Marathon Deutsche Weinstraße. Oder: Es war eine Schlacht.
Von Señor Rolando
Alle zwei Jahre gibt es in der Pfalz ein Fest, sie nennen es den Marathon Deutsche Weinstraße. Wie gesagt: Alle zwei Jahre nur, da muss man natürlich aufpassen, dass man es nicht versehentlich verpasst. So schnell kommt das schließlich nicht wieder. Ergo habe ich mich einfach mal früh angemeldet und bin heute zum Feiern mitgelaufen.
Aber warum war das eine Schlacht?
Ganz klar: Weil hier im Haus jemand trotz rechtzeitiger Anmeldung in der Vorbereitung die Sache mit den Höhenmetern schlicht ignoriert hat. Nun ist die Pfalz eher gar nicht so flach und die Weinstraße keine ebene Angelegenheit, sondern gepflastert mit Weinbergen all überall. Kein Wunder, dass es somit quasi die gesamte Strecke laufend auf und ab geht. Sich darauf nicht angemessen vorzubereiten, ist eher ungeschickt. Und es rächt sich natürlich.
Obendrein gibt es heute noch die Gunst des feinen Wetters. Es ist also hübsch warm. Die Sonne sorgt für Stimmung. Unterwegs brennt sie einem drollige Muster auf die Haut. Soweit, so gut, nur dem allgemeinen Lauftempo ist das eher abträglich.
Entsprechend sieht die Lauferei aus: Die anfänglich schwungvolle Eleganz weicht irgendwann einem Torkeln durch die Hänge. Nun ja.
Wenn schon Pfalz, wie ist denn die Verpflegung?
Man muss es den Lokalnachbarn auf der anderen Seite des Rheins lassen: Leben können sie. Und Essen und Trinken gehört natürlich ganz klar dazu. Nun hat der Name ja auch die Weinstraße schon fest eingebaut. Das bleibt natürlich nicht spurlos. So wird an den Versorgungspunkten zum Teil sogar Wein ausgeschenkt. Das ist natürlich ein dekadenter Spaß.
Wie überhaupt die Versorgungspunkte: So viel davon wie bei diesem Lauf gibt es wirklich selten. Gerade mit der oben erwähnten Sonne denkt man sich so manchesmal, dass ein kleines Kaltgetränk gerade recht passend wäre und siehe da: Prompt taucht wie aus dem Nichts hinter der nächsten Kurve ein Versorgungsstützpunkt auf.
Und zwischen diesen Standorten hilft ein Rieslingschwamm bei der ad-hoc-Erfrischung. So eine praktikabel feine Erfindung aber auch.
Was soll man da noch sagen? Außer: Liebe Pfalz, an mein Herz!
Und war es einsam?
Laufen ist generell eher ein einsamer Sport. Manch einer prangert das an. Ich halte es ganz klar eher für ein Feature als einen Bug. Bei den meisten Läufen zieht man in Ruhe seine Bahnen durch den nächstgelegenen Wald und der Rest der Welt kann einen für den Moment mal kreuzweise. Das ist durchaus gut und toll so.
Bei Veranstaltungen ist es natürlich etwas anderes. Da sind schließlich andere dabei. Was in diesem Fall auch gut so ist. Und so verrückt und unwahrscheinlich es ist, manchmal trifft man sogar Bekannte dort. Das ist sogar dann unterhaltsam und chic, wenn man sich nur über Ecken kennt. Eine dieser Ecken ist der Running Podcast. Bei dem war ich selbst mal zu Gast, ich erwähnte es. Genau darauf haben mich prompt Jan und Roland auf offener Strecke angesprochen. Beide waren auch schon (mehrfach) in dem Kanal zu Gast. Das nenne ich doch mal eine feine Überraschung. Dank Hinweis der beiden habe ich Thomas als Chef des Podcasts weiter vorn auch noch angesprochen. Gelegenheiten möchten schließlich genutzt werden.
Aber auch komplett unbekannterweise ist man bei diesen Volksläufen nicht übermäßig einsam. Irgendwann im Verlauf der Strecke pendelt sich zum Beispiel oft ein Team von etwa ähnlich stark Kämpfenden ein. Auch heute klappt das vor allem auf den letzten zehn bis zwölf Kilometern ganz gut. Da wechselt man zum Beispiel wortarm jedoch anerkennend mit einem Finisher des Médoc-Marathons fortlaufend die Plätze. Oder lässt sich von Moni, welche praktischerweise ihren Namen gut sichtbar auf ihrer Laufkleidung angebracht hat, wertvolle Tipps zur Weinversorgung entlang der Strecke geben. (An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich – abgesehen von der Rieslingdusche, durch welche man bei Kilometer 30 laufen kann – erst irgendwo beim 37. Kilometer zum Riesling gegriffen habe. So viel Vernunft muss wohl sein.)
Es ist also nicht einsam. Und das ist gut so.
Und, nochmal?
Nun wollen wir mal nicht gleich übertreiben. Andere Gegenden haben schließlich auch schöne Läufe. Aber empfehlen kann ich diesen hier auf jeden Fall. Für in zwei Jahren dann wieder.
Und auf der Rückfahrt?
Da sorgt das Smartphone glatt wieder für den passenden Soundtrack. Das entwickelt sich hier wirklich noch zum etablierten Programm. Wie unterhaltsam. Heute stellt Ms. Dynamite fest: It Takes More, was ohne Frage auch für so einen Marathon gilt (gefolgt von Sandows »Eis« in einer Studioversion, aber das tue ich Euch hier lieber nicht an):