Gelesen: Die Verlorenen von Simon Beckett
Von Señor Rolando
Vorerst stammt mein ganz persönlicher Favorit für den Satz des Jahres aus Die Verlorenen von Simon Beckett:
Ein stämmiger Mann mit kurzen Beinen kam auf ihn zu.
Allein dafür hat sich die Lektüre doch bereits gelohnt, ganz abgesehen davon, dass Simon Beckett hier schon eine Weile auf der Liste der mal zu erkundenden Autoren stand. Wäre das auch erledigt.
Worum geht’s?
Ein Polizist verliert seinen vierjährigen Sohn, zehn Jahre später seinen Freund und Kollegen. Beide Male scheint die gleiche Person dahinter zu stehen.
So der Schein. Natürlich verhält es sich anders. Durch die Irrungen und Wirrungen des Hin und Her navigiert Beckett souverän. Hier ist ein Profi am Werk, der seine Charaktere ebenso im Griff hat, wie die Spannungsbögen. Auch sprachlich gibt es nichts auszusetzen. Es liest sich flüssig weg. Ein Dank an Karen Witthuhn und Sabine Längsfeld für die Übersetzung.
Und doch bleibt ein latent belangloses Gefühl zurück. So richtig warm wird unsereins mit der Geschichte nicht, fühlt sich nicht recht reingezogen. Es mag am Londoner Setting liegen. Es mag am etwas klischeehaft anmutenden Polizeimilieu liegen. Wer weiß. Es könnte beides sein. Und wäre somit glasklar Geschmackssache.
Simon Beckett wäre auf jeden Fall endlich mal abgehakt. Wird hier wohl nicht zum Routinebesuch. Kann ich aber trotzdem empfehlen. Doch, doch.