Gelesen: Und dein Leben, dein Leben von Magret Kindermann
Von Señor Rolando
Um es gleich vorweg zu sagen: Die Autorin war bereits Gast im Podcast des Hauses. Da ich dort natürlich nur feine Menschen einlade, bin ich jetzt ein wenig befangen. Könnte man zumindest meinen. Aber wir sind hier natürlich aufrichtig kritisch und irgendwas zum Rumnörgeln wird ihr Text sicher hergeben. Da seien wir doch mal zuversichtlich.
Gucken wir uns zum Beispiel die Metaphern im Buch an. Sie wirken auf den ersten Blick nämlich ein wenig gewöhnungsbedürftig, wie aus einer anderen Welt. Oder konkret:
Wenn man ein Buch wohl zu kritisch liest und sich an einer »dunklen Form von Jazz, düster, mörderisch« stößt, sollte man vielleicht eine Yoga-Session einschieben, was?
(Sorry, geht schon wieder.)
— Sr. Rolando (@sr_rolando) 25. Juni 2018
Sollte man wohl, in der Tat. Denn zum einen sind die meisten von uns nicht als klugscheißernde Musikkritiker auf die Welt gekommen (also: ich bin das durchaus, was aber eine vollkommen andere Geschichte ist) und zum anderen sind musikalische Gattungsbegriffe für die Handlung im Buch reichlich nebensächlich.
Das gilt ebenso für einen See, an dem die Protagonistin wohnt, der somit wichtig ist, dabei jedoch auch »bis zu 68 Meter tief werden« kann. Beim Lesen kommt die Frage auf: Kann er nur oder wird er es auch? Und: Wann? Ist er es vielleicht sogar schon? Nun ja, man sollte sich davon wahrlich nicht irritieren lassen.
Konzentrieren wir uns doch lieber auf die Geschichte. Sie erzählt von einer Frau, einer Autorin, also einer, die selbst auch wieder Geschichten erzählt. Das ist weit weniger selbstreferenziell, als man jetzt befürchten mag. Es kommt sogar eine Geschichte von ihr im Buch vor. Und das tut sie recht geschickt und passend. Als Teil eines Dramas in ihrem kleinen, versteckten Haus am oben erwähnten See. Sie bekommt dort Besuch. Von einem selbstbekennenden Serienmörder, der von ihr fasziniert ist, ein Fan also.
Sparen wir uns den Vergleich mit Stephen Kings Misery. Schwerer fällt es hingegen, nicht das Stockholm-Syndrom zu sehen. Denn unsere Dame findet Gefallen an ihrem Besuch. An diesem Mann, der sie gefangen hält und erzählt, wie er sie umbringen würde, wenn er es denn täte.
Das ist durchaus spannend. Zumal auch andere Männer ihre Rolle für unsere Protagonistin spielen. Der nette Herr aus dem Dorf zum Beispiel, der in sie verliebt zu sein scheint. Und der Brieffreund, den es hier tatsächlich noch gibt. Man glaubt‘s ja kaum. Für lange ausgestorben hält man diese doch mittlerweile. Irgendwie passend, dass jener hier zum Tode verurteilt auf die Vollstreckung seines Schicksals wartet.
Drei Herren also. Und mittendrin oszilliert eine Frau. Gefühlt zumindest. Es ist faszinierend, auch wenn sich beim Lesen immer wieder der Eindruck aufdrängt, dass diese Gemengelage nicht ernst gemeint, nicht wahr sein kann.
Genau auf diese Frage läuft es letztlich auch hinaus: Was ist eigentlich wahr? Und was nur eingebildet?
Tja, gute Frage. Und sie wird kurzweilig erzählend präsentiert.