Immer wieder schön an der Küste ist die Kulisse. Man gucke sich nur mal auf den diversen Social-Media-Kanälen um: Der Anteil der Profilbilder mit irgendeiner Art von Wasser, Küste und Strand im Hintergrund ist beachtlich. Dieses Gefühl von Weite, Ruhe, Ausgeglichenheit, Entspanntheit und Sicherheit für eine glorreiche Zukunft passt quasi immer.
Und das passt selbstverständlich auch ganz hervorragend für Hochzeiten und die passenden Bilder dazu. Auch das sieht man immer wieder. So hängen auch wir entspannt am Strand herum, während ein Hochzeitspaar elegant auf und ab flaniert. Sie wirken recht glücklich. Und das trotz ihrer Fotografin. Man muss da auch mal Respekt haben. Wir gratulieren den beiden.
Andere sind da weniger zurückhaltend. Wie beiläufig schlendert ein weiteres Paar vorbei. Ihre Tochter hüpft munter vorweg. Eher unauffällig lassen sie ihre Blicke auf das Brautpaar fallen. Ohne ihr Tempo zu verringern, ohne sich sonst großartig etwas anmerken zu lassen, unterhalten sie sich auch für Außenstehende gut verständlich. Ich belausche sie nicht. Wo kämen wir hin? Und doch kommt alles glasklar an.
»Wir hatten ja ein schöneres Kleid.«
»Und schöneres Wetter.«
»Und eine Robbe.«
Ich glaube, der Wind stand so, dass die Zielgruppe von der süffisanten Anerkennung nichts mitbekommen hat. Ich hoffe es zumindest. Denn auch bei den wenig später folgenden spontanen Schnappschüssen des locker am Strand Liegens, welche die Fotografin aufwändig inszeniert, wirkt das frisch vermählte Paar noch immer recht entspannt und glücklich.
Davon sollen sie auch später gern noch erzählen dürfen.
2 Antworten auf „Verbales Fotobombing“
tag:twitter.com,2013:765792300957995008_favorited_by_17127869
mit dem Kontrabass
https://twitter.com/sr_rolando/status/765792300957995008#favorited-by-17127869
Wenn man am Strand abhängt, kann man nicht einfach nur die ganze Zeit Hochzeitspaare beobachten. Das heißt: Man könnte das natürlich durchaus machen, es laufen jedoch tatsächlich nicht genug davon vorbei.
Also guckt man sich alternativ einfach ein paar Texte an. Ich pendle dafür schlicht zwischen meiner Zeitschrift und einem E-Book auf dem Smartphone hin und her. Wenn ich vor dem Gang zum Strand daran denke, es einzupacken, ist auch ein Taschenbuch dabei. Aber wer denkt da schon immer dran? Ich eben nicht. Insgesamt passt der Mix so aber ganz gut.
Und wenn ich mal aufblicke und mir die Leute in der näheren Nachbarschaft so anschaue, sieht es gar nicht so viel anders aus. Direkt neben uns sitzen zum Beispiel drei Damen. Sie sind wohl alle drei in ihren 50er Jahren, wirken klassisch konservativ, ganz entspannt. Der Hauch des Modernen, er hängt ihnen nicht unbedingt an. Alle drei lesen etwas.
Zwei von ihnen haben einen E-Reader dabei. Es sind verschiedene Geräte. Welche genau, kann ich nicht erkennen. Man möchte schließlich auch nicht zu aufdringlich sein. Die dritte Dame im Bunde macht es wie ich auch: Sie pendelt zwischen ihrem Smartphone und einem gedruckten Text, einem Taschenbuch.
Und in einem Moment der Muße denke ich mir so: Liebe Verlage, eure in letzter Zeit immer wieder publizierten, meist leicht selbstgefällig wirkenden Studien zum stagnierenden E-Book-Markt, sie scheinen suspekt.
Aber vielleicht lesen die Damen auch gar nicht Eure Bücher. Vielleicht sind sie schon weiter.