Mit dem Haikutter auf der Hanse Sail
Von Señor Rolando
Wenn man schon mal an der Küste ist und dort durch die Gegend läuft, dann kann man auch gleich noch ein paar Tage bleiben, um sich der Hanse Sail hinzugeben. Das ist nicht nur ein großer Spaß, sondern das wohl größte jährliche Volksfest in Rostock. Und thematisch so wundervoll zu einer Hansestadt passend.

Wir ignorieren somit den ländlichen Rummelgaudi weitestmöglich und begeben uns auf ein Boot. Nicht irgendein Boot, versteht sich, sondern auf die Hansine, einen der letzten verbleibenden Haikutter, der noch schwimmend unterwegs ist. Das sind Boote, die nicht etwa für das Jagen und Fangen von Haien eingesetzt wurden, es sind ganz normale Fischkutter. Aber sie hatten als erste etwas Motorunterstützung unter den Segelmasten. Das gab Tempo, das gab Vorsprung, das gab die Spitzenposition in den Fischfanggebieten. Wie die Haie haben diese Kutter den anderen die Beute weggeschnappt. »Haikutter« schimpften die anderen. Ein Gattungsbegriff war geboren.
Heute treiben sie andere Späße auf diesen Booten. An Land würden wir wohl sagen: »Steckt euch die Fender doch sonstwo hin.« An Board machen sie es einfach und verlieren nicht viele Wörter darüber:

Nur eine Ecke weiter sieht man den Entspannungspegel auf dem Boot vollkommen bestätigt. Die Verpflegung muss schließlich gesichert sein. Ich verstehe das. Und draußen an Deck bleibt die Ware auch gut gekühlt. Falls mal zu viel Sonne scheinen sollte, kann man schließlich schattenspendende Segel spannen. Das wirkt alles recht gut durchdacht.
Für Gäste wie uns gibt trotzdem andere Ware. Dabei war es immerhin vollkommen zulässig, die H-Milch mit Kaffee oder Tee zu verdünnen. Da muss man auch mal dankbar sein. Das passt letztendlich auch viel besser als die Sache mit den Bügelflaschen von oben. Ich behaupte das übrigens nicht nur. Ich habe mir das bestätigen lassen. Die Tochter hat das mal probiert. Tassen: passen.

Wichtig ist aber trotzdem, was draußen los ist; jenseits der Bootsgrenzen. Dort spielt die Musik. Oder besser: Dort schwimmen die Boote.

Wir reihen uns mal ein.

Und auf dem weiteren Weg nach vorn, unterwegs zur offenen See fahren wir geschmeidig über den Tunnel hinweg durch den ich vor kurzem noch gelaufen bin. Das nenne ich mal einen dezenten Spaß.
Nur wenig später stellen wir fest: Andere Boote haben auch schöne Segel. Es ist wirklich ein ganz ansprechender Charme da draußen auf der See.

Aber auch ohne gesetzte Segel ist der Ausblick durchaus hübsch, so ist es ja nicht.

Und prompt verlassen wir das Binnenland und segeln raus auf die See.

Draußen täuscht jemand adrett schönes Wetter und ruhige See vor.

Aber das gibt sich. Das Wasser lädt nur wenig später ganz herzhaft zum feinen Schaukelgang ein.

So geht es dann eine Weile. Das Wasser schaukelt, das Boot schaukelt mit, das Wasser schwappt über die Reling, wir werden nass. Es ist ein großer Spaß. Für die meisten an Board. Und irgendwann sind wir trotzdem wieder zurück, irgendwann ist es auch wieder ruhig genug, um ein Bild machen zu können. Wir erfreuen uns an den Segeln der anderen.

Der Tag danach, er ist dann jedoch eher schwierig. Die Schaukelei wirkt irgendwie länger als man denkt. Während ich auf dem Boot noch viel dafür getan habe, die Contenance zu wahren und mir bis auf leichte Farbtonveränderungen im Gesicht nichts habe anmerken lassen, stehe ich jetzt den ganzen Tag leicht schaukelnd in der Gegend herum und gucke schlicht etwas glasig.
Aber irgendwas ist ja immer. Und ich sage: Hanse Sail? Gerne wieder. Gucken kann man ja auch von Land aus ganz gut.