Wir waren unterwegs. Es ist jetzt schon fast wieder eine Weile her. Aber wie heißt es so schön? Geh auf Reisen, dann hast du Erinnerungen. Und bei denen geht es tatsächlich nicht nur um Hipster-Cafés.
Sondern es gibt da zum Beispiel diesen Papá im Bus. Nicht mich, einen anderen. Und es ist in einem Linienbus, einem ganz gewöhnlichen. An einem sonnigen Nachmittag, mitten in Barcelona. Und der besagte Herr ist nicht allein unterwegs, er hat ganz offensichtlich seinen Sohn dabei. Dieser Niño schläft glatt in dem Moment tief ein, in dem er den Sitz auch nur berührt. Was für ein Tag, er war wohl schon anstrengend.
Der Papá guckt nicht viel munterer. Seine Finger wischen müde über ein Smartphone, ein weiteres steckt in der engen Jeans. Aus dem Büro scheint er nicht zu kommen. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber sein allgemeines Erscheinungsbild wirkt schlicht nicht so. Ein spontaner Wechsel des Gadgets wirkt trotzdem wie ein Wechsel von dienstlich zu privat. Deutlich munterer wirkt er auf einmal, kaum dass er ein Smartphone wegsteckt und das andere gezückt hat.
Der Bus macht währenddessen, was ein Linienbus halt macht: Er fährt von Haltestelle zu Haltestelle. Leute steigen ein. Leute steigen aus. Irgendwann sitzt plötzlich bei unserem Fahrtnachbar seine Tochter ihm direkt gegenüber. Der schlafende Sohn ist auf seinen Schoß umgezogen. Ein weiteres Kind hängt eine Reihe weiter vorn ab. Papá wischt, Sohn schläft, Tochter sitzt, Kind hängt ab. So sieht Routine aus.
Wir steigen vor ihnen aus. Wir machen somit Platz. Kind Numero trés rückt auf. Jetzt scheinen sie alle beieinander, wirken recht vollständig.
Tja, geh auf Reisen, heißt es. Dann hast du Erinnerungen. Fragt sich nur, ob das auch für jene gilt, die einfach nur auf ihrer alltäglichen Fahrt durch die Stadt unterwegs sind.
2 Antworten auf „Müde“
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Maik Burbulla
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Um mal einen altbekannten Spruch ein wenig abzuwandeln: Höre Podcasts, da erlebst du was. So erinnert einen Ausgabe 53 des Running-Podcasts zum Beispiel ein Stück weit an das Verhalten kleiner Kinder.
Diese gehen nämlich an quasi alles, was sie tun, erst einmal hochmotiviert heran und probieren Sachen einfach aus. In der besagten Podcastfolge ist nun Elmar Sprink zu Gast. Dieser Herr ist thematisch passend natürlich Sportler. Er läuft sogar nicht nur, sondern schwimmt und radelt auch. Triathleten nennt man diese Gattung dann wohl.
Das Überzeugende und Lehrreiche ist jedoch: Er macht das mitsamt seines transplantierten Herzens. Und die Geschichte, wie es dazu kam, erzählt er hier.
Was soll ich sagen? Es ist faszinierend. Es ist inspirierend. Und es ist bei aller zugrunde liegenden Dramatik tatsächlich erfrischend. Hier kann man einem wunderbaren Beispiel zuhören, dass es sich immer lohnt, weiter zu machen, nie aufzugeben, nach vorn zu gucken, die Larmoyanz auch mal beiseite zu legen und sich Schritt für Schritt nicht entmutigen zu lassen.
Dieser Ansatz hilft natürlich immer. Es scheint aber gerade hier und jetzt eine passende Erinnerung daran zu sein, dass die Hürden und Alltagsfrustrationen, die uns umgeben, vielleicht gar nicht so unüberwindbar sind, wie sie scheinen.
Und natürlich geht es dabei nicht darum, dass man sich ein fremdes Herz einsetzen lassen muss, um danach einen Triathlon zu absolvieren. Egal, ob im Sport, beim Nähen, Malen, Basteln, Schreiben, Musizieren, im Verein engagieren, Politik betreiben, anderen Menschen zu helfen: Es geht darum, es den Kindern nachzumachen, es einfach ruhig mal auszuprobieren. So geht es um das Machen, um ein Aufstehen statt ein Liegen- oder Sitzenbleiben.
Der Podcast geht über zwei Stunden. Das ist so ein Detail, das ich durchaus anprangere. Aber man muss es gar nicht alles hören. Man kann z.B. auch nur die letzten 22 Minuten anwerfen. In denen geht es um Organspende. Das ist kein einfaches Thema. Aber die Leichtigkeit, mit der hier jemand, der nun wirklich direkt betroffen ist, vollkommen undogmatisch jeden einfach nur um eine eigene Meinung bittet, sie ist faszinierend.
Schöner kann man es eigentlich kaum auf den Punkt bringen.
Eine Hörempfehlung. Bei ihr erlebt man was.