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auf die ohren

Gehört: Mord & Schokolade von Klaudia Zotzmann-Koch

Warum die Bücher immer nur lesen? Man kann sie sich ja auch mal auf die Ohren geben. Wenn man unterwegs ist, passt das gelegentlich echt besser. Immer nur ein Buch oder das Smartphone vor der Nase ist gar nicht so geschickt. Man glaubt’s kaum, ist aber so.

Also, Kopfhörer auf, App geöffnet, Krimi gestartet. Und erstmal skeptisch geguckt. Denn ganz im Ernst: Mord & Schokolade verspricht als Titel irgendwie einen Genremix, bei dem man nicht so recht glaubt, ob’s wohl bekommt. Spannender Mord? Okay. Etwas Kitsch? Okay. Irgendwie süß? Auch okay. Aber alles auf einmal? Nun ja.

Aber: Man muss auch mal Vertrauen haben. Die Autorin kennen wir schließlich, sie war kürzlich im Podcast des Hauses zu Besuch. Und da laden wir nun wahrlich nicht jede(n) ein. Wo kämen wir hin? Also wie gesagt: Kopfhörer auf, App geöffnet, Krimi gestartet.

Und ich sag’s mal ganz unverblümt: Das hat Spaß gemacht. Die Autorin liest hier selbst, was wirklich sehr, sehr gut gelungen ist. Technisch gibt’s nichts zu bemängeln, so sieht eine ordentliche Produktion aus beziehungsweise hört sie sich an. Ihre Stimme klingt angenehm, man hört ihr gern zu. Die ganzen Betonungen und Intonationen passen jeweils zum Geschehen. Allein von dieser Seite hat es sich schon mal gelohnt.

Die Geschichte überzeugt auch. Wie gesagt: Eh klar ist das nicht, passt aber trotzdem. Wie im Titel versprochen gibt’s einen Mord. Wie es sich gehört, gibt es mehrere mögliche Variationen dessen, wie der zustande gekommen sein könnte. Es hat die Kirche ihre Finger mit im Spiel. Es gibt Beziehungsdramen. Es gibt Kombinationen aus beidem. Riskanterweise gibt’s sogar Humor, welcher ja bekanntermaßen Spannung schnell mal kaputt macht. Aber wenn der leicht cholerische Biedermann zum Mann, der einen anderen Mann küsst, entsetzt anmerkt:

Jeder vernünftige Mann hätte dafür eine Frau bezahlt!

Dann fühlt man sich prächtig unterhalten, ohne gleich die Mördersuche ad acta zu legen.

Die ursprüngliche Angst vor dem Genremix und dem süßen Kitsch ist übrigens weitestgehend unbegründet. Erst zum Ende, quasi nach der Auflösung der eigentlichen Dramen kommen sie dann doch durch. Aber das ist durchaus zu ertragen. Da wollen wir mal keine unangebrachte Larmoyanz aufkommen lassen.

Das waren ein paar kurzweilige Stunden. Spannend, fein erzählt, solide produziert. Eine Empfehlung.