Gelesen: Offline von Arno Strobel
Von Señor Rolando
Was heißt wohl Offline? Klar: Eine Zeitlang ganz ohne Gadgets, ohne Empfang, ohne Verbindung zur großen weiten Welt auskommen. Daraus kann man vieles machen. Esoterisches zum Beispiel, Selbstfindendes, vollkommen Achtsames. Oder einen Psychothriller, wie Arno Strobel es hier gemacht hat.
Dabei fängt natürlich alles ganz harmlos an: Eine Gruppe von Gestressten bzw. sonstwie online Tätigen nimmt das Angebot eines Event-Veranstalters an, für ein paar Tage offline zu gehen. Sie machen einen Ausflug in ein einsames (sehr einsames!) Hotel irgendwo in den Bergen, tief in den Bergen. Ihre Smartphones und was immer sie sonst so an elektronischen Spiereien dabei haben, geben sie am Anfang des Ausflugs ab. Von da an geht es analog weiter.
Und kaum sind sie in besagtem Hotel, geht der Horror los. Nicht etwa, weil ihnen die Geräte zum Herumspielen fehlen, sondern weil sie diese plötzlich bräuchten, um Hilfe zu holen. Hilfe gegen eine oder einen aus ihrer Reihe, der/die/das munter Spielchen mit den anderen treibt. Zwei sterben dabei, eine wird schwer, sehr schwer verletzt. Und es dauert natürlich nicht lange, bis alle Nerven blank liegen, sich alle gegenseitig beschuldigen und der Wahnsinn das Haus regiert.
Das ist alles recht spannend. Und doch stimmt irgendwas nicht mit der Geschichte. Sie liest sich nicht so flüssig, wie man es vermuten würde. Ob es nun die ewig gleichen gegenseitigen Verdächtigungen und Anschuldigungen im Plot sind, ob es die sehr, sehr einfache Sprache ist, die eigentlich aus dem Weg gehen möchte, das aber so dermaßen stark tut, dass es schon wieder auffällt oder es es die etwas arg überspitzt in klaren Kategorien gezeichneten Charaktere sind. Vom arroganten Finanzhei-Yuppie, über die leicht an sich zweifelnde Dame des mittleren Managements bis hin zu zwei Hausmeistern im Blaumann: Alle haben sie brav ihre Schubladen abbekommen.
Das erfüllt durchaus alles seinen handwerklichen Zweck. Daran gibt es wenig zu rütteln. Das kann man gern so machen. Ein wenig mehr Herausforderung beim Lesen wäre aber nett gewesen.
Aber vielleicht soll hier gar nichts nett sein. Es steht schließlich Psychothriller vorn drauf. So gesehen passt’s.