Gelesen: Die Kreuzfahrer von Wladimir Kaminer
Von Señor Rolando
Das Beste an Kreuzfahrten sind wahrscheinlich die Bücher, die darüber geschrieben werden. Vor einiger Zeit kam hier beispielsweise mal Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich von David Foster Wallace aus dem Regal. Jetzt legt Wladimir Kaminer nach. Der werte Herr hat sich ja kürzlich spontan mit einem Live-Auftritt herangeschlichen. Das hat überzeugt. Zack, Buch mitgenommen. Die Kreuzfahrer heißt es, sehr passend.
Und gut so. Denn entspannt über die Absurditäten des Alltags zu erzählen, kann Señor Kaminer ganz wundervoll. Mit vielen, vielen anderen Menschen und seiner Frau ist er auf diversen Kreuzfahrtrouten unterwegs gewesen, hat den Unfug, den er selbst sowie die anderen dabei getrieben haben, durchaus wahrgenommen und findet unterhaltsame Anekdoten selbst da, wo wohl eigentlich eher gar keine sind.
Das unterhält ganz prächtig. Und wenn man irgendwann süffisant vor sich hingrinst und doch fragt, warum sich jemand diese Art des Reisens freiwillig antut, liefert er natürlich auch darauf die Antwort:
Ich schwieg. Ich wollte meiner Mutter gegenüber nicht zugeben, dass die beste Möglichkeit, dem Alltag und dem Ordnungsamt zu entfliehen, die Kreuzfahrt war.
Zusätzlich verrät er natürlich, was dieses Ordnungsamt so alles für motivierende Aktivitäten leistet. Er verrät, ob nun die Russen oder die Finnen mehr und schrägeren Alkohol vertragen und wie das mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Karibik eigentlich laufen sollte.
Großartig. Und ganz sicher erheblich unterhaltsamer, als sich dieser Art des Reisens selbst hinzugeben.