Gelesen: Paradise City von Zoë Beck
Von Señor Rolando
Paradise City von Zoë Beck liegt hier am Strand. Es ist ein Strand in Rostock und das könnte passender kaum sein. Diese feine Stadt spielt im Buch nämlich eine Rolle. Eine erhebliche Rolle, wenn auch keine sehr schöne.
Aber man sieht ein durchaus denkbares Szenario, wo die Reise wohl hingehen könnte, wenn nicht nur diverse Pandemien, sondern auch ein Anstieg des Meeresspiegels und der Trend zur Abwanderung des Lebens in einige wenige Megacities ihren Weg gegangen sind.
Es geht im Buch also um einen Blick in eine mögliche Zukunft. Es ist keine allzu ferne, aber es ist eine des starken Staates und mit möglichst vollkommener Überwachung, bei der z.B. eine Gesundheits-App für die Regulierung des Alltags sorgt.
Obendrein geht es um die Macherin hinter eben dieser App. Und es geht um einige wenige, die noch Widerstand leisten, die noch kritische Fragen stellen und dafür natürlich Stress bekommen.
Mittendrin steht Liina, eine Frau mit künstlichem Herzen, somit abhängig vom Gesundheitsüberwachungsstaat. Eine Frau aber auch, die für eine unabhängige Agentur Nachrichten recherchiert und somit das System angreift. Eine Frau, die mit einer Affäre zwischen den Stühlen steht.
Das birgt nicht nur genug Potential für spannende Reibungsflächen, sondern nutzt dieses auch solide aus. Personen, Intrigen, Schauplätze, Konflikte: alles wechselt schnell und doch schlüssig. Das liest sich flüssig und spannend. Das macht Spaß.
Etwas ungewohnt sind allerdings ein paar Eigenarten in der Erzählweise. Da hat ein Interviewpartner von Liina zum Beispiel keinen Namen, sondern bleibt schlicht die Kontaktperson. Wie gesagt: ungewohnt. Aber gut für das Setting, wir sind hier schließlich in der Zukunft und recherchieren für eine Indie-Agentur. Man gewöhnt sich auch schnell dran. Passt schon.
Am Ende gibt’s dann einen latent dramatischen Abgang. Beim letzten Mal scheiterte die Lieferantin mit ihren Drohnen im London der nahen Zukunft, jetzt scheitert Liina im nicht allzu fernen Rostock. Wir dürfen wohl gespannt sein, in welcher Gegend die Zukunft im nächsten Thriller untergeht.
Ich freue mich schon drauf.