Manches Gute liegt so nah. Hier in den Südstaaten findet man zum Beispiel dieses Mannheim gleich um die Ecke. Wie in jedem Dorf, das etwas auf sich hält, gibt es dort alljährlich einen Marathon. Einige erinnern sich vielleicht sogar noch an die wenig rühmlichen Schlagzeilen rund um das Streckenchaos vor einer Weile. Seitdem hat der Hauptsponsor gewechselt und der Name der Veranstaltung gleich mit. Dämmermarathon heißt das gute Stück jetzt, was auch durchaus passt. Man läuft nämlich am Abend. Oder besser gesagt: In die Nacht hinein.
Das klingt doch alles recht verlockend. Und trotzdem hatte ich den Lauf bisher nie so recht auf dem Radar, wie man es manchmal so leichtsinnig dahinformuliert. Da ist es doch gut und hilfreich, wenn einem andere ein wenig auf die Sprünge helfen. In diesem Fall ist es ein Kollege, welcher vor ein paar Tagen angefragt hat, ob ich nicht spontan für eine kurzfristig verhinderte Mitläuferin bei der Marathonstaffel einspringen möchte. Das ist natürlich eine Lücke im Team, die ich nur sehr schwer ausfüllen kann. Aber man tut ja sein Bestes, nicht wahr? Außerdem habe ich diese Sache mit dem Staffellaufen bisher noch nie gemacht. So eine Gelegenheit möchte also genutzt werden. Also stehe ich am Samstagabend quasi spontan am Start und eröffne mit der ersten Teilstrecke für das Team. Strava kommentiert dieses unter anderem mit einer »Geschätzte(n) Bestleistung für 1 km«. Nun ja, wer auf einer Marathonstrecke nur fünf Kilometer absolviert, kann auch mal so tun, als ob er es schnell könnte. Manchmal ist halt mehr Schein als Sein. Aber das gehört durchaus mit zum Spiel.
Faszinierend ist es, bei dieser Gelegenheit zu gucken, was jene Staffelläufer so machen, die gerade nicht mit dem Laufen dran sind. Dabei liegt das natürlich glasklar auf der Hand: Man reist so durch die Gegend. Die einen bewegen sich zu den Wechselzonen, an denen sie loslaufen werden. Die anderen kommen zurück in den Start- und Zielbereich. Ich habe das mal laufend entlang der Strecke gemacht. Sicher ist sicher. Man sollte sein Navigationstalent schließlich kennen. Und meines hat mich schon so manches Mal auf Irrwege geleitet. Eine abgesperrte Streckenführung kann da sehr helfen. Sie hat es getan.
Und so kommt, was kommen musste: Der Rest der Manschaft rückt stückweise heran und plötzlich läuft die Schlussläuferin in forschem Tempo auf die Zielkurve zu. Es mag sein, dass es eine Mannheimer Spezialität ist, aber hier dürfen auch die restlichen Staffelläufer wieder auf die Strecke und es gibt die Chance, händchenhaltend im Team über die Ziellinie zu gleiten. Man mache das mal als Einzelläufer. Tja.
Aber wer weiß. Das war jetzt schließlich erstaunlich angenehm und unterhaltsam. Die Strecke ist ganz nett. Am Straßenrand ist durchaus was los. Da wird gefeiert, gegrillt, gegrölt und mit Wasserschläuchen gespritzt. Das könnte man glatt noch einmal mitmachen, sei es im Team oder doch mal allein.