Aus dem Regal: Born to Run von Christopher McDougall, Deutsch von Werner Roller
Von Señor Rolando
Hier geht es ums Laufen. Es geht ums gesunde Laufen. Es geht vor allem ums Barfußlaufen, nachdem uns die ganzen super gedämpften Schuhe über die Jahrzehnte die Füße schwach und kaputt gemacht haben.
Das ist gut. Das ist eine wichtige Botschaft. Und sie wird in diesem Buch klar und deutlich rüber gebracht. Sehr klar und deutlich. Zu klar und deutlich. Es geht hier ganz offensichtlich nicht nur darum, Argumente zu bringen. Es geht darum, sie aus allen möglichen Seiten betrachtet immer wieder aufs Neue zu bringen. In der Wiederholung liegt schließlich die Kraft. Dumm nur, dass man bein Lesen nach dem dritten Mal irgendwie nicht mehr kann und einfach wegnickt.
Als kleinen Lesetipp kann ich somit ruhigen Gewissens verraten: Die ersten zwei Drittel dieses Textes kann man quasi ohne Inhaltsverlust einfach überspringen. Dann passt es. Ergänzend widmet sich die im Buch erwähnte Folge von This American Life dem Jagen einer Antilope durch pures Ausdauerlaufen. Die Jagd als solches ist ein nicht nur moralisch schwieriges Thema. Es ohne Waffen zu tun, aber immerhin mal eine kreative Idee.
Und am Ende geht es um einen großen gemeinsamen Lauf. Das ist das letzte Drittel des Buches. Da wird es interessant. Da geht es endlich ganz konkret um die Tarahumara, dieses Volk in den Bergwäldern von Mexiko, welches tagelange Ausdauerläufe quasi aus purer Freude absolviert. Es geht um einen ambitionierten Läufer und Aussteigertypen, der einen Wettlauf mit ihnen organisiert. Einen Wettlauf, zu dem noch ein paar erfolgreiche Ultraläufer hinzukommen. Es wird ein Lauf mit den indigenen Läufern, mit Mexikanern, mit Amerikanern. Ein Lauf somit, der nicht gerade befreundete Gruppierungen zusammenbringt. Und das läuft gut. Sie verstehen sich, sie bewetteifern sich. Sie helfen sich. Sie feiern sich.
Es ist ein großartiges Ereignis. Das ist am Ende des Buches ein großartiger Showdown. Und es ist mit der gemeinsamen Aktion ein großartiges Resümee dieser Geschichte, bei dem es eben nicht mehr nur um Barfußlaufen geht, sondern um Verständnis, Toleranz, Ehrgeiz, Gemeinsinn und Rücksichtnahme.
Es ist somit eine wunderbare Weihnachtsgeschichte und eine geradezu hervorragend zum Start ins neue Jahr passende.
Was will man mehr?