Gelesen: Mexikoring von Simone Buchholz
Von Señor Rolando
Das Dilemma an Krimis ist gelegentlich, dass sie so furchtbar real erscheinen, dass sie quasi einer Dokumentation gleich kommen. So auch hier: Mexikoring spielt in der Hamburger City Nord. Die gibt’s wirklich. Da ist unsereins auch schon ins Büro gegangen. Quasi purer Alltag. Mit reichlich Industrie-Chic. Lebenslust-Charme hat die Gegend eher weniger.
Jetzt brennt dort ein Auto, es sitzt noch jemand drin und kommt dabei um. Ein Unfall ist das natürlich nicht, Krimi und so.
Also wird ermittelt. Neben einer Reihe ordentlicher Kriminalbeamter ist mit Chastity Riley eine Staatsanwältin dabei, welche den harten Kerlen zeigt, wie verbrauchtes Leben und harte Arbeit aussehen können.
Sehr schön dabei: die Namen. Riley legt vor, einer der Polizisten heißt Rocktäschel. Ein Traum. Man redet sich mit Nachnamen an, meistens zumindest. Man ist per du, also manchmal.
Anders schön: Es wird geraucht, viel. Es wird gesoffen, noch mehr. Ein funktionierendes Leben hat niemand, schon gar nicht bei den Beamten.
Natürlich weniger schön: das Milieu. Ein Clan jagt den nächsten. Wer in Hamburg verbrennt, gehört eigentlich nach Bremen. Und zu einer Familie, womit die Probleme eher mehr als weniger werden.
Es ist eine rasante Geschichte. Mit viel sturer Familienbande, mit viel Stolz und wenig Ehre, mit persönlichen Beziehungen und ihren Schwierigkeiten. Mit vielen Wendungen und falschen Fährten. Oder kurz: Es ist ein ordentlicher Krimi. Mit einem präzisen Blick auf Charaktere und Details, fast schon unheimlich real.
Eine Empfehlung.