Beiträge zum Thema “beobachtungsgabe”
Februar 15, 2015
Warum die Jugend von heute mit Autos nichts mehr anfangen kann
Die klassischen Industrien, sie haben es schwer. Ihnen läuft ein wenig der Nachwuchs davon. Man hört es beispielsweise immer wieder: Die Statussymbole der nachwachsenden Generation stehen nicht mehr auf vier Rädern vor der Tür, sie stecken eher mit Touchscreen in der Hosentasche.
Dabei ist die Frage, wann sie ihre Anhänger verlieren. Denn auch ganz kleine Kinder können sich anfänglich durchaus für Autos begeistern. Wir hatten das hier mal. Da muss irgendwann etwas passieren.
November 29, 2013
Vom Medienwandel in den Augen der Jugend
Sonntage können auch als Familie und mit Kindern im Haus eine sehr lockere Angelegenheit sein. Alle schlafen in Ruhe aus, frühstücken gemeinsam in vollkommener Ruhe und planen die Entspannungen für den Tag. Im Schwung dieser ausgeglichenen Harmonie wird der Papa gelegentlich in den Wald entlassen. Einfach mal einen lockeren Spaziergang machen. Das tut gut. Das beruhigt die Seele. Das kann ich übrigens nur empfehlen. Nicht empfehlen kann ich, bei so einem Rundgang nonchalant auszurutschen, auch nicht auf wundervoll und ansehnlich drapiertem Herbstlaub, auch nicht, dabei kurz mit dem Fuß herzhaft umzuknicken, um anschließend wenig elegant zurück ins warme Wohnzimmer zu humpeln.
September 9, 2013
Chefsache
Bei vielen Leuten ist es tatsächlich so, dass sich mit dem Einzug von Kindern im Haus die Frage nach der allgemeinen Lebensgestaltung neu stellt. So ein klein wenig zumindest. Bei manchen wird’s dabei schnell esoterisch oder zumindest abstrakt-theoretisch. Sie verlieren sich dann schnell in Debatten über eine ausgeglichene Work-Life-Balance, wobei nicht immer klar erkennbar ist, was genau dieses Work, das Life oder gar die Balance zwischen den Beiden eigentlich sein soll.
Januar 10, 2012
Unter Kontrolle
Früher, also vor langer Zeit, als der Sohn noch ganz klein war und gerade mal frisch Laufen konnte, stand er glatt eines Abends in der Küche, guckte noch recht schlaftrunken, schaute sich trotzdem ganz in Ruhe um und fragte dann ungläubig: Papa, wer ist dieser Mann?
Wir hatten wohl Besuch. Kommt in den besten Familien vor. Und legt man sich Nachwuchs zu, steht im Kleingedruckten nirgends, dass man diesem auf einmal über alles sofort Rechenschaft schuldig ist und Männerbesuch erst mal angekündigt gehört.
Dezember 3, 2011
Wir bremsen
Wer meint, dass Autos aus den Städten verbannt gehören, hat natürlich vollkommen recht. Wer allerdings aus der Blechschubserei das Maximum heraus holen möchte, sollte sie nutzen, um seine Kinder in die Kita zu bringen. Dabei kann man nämlich schon am frühen Morgen Sachen vom Nachwuchs lernen, die einen locker über den Rest des Tages bringen.
So hat neulich die Lektion zur Verkehrsästhetik die Augen für die — ähh — schönen Dinge geöffnet.
September 11, 2011
Der Fressa
Der gemeine Dreijährige kann es nur schwer akzeptieren, wenn es für irgendwelche Fragen keine plausiblen Antworten gibt. Für gewöhnlich sind es natürlich die Eltern, die entsprechend mit den Fragen traktiert werden und Antworten in vollkommener Präzision zu liefern haben. Manchmal scheint das, was wir Großen da erzählen, aber einfach nicht plausibel genug zu sein. Und manchmal, das gebe ich ganz offen zu, stellen wir kleinere Rückfragen, man weiß schließlich nie, was der Herr Nachwuchs da an versteckten Untertönen mit in seine Frage gelegt hat.
Juli 22, 2010
Nachtwache
Sohn: Papa, gehst Du Sport machen?
Ich: Nein, mein Sohn.
Sohn: Gehst Du einkaufen?
Ich: Nein, ich gehe nicht einkaufen.
Sohn: Bringst Du den Müll runter?
Ich: Nein, den Müll bringe ich jetzt auch nicht runter.
Sohn: Was machst Du dann?
Ich: Ich wohne.
Sohn: Na gut. Dann schlafen.
Und ich bin beruhigt, dass der kleine Mann im Haus auch dann noch aufpasst, dass alles seine Ordnung hat, wenn er schon längst im Bett liegt.
Juli 19, 2010
Mit Deckel
Der Sohn und ich: wir sind unterwegs. Kleiner Ausflug durch das Kiez. Man muss schließlich gelegentlich mal nachschauen, ob alles noch beim Rechten ist. Im Großen und Ganzen sieht alles gut aus. Denn so lange der Bäcker hat, was der Sohn wünscht, ist die Lage meistens entspannt. Da sehen wir sogar darüber hinweg, dass alle Baggerfahrer offenbar schon Feierabend haben, dass keine entzückenden Damen vor dem Dessousladen stehen, um mit dem Sohn zu flirten und sogar, dass niemand aus dem Blumenladen gestürmt kommt, um dem Sohn seine Rose zu schenken.
Juli 3, 2010
Von den Großen lernen
Als Zweijähriger ist der Sohn bestrebt, möglichst viel von seiner Umgebung aufzunehmen, um zu lernen, was es alles neues und spannendes im Leben gibt. Natürlich bin ich dabei ein ganz besonderes Vorbild. Was der Herr Papa so macht, das kann schließlich nur gut und richtig sein, denkt sich der Sohn. Er ist eben ein schlaues Kind.
Auf diese Weise ist er schon zu vielen feinen Tugenden gekommen. Seine Tischsitten sind meist tadellos.
Mai 24, 2010
Wir sind gleich wieder da
Der Sohn und ich: wir verlassen das Haus. Mit einem klaren Ziel vor den Augen. Das geht fix. So sind wir gleich wieder zurück. Kaffee und Kuchen locken. Gar kein Problem.
Kaum raus aus der Tür, sind wir uns allerdings uneinig, ob der Weg nun links herum oder rechts herum die bessere Wahl ist. Rechts herum ist natürlich viel besser: es ist etwas kürzer, es ist ruhiger, weniger Leute, weniger Verkehr, weniger Schaufenster; weniger ist halt mehr.
Mai 23, 2010
Kleiderordnung
Vor dem Haus steht ein Wagen. Ein Kleinwagen, voll mit zwei Studentinnen. Wir gehen vorbei. Der Sohn wirft einen Blick in das Auto. Eher flüchtig, wie man es im Vorbeigehen halt so macht.
Zum Dresscode der Damen, welcher akkurat zur Saison und den derzeitigen Temperaturen passt, sagt der Sohn ganz lapidar: «Papa, die Mädchen sind ganz nackig!»
Ich rätsle noch, wie viele Aussagen er in diesem einen Satz versteckt hat.
Dezember 8, 2009
Sohn 2.0
Wenn der Sohn morgens wach wird, die Eltern nicht lange herum grummeln sondern gleich freudig mit aufstehen, wenn der Frühstückstisch schon vor dem Eindecken voll mit bunt verpackten Sachen ist, wenn man trotzdem erst Zähne putzen soll, bevor man diese aufreißen darf, wenn es offenbar den Kuchen schon zum Frühstück gibt, wenn der Familienrat spontan beschließt, dass man heute gar nicht auf Arbeit, also in die Kita, geht, dann regt sich ein Verdacht.
November 9, 2009
Werkstatttermin
Es ist kalt. Es wird vielleicht glatt. Auf jeden Fall kommt jetzt der Winter. Da gehören die korrekten Reifen an das Auto. Also haben der Sohn und ich uns an die Arbeit gemacht. Wir haben am Wagen die Reifen gewechselt.
Das ist ja gar nicht schwer, sagt der Sohn. Er hat auch ganz genau hingeschaut. Alles, was man braucht, ist eigentlich ein Maulschlüssel. Damit lassen sich die Räder locker und wieder fest schrauben.
Oktober 24, 2009
Auf den Punkt gebracht
Feierabend. Kurz vor der eigenen Haustür kracht es kurz und das Viertel versammelt sich an der Hausecke. Grund des Kieztreffens ist der Eckladen. Der steht zwar leer, hat aber jetzt – ganz neu! – ein demoliertes Schaufenster. Eine gründliche Lageanalyse des Kriminologenteams bestehend aus Kneipier, Parkhauswächter, Ladenbesitzerin von gegenüber und Anwohnern lässt ein recht unelegant quer auf der Straße stehendes Malereidienstfahrzeug verdächtig aussehen. Weitere Analysen, Theorien und ausschweifenden Lästereien bringen auch einen glasklaren Tathergang zum Vorschein.