Die Kinder sitzen am Tisch und schmieden Urlaubspläne. Man könnte glatt meinen, die gerade begonnenen Ferien würden schon langweilig. Aber ich glaube, das ist es nicht. Sie erinnern sich einfach nur gern. Sie erfreuen sich an dem, was schon mal war. Sie sind stolz darauf, dass sie sich erinnern können. Und sie genießen es, diese Erinnerungen ein wenig aufzuhübschen, auszugestalten und in etwas zu formen, das vielleicht einmal sein könnte.
So könnte man doch mal wieder ans Wasser fahren, nicht wahr? Das wäre doch recht toll. Die Tochter schlägt vor, dass dann gleich beim Ankommen alle direkt in die Fluten springen. Man freut sich schließlich von Anfang an. Da kann das Springen ins Wasser nicht warten, bis man erst einmal seine Ferienunterkunft bezogen hat. Wer weiß, ob man dann noch fit und munter genug wäre, um sich wieder aufzuraffen und auf den Weg zum Strand zu machen? Nein, das ginge nicht. Man kommt an und springt sofort in die Fluten, glasklar.
Die Kinder merken auch in überschäumendem Eifer an, dass man entweder gleich zu Hause die Badesachen anzieht und mit diesen auf Reise geht oder dass man sich direkt auf dem Weg zum Strand umzieht. Das geht wie im Flug, man muss sich da gar nicht bremsen, noch ehe man über die Düne gekommen ist, kann man schon die Alltagssachen abgelegt und die Badesachen angezogen haben. Das sei gar kein Problem, sagen die Kinder. Sie wirken dabei so dermaßen sicher und souverän, dass ich mich kurz frage, was das für Geschöpfe hier im Haus sind, die morgens einen ganz anderen Rhythmus beim Anziehen pflegen. Die eigenen Kinder können das unmöglich sein. Der Kontrast zwischen dem, was sie mir gerade schildern und dem, was ich morgens erlebe: Er könnte größer kaum sein.
Aber ich schweife ab. Es geht nicht um die Morgenroutine. Es geht um den Ausnahmezustand. Die Kinder scheinen sich jetzt sogar an die Anzahl der Schritte zu erinnern, welche über die verschiedenen Dünenaufgänge an den verschiedenen Stränden zu den verschiedenen Gewässern jeweils notwendig sind. Für jede dieser Variationen entwerfen sie umgehend eine Umkleidestrategie. Sie alle enden damit, fertig für den Sprung in die Fluten vor dem Wasser zu stehen.
Mein leicht skeptischer Blick entgeht der Jugend nicht.
»Mach Dir keine Sorgen, Papa«, sagt die Tochter.
»Genau«, ergänzt der Sohn. »Es muss gar nicht jeder gleich Baden gehen. Du darfst uns auch gern die ganzen Sachen hinterher tragen, die wir sonst noch so am Strand brauchen.«
Ich versuche mich dann jetzt auch mal zu erinnern. Und zwar daran, ab wann Eltern und Kinder eigentlich anfangen, getrennt Urlaub zu machen.