Teil eins der Winterlaufserie in Rheinzabern
Von Señor Rolando
All die ganzen Jahre habe ich sie verpennt, obwohl sie eine ganz charmante Möglichkeit ist, die Draußenlaufflaute der eher frischen Jahreszeit ein wenig aufzulockern und zu durchbrechen: Die Winterlaufserie in Rheinzabern. Wer von dem Ort noch nichts gehört hat, muss nicht traurig sein, das geht den meisten von uns so. Nicht umsonst liegt er in der Pfalz. Da liegt sonst wenig, wir kennen das. Aber einmal im Jahr ist echt was los. Obwohl, stimmt gar nicht: Dreimal im Jahr geht in Rheinzabern so einiges. Aus drei Teilen besteht diese Laufserie nämlich: 10 Kilometer im Dezember, 15 Kilometer im Januar, 20 Kilometer im Februar. Das klingt nicht nur stimmig, das ist es auch.
Jetzt am Wochenende war es wieder so weit. Ohne irgendwas zu verpennen geht es somit an einem Sonntagmorgen raus und auf den Weg von der einen Provinz in die andere. Das Thermometer zeigt sportliche zwei Grad Celsius. Das sind immerhin Plusgrade. Also in den Kilt geschlüpft und raus auf die Strecke. Andere laufen in kurz/kurz, das muss also schaff- und überlebbar sein. Ist es auch. Recht schnell ist ein Rhythmus gefunden, finden sich ganz automatisch ein paar Pacemaker, also jene, die recht ahnungslos vor einem herlaufen und dabei ein Tempo drauf haben, welches zwar schneller ist, als man es sich selbst so vorgenommen hat, aber doch gerade eben noch so schaffbar. So soll es sein, das wärmt auch gut durch. Passt.
Und obwohl das mit den Zeiten alles recht nebensächlich ist, guckt man doch zweimal hin, wenn das höchst eigene Zeitnehmen per Uhr am Arm eine persönliche Bestzeit anzeigt. Und das obwohl ich in gewohnter Tradition wieder vergessen habe, im Ziel erst einmal hecktisch den Stoppknopf zu drücken. Aber wen kümmern schon Knöpfe, am Ende zählt, was hinten raus kommt. Oder so. In diesem Fall ist also eine Zeit für die zehn Kilometer, die wir hier so klein noch nicht hatten. Wie nett.
Überraschend ist ansonsten auch, wie respektabel gut besucht die Veranstaltung ist. Wir reden hier immerhin nicht nur von der Metropole Rheinzabern, sondern auch von Mitte Dezember. Man sollte meinen, es gäbe Konkurenzveranstaltungen, denen viele nur schwer widerstehen könnten. Ausschlafen zum Beispiel. Aber nein: Das Dorf ist voll. Voll von Menschen in den drolligsten Variationen von Funktionskleidung. Es ist faszinierend. Und von zwei Mitläufern sowie einer Begleitung, die ich dort gut vorbereitet spontan treffen wollte, habe ich nur einen gesehen. Und das war ein Blognachbar, mitten auf der Strecke, weit vor mir, versteht sich.
Danach ins Ziel. Zum Rehydrieren gibt es saisonal passend statt eines gut gekühlten Weizengebräus einen Becher warmen Tee. Klingt öde? Ist es nicht. Genauso wenig, wie Señor Lokalmoderator, welcher bei meiner Ankunft an der Ziellinie kommentiert, dass ich für die Büchergefahr laufe und das sei ja so etwas wie ein Smartphone, nur mit Umblättern. Ganz genau, gut erkannt. Und besagtes Smartphone drückt dann auf der Rückfahrt passenderweise erst einmal diesen Song auf die Lautsprecher des Gefärts:
Den Refrain singen wir auf der 15km-Strecke im Januar einfach alle gemeinsam laut im Chor, oder?