Wie die Zufälle so spielen, flog hier überraschend eine Karte für die Lesung von Wladimir Kaminer ins Haus. Also genau genommen flogen sogar zwei Karten, aber verlieren wir uns mal nicht in Details. Gelegenheiten wollen einfach genutzt werden. Dafür sind sie schließlich da.
Das war somit die erste Lesung eines Autors, von dem ich vorher noch nichts selbst durchgeblättert habe. Was für eine Premiere.
Und was kommt? Ein Mensch, der von seinem erwachsenen Sohn erzählt, der sich momentan noch selbst sucht, wenn auch zu Hause zwischen Küche und Laptop. Eine Tochter gibt’s auch, ebenfalls erwachsen. Sie hat sich nicht nur bereits gefunden, sondern erklärt dem Papa souverän, dass die Hälfte seiner kürzlich veröffentlichten Liebesgeschichten leider sexistisch sind. Jetzt muss man sich beim Lesen wohl lieber an die andere Hälfte halten. Oder wir greifen zu klassischen russischen Literaten, auch wenn der Autor lieber gleich sagt, dass er seinem Vornamensvettern Majakowski die Gedichte einfach selbst geschrieben hat, Übersetzungen von den alten Stalinisten oder Nazis will man ja nun wirklich nicht haben. Wirklich wahr.
Was für ein unterhaltsam kurzweiliger Abend. Ich habe glatt mal ein Buch mitgenommen. Cover überzeugt. Anfang überzeugt. Stimme des Autoren klingt beim Lesen noch mit, was auch überzeugt. Warum nur stand das bisher hier nicht im Regal? Wohl auch ein Zufall.