Vorgelesen: Rumo von Walter Moers
Von Señor Rolando
Eine der faszinierenden Sachen, die einem mit Kindern im Haus so unterkommen, ist das Vorlesen. Man kann das natürlich auch ohne Kinder machen, klar. Aber da wird es mit dem Finden des willigen Publikums manchmal schwieriger. Kinder sind da dankbarer. Sehr praktische Sache.
Und das hört keineswegs auf, wenn sie irgendwann in die Schule kommen und selbst Lesen lernen. Zumindest mit ein wenig Glück freuen sie sich dann trotzdem noch, wenn sie zusätzlich zur eigenen Lektüre welche vorgetragen bekommen. Hier im Haus ist das so. Glück gehabt.
Buch! Welches Buch?
Bei der Gelegenheit habe ich neulich ein Buch aus dem Regal gezogen, dass dort seit vielen, vielen Jahren herumsteht. Es wohnt schon länger hier als die Kinder. Man muss sich das mal vorstellen. Was es alles gibt. Großartig. Vor allem, wenn es um Walter Moers geht. Das ist schließlich einer der geschickteren Erzähler unseres Landes. Über ihn selbst weiß man ja wenig. Aber wen stört das schon? Seine Geschichten sind sehr fein.
Dieser Rumo ist dabei ein kleiner Wolpertinger, der durch Zamonien streift. Eine Fantasiegestalt in einer Fantasiewelt also. Über letztere kann man bei der lesenden Käthe mehr erfahren. Sie beschreibt das sehr, sehr schön. Und zum Wolpertinger verrate ich mal, das es sich um eine Art Hund mit Hörnern oben drauf handelt. Als solcher ist er geschickt im Kämpfen und trotzdem – wie seine Artgenossen – ein sehr liebenswürdiges und umgängliches Geschöpf. Was für eine faszinierende Kombination.
Und genau darum geht es dann auch in dieser Geschichte: Der kleine Rumo wächst heran, zieht dabei durch Zamonien und erlebt viele spannende Abenteuer. In diesen geht es nicht immer nett zur Sache. Es gibt schließlich nicht nur freundliche Wesen, sondern auch ganz arg böse. Es gibt sogar regelrechte Kampfmaschinen, man darf das durchaus wörtlich nehmen. Da geht’s richtig zur Sache.
Kinderlektüre?
Und doch lese ich das hier einem der Kinder vor. Das soll passen?
Ja, das passt. Denn trotz aller Spannung bekommt das Kind den Spagat zwischen einer Fantasiewelt und der Realität erstaunlich gut hin. Man kann sich auch zwischendurch immer mal wieder ganz wundervoll über das Geschehen und die Parallelen zur uns bekannten Welt unterhalten. Da kommen Erkenntnisse und moralische Lektionen zum Vorschein, die man selbst vielleicht gar nicht so leicht gesehen hätte. Und trotzdem macht das Weiterlesen für beide nicht weniger Spaß. Dass sich Rumo hauptsächlich auf dem Weg zu seiner großen Liebe durch Zamonien kämpft, fasziniert dabei ebenfalls. Liebe als motivierender Treiber allen Handelns: Das ist doch mal eine Botschaft. Die ist auch dann riesengroß, wenn man sie nicht zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger anmerkt.
Vom frisch geborenen Wolpertingerwelpen, einmal quer durch Zamonien, mit Herausforderungen, Freunden, Feinden, der Liebe und bis zum Happy End: Hier gibt es eine Heldenreise, die sich gewaschen hat. Ein Traum.
Und die Moral von der Geschicht?
Lass die Kinder nicht allein mit dem Bösewicht!
Oder anders: Kinder? Kann ich empfehlen. Kindern vorlesen? Kann ich erst recht empfehlen. Auch, wenn sie bereits selbst lesen können. Beziehungsweise sogar ganz besonders, wenn sie bereits selbst lesen können. Rumo von Walter Moers passt da bestens.