Wenn man schon mal an der Küste ist und dort durch die Gegend läuft, dann kann man auch gleich noch ein paar Tage bleiben, um sich der Hanse Sail hinzugeben. Das ist nicht nur ein großer Spaß, sondern das wohl größte jährliche Volksfest in Rostock. Und thematisch so wundervoll zu einer Hansestadt passend.
Wir ignorieren somit den ländlichen Rummelgaudi weitestmöglich und begeben uns auf ein Boot. Nicht irgendein Boot, versteht sich, sondern auf die Hansine, einen der letzten verbleibenden Haikutter, der noch schwimmend unterwegs ist. Das sind Boote, die nicht etwa für das Jagen und Fangen von Haien eingesetzt wurden, es sind ganz normale Fischkutter. Aber sie hatten als erste etwas Motorunterstützung unter den Segelmasten. Das gab Tempo, das gab Vorsprung, das gab die Spitzenposition in den Fischfanggebieten. Wie die Haie haben diese Kutter den anderen die Beute weggeschnappt. »Haikutter« schimpften die anderen. Ein Gattungsbegriff war geboren.
Heute treiben sie andere Späße auf diesen Booten. An Land würden wir wohl sagen: »Steckt euch die Fender doch sonstwo hin.« An Board machen sie es einfach und verlieren nicht viele Wörter darüber:
Nur eine Ecke weiter sieht man den Entspannungspegel auf dem Boot vollkommen bestätigt. Die Verpflegung muss schließlich gesichert sein. Ich verstehe das. Und draußen an Deck bleibt die Ware auch gut gekühlt. Falls mal zu viel Sonne scheinen sollte, kann man schließlich schattenspendende Segel spannen. Das wirkt alles recht gut durchdacht.
Für Gäste wie uns gibt trotzdem andere Ware. Dabei war es immerhin vollkommen zulässig, die H-Milch mit Kaffee oder Tee zu verdünnen. Da muss man auch mal dankbar sein. Das passt letztendlich auch viel besser als die Sache mit den Bügelflaschen von oben. Ich behaupte das übrigens nicht nur. Ich habe mir das bestätigen lassen. Die Tochter hat das mal probiert. Tassen: passen.
Wichtig ist aber trotzdem, was draußen los ist; jenseits der Bootsgrenzen. Dort spielt die Musik. Oder besser: Dort schwimmen die Boote.
Wir reihen uns mal ein.
Und auf dem weiteren Weg nach vorn, unterwegs zur offenen See fahren wir geschmeidig über den Tunnel hinweg durch den ich vor kurzem noch gelaufen bin. Das nenne ich mal einen dezenten Spaß.
Nur wenig später stellen wir fest: Andere Boote haben auch schöne Segel. Es ist wirklich ein ganz ansprechender Charme da draußen auf der See.
Aber auch ohne gesetzte Segel ist der Ausblick durchaus hübsch, so ist es ja nicht.
Und prompt verlassen wir das Binnenland und segeln raus auf die See.
Draußen täuscht jemand adrett schönes Wetter und ruhige See vor.
Aber das gibt sich. Das Wasser lädt nur wenig später ganz herzhaft zum feinen Schaukelgang ein.
So geht es dann eine Weile. Das Wasser schaukelt, das Boot schaukelt mit, das Wasser schwappt über die Reling, wir werden nass. Es ist ein großer Spaß. Für die meisten an Board. Und irgendwann sind wir trotzdem wieder zurück, irgendwann ist es auch wieder ruhig genug, um ein Bild machen zu können. Wir erfreuen uns an den Segeln der anderen.
Der Tag danach, er ist dann jedoch eher schwierig. Die Schaukelei wirkt irgendwie länger als man denkt. Während ich auf dem Boot noch viel dafür getan habe, die Contenance zu wahren und mir bis auf leichte Farbtonveränderungen im Gesicht nichts habe anmerken lassen, stehe ich jetzt den ganzen Tag leicht schaukelnd in der Gegend herum und gucke schlicht etwas glasig.
Aber irgendwas ist ja immer. Und ich sage: Hanse Sail? Gerne wieder. Gucken kann man ja auch von Land aus ganz gut.
4 Antworten auf „Mit dem Haikutter auf der Hanse Sail“
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Susanne Dirkwinkel
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Hanse Sail Rostock
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Wo bekommt man schöne Boote zu sehen? An der Küste, ganz klar. Ein passender Anlass findet sich eigentlich auch immer. Oft muss man auch gar nicht lange suchen. Die Rostocker Marathonnacht ist zum Beispiel ein solcher. Das gilt vor allem für die Läufer der halben Distanz, die hier ausnahmsweise mal im Vorteil sind. Den Teil der Strecke, den sie nicht laufen, fahren sie nämlich per Hafenrundfahrt. Das passt, ist stilvoll und gut für die Aussicht.
Wie die Lokalpresse ganz korrekt schreibt, klappt es sogar mit dem Wetter ganz hervorragend. Das ist ja auch nicht immer ganz selbstverständlich. Da muss man schon mal dankbar sein. Das sind wir hier, keine Frage. Und haben uns natürlich auch adäquat vorbereitet. Und sei es nur durch den morgendlichen Marsch zum örtlichen Backwarenlieferanten für das alltägliche Frühstück.
Das hat mit den gemeinen Trainingsplänen natürlich nicht viel gemeinsam. Man staunt aber doch, was so an Laufkilometern zusammen kommt, wenn man täglich selbst los muss, um das Essen zu jagen. Da gewinnt man doch gleich wieder solide an Respekt vor den guten alten Zeiten, in denen wir alle noch nackig mit der Keule durch den Busch gelaufen sind. Schlimm muss das gewesen sein. Heute tragen wir Kilt beim Sport. Das ist doch um Klassen zivilisierter.
Zum Lauf selbst gibt es gar nicht so irre viel zu sagen. Das verlief alles recht unprätentiös. Das ist etwas Gutes. Strecke gut, Wetter gut, Stimmung gut, Lauf gut. Was will man mehr? Das passt schon so. Dabei dachte ich mir kurz, dass die Trommler aus dem letzten Jahr im Rahmenprogramm fehlen. Ich habe sie glatt erst einmal vermisst. Aber sie waren dabei, haben sich nur hinter dem Start an der Strecke versteckt. Hinterhältige Sache. Aber so freut sich der gemeine Läufer eine Runde extra. Das ist ja auch viel wert.
Ebenfalls toll ist es natürlich, dass sowohl auf das Wasser als auch die Boote Verlass ist. Auf beides kann man nämlich nicht nur im Vorprogramm des saisonalen Laufevents gucken. Das klappt auch sonst super. Gerade rücken zum Beispiel die diversen Schönheiten zur Hanse Sail auf dem Wasser an. Die Regeneration läuft somit unter dem Motto: Masten zählen.
Auch schön.