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Der Nachwuchs als Personal Trainer

Die Sache mit dem Laufen ist eine recht feine. Dadurch kommt man sogar als überzeugter Schreibtischtäter gelegentlich an die frische Luft, es sorgt für etwas mentalen Ausgleich, es gibt ein paar Momente der Ruhe zum Hören der diversen Podcasts und so ganz nebenbei hält es wohl auch noch fit. Wobei ich mir beim letzten Punkt nicht ganz sicher bin, man hört die Geschichten mit den Verletzungen ja immer und überall.

Ein Problem hat der ganze Spaß jedoch: Er kostet Zeit. Wer Laufen geht, ist unterwegs. Während dieser Zeit kann man wenig andere Sachen machen. Von den paar Ausnahmen da oben mal abgesehen ist die Zeit somit verloren. Das ist durchaus frustrierend, es gibt keinen Grund, das schön zu reden. All die schönen Stunden, die man da im Wald abhängt, sind Stunden, die man zum Beispiel nicht mit der Familie hat. Dieses gemeinsame Herumhängen und in der Nase bohren klappt halt nur, wenn man sich gemeinsam und gleichzeitig die Zeit nimmt, genau das zu tun. Läuft gerade einer in der Gegend herum, ist das eher kontraproduktiv.

Außer, es kommt noch jemand mit. Das passiert hier nicht fortwährend, aber es kommt gelegentlich doch vor. Zu oft wäre es wohl nicht gut. Der Reiz würde sich abnutzen. Auf Dauer möchten auch die Kinder lieber nicht damit konfrontiert sein, dass ihr großer Held und Vorbild müde schnaufend die Wege entlang hechelt.

Kürzlich hat der Sohn sich jedoch mal wieder durchgerungen. Es war zur regulären Sonntagsrunde. Seine Kumpel waren alle anderweitig unterwegs, die Spielalternativen somit doch arg eingeschränkt. Da ließ er sich glatt überzeugen, mich mal wieder zu begleiten. Auf so einer Sonntagsrunde ist das ja auch nicht weiter schlimm. Die läuft schließlich eher entspannt ab. Auch wenn die Distanz vielleicht ein wenig länger ist, so gibt’s im Tempo doch eher einen lockeren Trab. Das ist schaffbar. Da kann er entspannt mit seinem Rad nebenher dahingleiten.

Also sind wir gemeinsam los. Und was soll ich sagen? Nicht viel. Zumindest nicht auf der Strecke. Ganz im Gegensatz zu meiner Begleitung. Ich glaube, es waren keine zehn Meter am Stück, auf denen er nicht ununterbrochen erzählt hat. Wie nebenbei und fast unbemerkt hat er dabei aus dem besagten Trab eine sportliche Tempolaufrunde gemacht.

Wie es sich gehört, habe ich mich ordentlich und angemessen dafür bedankt. Also: nachher, als ich wieder ausreichend Luft bekommen habe. Dass mir diese unterwegs ein wenig knapp wurde, habe ich ihm gesagt. Und wie ich mich freute, dass er es so respektabel lässig aufgenommen hat.

Sein irritierter Blick war fast schon Antwort genug. Er habe sich schon gewundert, warum ich unterwegs so wenig gesagt hätte, meinte er dann. Und ergänzte: »Du hättest doch etwas sagen können. Dann wäre ich auch langsamer gelaufen.«

Tja, hätte ich mal. Können.

Bis zum nächsten Mal trainiere ich wohl lieber heimlich etwas intensiver. Schlimm, dieser Druck.