Aus dem Regal: One Day in Budapest von J.F. Penn
Von Señor Rolando
Mit Büchern der werten Autorin hatten wir hier im Blog bereits zweimal das Vergnügen. Damit ist der verfügbare Schatz an übersetzten Texten der Dame jedoch auch erschöpft.
Also habe ich hier jetzt einen Blick in eine englische Originalfassung eines ihrer Texte gewagt. Es handelt sich um One Day in Budapest. Das ist nicht ihr neuestes Werk. Aber es ist von erschreckender Aktualität.
Denn es geht um lokalpatriotischen Rassismus, um es einmal etwas vereinfacht auszudrücken. Dabei sind die Zeiten der Nationalisten längst vorbei, sollte man meinen. Aktuelle Wahlergebnisse zeigen etwas anderes. Und in dieser Geschichte zeigt Joanna Penn, wie die Menschen dahinter motiviert und energisch bei der Sache sein können. Das passiert am titelgebenden Beispiel von Budapest und somit dem ungarischen Nationalstolz. Aber ganz unter uns: Das merkt man kaum. Die geschilderte Stumpfsinnigkeit, die geschilderte Borniertheit und die geschilderte Gewalt könnten ganz genauso hier bei uns um die Ecke passieren. Und es würde im Buch gar nicht weiter auffallen, die Geschichte würde ganz genauso trotzdem funktionieren.
Immerhin gibt es eine Frau als Protagonistin. Das ist irgendwie tatsächlich unterhaltsamer als noch einen Typen, der entweder super stark oder super lässig oder super über alle Maßen mit Technik überfrachtet ist. Stattdessen gibt es Morgan Sierra. Sie ist Psychologin mit Oxford-Abschluss. Und sie läuft einem von den besagten Nationalisten gestohlenen Relikt hinterher, welches beim Scheitern der Suchaktion einigen politischen Trubel verursachen würde. Bei dieser Suche lernen wir sowohl eine bedeutende Synagoge kennen, als auch ein Labyrinth, welches ansonsten für Besucher geschlossen ist. Da lernt man richtig was.
Am Ende geht es den Bösewichten natürlich an den Kragen. Die Welt wird zu einem besseren Platz. Zumindest vorübergehen, also bis zum nächsten Buch von J.F. Penn. Denn auch in dem steht der Weltuntergang garantiert wieder ganz kurz bevor.
Ich kann dieses Buch hier sehr empfehlen. Es liest sich prächtig. Auch, wenn es leider (noch?) nicht ins Deutsche übersetzt wurde.