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aus dem regal

Gelesen: Qualityland von Marc-Uwe Kling

Bei einem halbwegs nüchternen Blick auf die aktuelle Nachrichten- und Medienlandschaft stellt unsereins schnell fest: Leicht zu ertragen ist das alles nicht. Da gibt’s viel Meinung, diese oft recht unreflektiert, argumentativ begründet wird immer weniger. Stattdessen wird polemisch alles Mögliche herumbehauptet, wer am lautesten ist, gewinnt.

So erscheint es zumindest. Aber das ist natürlich grober Unfug. Die Wahrnehmung liegt schließlich im Auge des Betrachters. Und in Qualityland zeigt Marc-Uwe Kling, wie man ganz hervorragend auf alle möglichen Themen gucken kann, ohne dabei den Verstand zu verlieren.

So befinden wir uns hier im Buch in einer Geschichte, die in einer ganz irre nahen Zukunft spielt, bei der die Maschinen, Roboter und künstlichen Intelligenzen noch ein wenig vollendeter sind als es heute noch der Fall ist. Das Qualityland ist eine durchperfektionierte Gesellschaft, durch welche sich Peter als Protagonist mit wahrlich herrlicher Kunst des Versagens hindurch manövriert.

Ich geb’s ganz ehrlich zu: Der Autor hatte mich überzeugt, als Peter seinen persönlichen KI-basierten Assistenten »Niemand« nennt, damit Niemand ihm zuhört, Niemand ihm hilft, Niemand für ihn da ist und auf Niemand wirklich Verlass ist. Und das passierte gleich auf der ersten Seite.

Genau so geht es weiter in diesem hervorragend entspannt unterhaltsamen Stil des lässigen Blicks auf irrsinnige Gesellschaftsentwicklungen, die entstehen können, wenn (haha) niemand mehr selbst denkt, alle nur noch alles in Kauf nehmen, Hauptsache, auf dem eigenen Sofa ist’s bequem genug.

Marc-Uwe Kling ist ein großer Künstler. Er erzählt mitreißend, unterhaltsam, fantasievoll, irre komisch und selbst seine beliebten Kängurus tauchen gelegentlich auf.

Ein Traum. So lässt sich vieles ertragen.