Wie es mit dem Laufen so läuft
Von Señor Rolando
Es ist gerade Saison. Manche nennen sie einfach Sommer, andere beschweren sich, dass dieser es ein wenig zu gut meint und die wahnsinnig irre Hitze so dermaßen unglaublich ist, dass sie seit Menschengedenken nie schlimmer hat sein können. Die Superlative sind vor allem auf den üblichen Social-Media-Kanälen stellenweise faszinierend.
Im Nebeneffekt heißt das natürlich, dass wir zum vollkommenen Bewegungsstillstand verkommen. Das ist ja ganz klar. Wer möchte sich schließlich während des allgemeinen Garungsprozesses noch großartig sportlich betätigen. Das wäre doch sehr unsinnig. Oder anders gesagt: Es klingt verrückt? Dann lasst es uns doch mal versuchen und gucken, wie es läuft.
Das ist natürlich eine prima Gelegenheit, um endlich den Turmbergomat auszuprobieren. Das eine Kombination aus zwei Automaten, welche es einem ermöglicht, mittels Stempelkarte die Zeit zu messen, welche man braucht, um sich von einem der beiden zum anderen zu bewegen. Dabei steht besagter einer am Fuße des lokalen Hügels – eben des Turmbergs – und der andere oben auf dem Gipfel. Das ist eine sehr großartige Sache, die vor einer Weile von ein paar verrückten Radfahrern erdacht und schließlich von einem lokalen Sportverein umgesetzt wurde. Da sage noch einmal jemand, dass sich momentan niemand mehr um irgendetwas kümmert oder engagiert. Das stimmt nämlich vorn und hinten nicht. Es ist wohl ähnlich der oben erwähnten Wetterwahrnehmung: Der Glaube und die Realität, sie sind nicht immer deckungsgleich. Und das ist gut so. Denn auch, wenn man diesen lokalen Hügel ganz ohne Messgeräte rauf- und runterlaufen kann, macht es mit dem Turmbergomat doch gleich noch mehr Spaß.
Wie all jenen, die hier schon länger mitlesen vollkommen klar ist, haben wir derzeit außerdem die Saison der Vorbereitung zum lokalen Marathon. Ein Teil dessen ist ein Gruppenlauf beim Männerturnverein. Über dessen Namensgebung haben wir uns hier schon vor einem Jahr gefreut. Dieses Mal staunen wir über die Mitlaufenden. Es sind sowohl Herren als auch Damen dabei, eh klar. Und genauso klar ist, dass so einige davon sich während der Lauferei angeregt miteinander unterhalten. Das liegt nicht jedem, unsereiner ist zum Beispiel eher schweigsam unterwegs. Aber man bekommt’s ja trotzdem mit. Ob man nun möchte oder nicht. Und so kenne ich jetzt zum Beispiel einige Argumente mehr, mit denen die Herren überlegen, ob sie sich nun einen neuen Kombi oder doch lieber das passende SUV holen sollen. Sie möchten schließlich auch bei der Wahl des Gefährts sportlich sein. Oder so. Und bei den Damen sieht es nicht viel besser aus. Also für mich zumindest nicht. Denn kaum kämpfe ich mich zu ihnen vor, haben wir alle bereits mehr als 20 Kilometer schöne Waldstrecke hinter uns. Und was hört man dann so? Zum Beispiel dieses hier: »Hach, das ist so ein angenehmes Reisetempo gerade, das könnte noch ein paar Stunden so weitergehen.«
Ähh, nun ja. Im Ergebnis bleibt jetzt also die Entscheidung, ob ich entweder die Typen frage, ob sie mich das nächste Mal in ihren sicher bequemen Gefährten nach Hause bringen können oder ob ich mich bei den Damen erkundige, wie man stundenlang weiterläuft statt einfach abzubrechen. Schwere Wahl. Ich meine: Wer spricht schon einfach fremde Frauen an? Eben.
Aber immerhin: Es läuft mit dem Laufen, zumindest bei etwas Rücksicht auf die saisonalen Wetterbedingungen.