Liebloser Harry Potter
Von Señor Rolando
Im obigen Bild zu sehen sind etwas über 1.000 Seiten Text. Es ist der fünfte Band dieser Harry-Potter-Serie. Denn nachdem ich meinen Spaß mit den ersten drei wohlillustrierten Bilderbüchern der Reihe hatte, war der Sohn so großzügig, mir auch die anderen Bände anzubieten, die er noch so in seinem Regal stehen hat.
Da sich im vierten Teil eine kleine Liebesgeschichte zwischen Harry und Cho Chang abgezeichnet hat, war ich gar nicht abgeneigt und habe mir auch noch den fünften Band gegriffen. Romanzen in Coming-of-Age-Romanen: Da stehe ich irgendwie drauf. Das habe ich früher schon toll gefunden. Da erinnere ich mich gern dran zurück. Da greife ich auch gern wieder zu.
Und dann das. Viele Seiten, sehr viele Seiten. Damit bietet sich natürlich viel Spielraum, um so ganz en passant zu allem Zaubererdrama diesen Keim der zwischenmenschlichen Zuneigung reifen zu lassen und diese beiden jungen Menschen zusammen zu bringen, die doch ganz sicher auch zusammenkommen möchten.
Aber es passiert nicht. Beide schlendern zwar ein wenig um einander herum und versuchen zaghaft, Nähe aufzubauen, scheitern jedoch daran. Und sie scheitern nicht grandios. Sondern wir erleben hier, dass das Mädchen in sentimentaler Emotionalität ihrer eigenen Melodramatik verfällt und dass der Junge von einem aufregenden Heldendrama in das nächste stolpert und dabei nicht die nötige Muße findet, um sich auf sein love interest einlassen zu können.
Auf der klischeehaften Rollenverteilung möchte ich dabei gar nicht herumreiten. Denn starke Mädchen gibt es in dieser Geschichte sehr wohl. Sensible Jungs durchaus auch. Und insgesamt ist es natürlich eine Heldensaga. Das ist schon okay, das passt alles so.
Aber ein klein wenig mehr Menschlichkeit, ein klein wenig funktionierende Kinderliebe, die ergänzend zu jener wirkt, die er gegenüber seinem Paten aufweist, der eine Art Vaterfigur für ihn repräsentiert, das wäre durchaus nett gewesen. Stattdessen haben wir einen heranwachsenden Jungen, der zwar die (Zauber-) Welt retten darf, dabei aber doch bitte möglichst nicht nicht zu sehr selbst davon profitiert.
Die Zusammenfassung der verbleibenden beiden Bände verspricht ähnliches. Der Sohn wollte mir jetzt nicht verraten, ob’s auch wirklich so läuft. Aber ich ahne, dass der Dreh zu einer erfüllten Liebesgeschichte hier nicht mehr gelingten wird.
Leute, so geht das doch nicht.