einsatz alltäglicher Gegenstände als Spielzeug. So bemächtigt er sich beispielsweise gern diverser Tupperdosen, die er sich erfolgreich greifen kann. Dabei ist er nicht gerade wählerisch, was den Inhalt der Dosen anbelangt. Sondern sie werden grundsätzlich erst einmal geschüttelt wie ein Würfelbecher und erst dann dreht er sie um, trennt vorsichtig den Deckel ab und schaut er nach, was eigentlich in der Dose steckt.
Dezember 7, 2008
Berufswunsch (2)
Völlig unbeeindruckt von aktuellen Meldungen zu Absatzvolatilitäten einiger Autohersteller intensiviert der kleine Mann gerade seine Leidenschaft für vierrädrige Gefährte. Schon in seinen frühen Tagen hat er sich gern durch die Gegend chauffieren lassen. Damals war er allerdings noch eher passiv dabei und hat zur Förderung seiner eigenen Konzentrationsfähigkeit immer die Augen geschlossen, um andächtig den ihm so wohlig nahen Geräuschen zu lauschen.
Das ist heute anders. Sitzt er im Auto, so brummt sein Mund wie ein eigener Motor, drehen seine Hände eifrig am Luftlenkrad und zappeln seine Füße als könnte er sich nicht entscheiden, welche Pedale er am ehesten noch nicht erreichen kann.
November 16, 2008
Berufswunsch (1)
Bekanntermaßen sind Bücher die großen Freunde des kleinen Mannes. Seinen leicht eigensinnigen Buchgeschmack haben wir kürzlich auch schon gestreift.
Und was soll ich sagen? Die absolute Nummer eins im Buchregal ist derzeit etwas nicht mehr ganz taufrisches: What goes around comes around – The Films of Jonathan Demme. Krabbeln, Regal, Zugreifen, Jonathan Demme: alles ist wie eine Einheit. Es sieht aus wie pure Leidenschaft für die Hintergründe und wirklich kritischen und analytischen Fragen zu Streifen wie Philadelphia oder dem Schweigen der Lämmer.