Aus dem Regal: Wir waren keine Helden von Candy Bukowski
Von Señor Rolando
Es ist Autorinnenzeit – jetzt im Mai widmen wir uns also Autorinnen. Warum auch nicht? Das machen wir zwar auch sonst sehr gern. Aber man kann auch hier und jetzt im Mai einfach mal ein Buch einer Autorin lesen. Das geht durchaus. Bei jedem Text stehen schließlich die Chancen, dass er von einer Frau geschrieben wurde, in etwa bei 50%. Also helfen wir etwas nach, achten mal ein wenig auf die Textschaffende und lesen das Buch einer Autorin. Das mit dem Lesen kann man obendrein charmanterweise am Schreibtisch machen. Das war schließlich der Plan. Passt also.
Der Text ist Wir waren keine Helden von Candy Bukowski. Und das, obwohl die Empfehlung über eine Blogspot-Seite kam. Was man nicht alles mitmacht. Immerhin ist das Werk von edel&electric verlegt. Das hatten wir hier noch nicht, wurde Zeit, das mal auszuprobieren. Und zwar mit einem Coming-of-Age-Roman, wenn wir schon eine passende Schublade suchen. Somit irgendwo in der Nähe von Tschick und Auerhaus, auch wenn die ja von Männern geschrieben wurden. Wie gesagt: Nicht, dass das einen Unterschied macht, aber zur #Autorinnenzeit gucken wir halt genauer hin. Und sehen auch die Parallele zu den Momenten der Klarheit von Jackie Thomae. Und sind froh, dass diese nur oberflächlich ist.
So geht es auch hier um Beziehungen, um das Scheitern dieser, das Scheitern in diesen. Klar. Aber dieses Scheitern ist hier bei Candy Bukowski nicht Programm. Oder besser gesagt: Es ist nicht das Objekt, nicht das, worum es eigentlich, im Kern, geht. Denn dieser dreht sich um den nächsten Schritt, um das Wiederaufstehen, das Weitermachen, das Nichtaufgeben. Es ist mehr das coming of als das age. Die Entwicklung zählt.
Und damit ergibt sich auch die Empfehlung quasi von selbst. Die ersten zwei Drittel des Textes widmen sich nämlich dieser Entwicklung. Sie schildern das schrittweise Erwachsenwerden, das jeweilige Leben im Moment, das Ausloten der machbaren Grenzen. Im letzten Drittel des Buches passiert das irgendwie nicht mehr. Dort dominiert die selbstreflektierende Bewusstseins- und Wahrnehmungsanalyse, um es einmal rücksichtsvoll zu formulieren. Das ist nicht verkehrt. Das kann man machen, ganz klar. Sprachlich ist das auch teilweise sehr ansprechend gemacht. Es passt nur nicht zum auf seine Art vollkommen anders funktionierenden restlichen Teil des Buches.
Also eine klare Zweidrittelempfehlung.