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aus dem regal

Gelesen: Serpentinen von Bov Bjerg

Manchmal erbt man recht fundamentale Eigenschaften von den Eltern. Oder übernimmt sie ganz unbewusst. Da passt man einmal kurz nicht auf und zack, benimmt man sich genau so, wie man es damals beim eigenen Vater womöglich gar nicht so toll fand. Das ist oft ernüchternd, aber nicht weiter schlimm.

Schlimm wird’s, wenn der Vater Selbstmord begangen hat. Der Großvater ebenfalls. Da entwickelt sich dann schnell eine Familientradition, die nun wahrlich nicht aufrecht erhalten werden muss. Auch nicht, wenn man selbst mental etwas instabil ist und gerade einen Sohn heranzieht, der in logischer Linie dann als nächstes… Man möchte es gar nicht zu Ende denken.

Genau darum geht’s in den Serpentinen von Bov Bjerg. Besagter Mann fährt mit besagtem Sohn in einem Mietwagen durch die schwäbische Alb. Wer sich jetzt ans Auerhaus erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. Das spielte zumindest auch in der Gegend. Ansonsten war es das mit den Gemeinsamkeiten aber auch schon.

Durch die Serpentinen cruisen Vater und Sohn vor allem mit schwarzen Gedanken. Was, wenn die Macht des Erbes gewinnt? Was, wenn der Vater also nicht durchhält und macht, was sein Vater und Großvater taten? Wird’s dem Jungen dann auch so gehen? Wie sehen die Erinnerungen an früher aus? Nur ganz dunkel oder gibt’s auch Lichtblicke?

Leichte Kost ist das nicht. Aber trotzdem erstaunlich lesbar. Wenn man die Gedanken erträgt, kann man die Reise mit den beiden ruhig mitmachen. Wenn man eher etwas leichter verträgliche Lektüre sucht, bietet sich natürlich das erwähnte Auerhaus an. Oder man findet noch ein Exemplar seines Debüts, Deadline heißt das, aber so ganz einfach ist das ja auch nicht. Mit Bov Bjerg wird’s halt nicht langweilig.

Mal gucken, was da als nächstes kommt.