Was hat das Löschen von Posts mit Bargeld zu tun?
Von Señor Rolando
Hiermit bekenne ich eine gewisse Bequemlichkeit beim Klick durch den Feedreader meiner Wahl. Oder anders: Ich hänge bei den diversen Kanälen zum Teil gnadenlos um mehrere Monate hinterher. Es stört (mich) aber überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Manchmal ist ein wenig Abstand bei vielen Themen sogar sehr charmant und hilft doch sehr, dem allgemeinen Aufregungspegeln möglichst entspannt zu begegnen.
Ein paar Themen bleiben aber. Gerade fiel das wieder auf, als Herr Buddenbohm im März dieses Jahres einen Beitrag von Herrn Gutjahr verlinkte, bei dem es um die große Überwachung von allem, was online so passiert, geht. Passend vor allem die Quintessenz zum Link:
Aber was ist die Lösung? Also abgesehen vom Rückzug ins Offline, in Bücher, Schallplatten und Hütte im Wald?
Herr Buddenbohm
Wohl wahr. Wie beruhigend ist es in diesem Zusammenhang, dass der olle eh-klar Ansatz des niemals vergessenden Netzes so langsam hinfällig wird. Bei Mastodon gibt’s zum Beispiel dieses schöne Feature des automatischen Löschens alter Posts, sie heißt auch passenderweise genau so:
Ganz feine Sache, denn mal im Ernst: Dieser ganze alte Schmonz, er interessiert doch eh recht wenig. Ein klein wenig schade ist, dass Likes / Favs – oder wie auch immer sie gerade heißen – dabei nicht ebenfalls aufgeräumt werden. Für diese Banalie hat unsereins das entsprechende Tool von Herrn Thomas ein wenig erweitert. Das Ergebnis sieht dann zum Beispiel so aus:
./mastopurge --maxage "99 days" --favs
Schön ist das nicht, wohl wahr. Aber man improvisiert halt so vor sich hin.
Im ursprünglichen Blogbeitrag geht es obendrein auch noch so weiter:
mir ist der Gedanke nicht angenehm, alle digital getätigten Käufe meines Lebens als File abrufbar zu haben.
Herr Buddenbohm
Schon wieder wahr. Und während es auf der einen Seite eh kurios anmutet, wie erfreut so viele von uns sind, wenn sie wieder eine neue, jetzt noch einfachere und schmerzlosere Art gefunden haben, Geld auszugeben (Wie viel spannender wäre es stattdessen, das vom Geldeinnehmen sagen zu können?), habe ich den Besuch beim Wein-Dealer des Vertrauens vor einer halben Stunde selbstverständlich in bar entlohnt. Wie abwegig ist eigentlich die Vorstellung, dafür eine Karte oder gar das Smartphone zu zücken? Sehr. Ich sage es gern in aller Deutlichkeit: Etwas anderes als Bargeld zu nehmen, um die eigenen Einkäufe (nicht nur von Wein) zu begleichen wirkt sehr, sehr absurd.
Daran ändert auch die Metadiskussion über »Deutschland als Paradies für die Mafia« wenig, welches die taz erst heute wieder frisch führt. Denn die Welt, sie ist komplex. Der Kampf gegen Mafia & Co. ist es recht sicher ebenfalls. Die komplette Auflösung unserer eigenen kleinen Selbstbstimmung ist da als Lösung schlicht zu einfach.
Damit gebe ich zurück ins Studio, ähh: den Feedreader.