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Nachbarschaftshilfe. Oder: Retter in der Not!

Die Zeiten, sie sind mal wieder hart. Das gilt selbst dann, wenn man vom reichlich absurd skurrilen Weltgeschehen einmal absieht. Man braucht nur Laufen zu gehen. Oder eben auch eine Weile mal nicht Laufen zu gehen.

Kein Training.

Dafür gibt es natürlich einen guten Grund: Irgendwas mit Knie. Aber wir wollen hier mal nicht unnötig Herumjammern. Stattdessen ist es an der Zeit, die Pause mal wieder zu beenden. Sonst gewöhnen sich die Gelenke noch an das Hochlegen der Füße auf der Couch. Das wollen wir nun auch wieder nicht. Wo soll denn dann der Content für dieses Blog herkommen? Da muss man auch mal drüber nachdenken. Der fällt ja schließlich nicht vom Himmel. (Das tut er natürlich durchaus. Aber das gebe ich lieber nicht zu.)

Also schnüren wir die Schuhe und machen uns mal wieder auf den Weg. Ein wenig nur. Man möchte es ja nicht gleich übertreiben. Passenderweise hat sich die gesamte Familie mit Freunden am Baggersee verabredet. Wie elegant. Da muss man ja eh irgendwie hinkommen. Da kann man also wunderbar Laufen.

Prima Idee. Wäre da nicht die obige Pause und das sonnige Sommerwetter. Gerade letzteres habe ich tatsächlich unterschätzt. Kombiniert mit der knallhart ins bodenlos gesunkenen Kondition, hat mich diese Strecke tatsächlich ein wenig überrascht. Komme ich mit dieser Distanz ansonsten problemlos klar und erfreue mich auch sehr an der netten Landschaft, stand ich heute auf einmal da und habe überlegt, ob ich nicht einfach gepflegt umkippen könnte.

Das habe ich natürlich nicht getan. Soviel Contenance muss sein. Aber ich hatte auch einen spontanen Retter zur Hand:

Tja, was soll ich sagen? Außer: Lieber Friedrichstaler, der du sitzt in deinem Vorgarten, geheiligt werde deine Gastfreundschaft.

Der Anblick von mir als dahinschleichend Kaputtem, er kann nicht schön gewesen sein. Darauf spontan mit einem Glas und einer Flasche Wasser zu reagieren, das schafft nicht jeder. Aber es war genau richtig; sehr, sehr großartig; und meine Rettung in der Not. Der restliche Weg zum Baggersee, er war dann quasi ein Spaziergang.

Danke.

7 Antworten auf „Nachbarschaftshilfe. Oder: Retter in der Not!“

Diese Kombo heißt Tengo Daiko. Und ich erwähne das hier, weil sie offenbar zu den Stammgästen bei der Rostocker Marathon-Nacht gehören. Dabei laufen sie gar nicht mit. Stattdessen sorgen sie für Stimmung am Start der Halbmarathonstrecke. Und das ist sehr, sehr großartig so. Wie auch schon im letzten Jahr.

Hafenrundfahrt zum Start
Zu besagtem Halbmarathonstart kommt man bekanntermaßen mit dem Boot. Das ist ebenfalls sehr, sehr großartig. Auch wenn es die ersten Boote bereits auf dem Anreiseweg gibt:

Die Hafenrundfahrt zum Startpunkt liegt aber nicht draußen auf hoher See, sondern ordentlich im Stadtseehafen:

Doch bevor es an Board geht, möchte man sicher stellen, dass das Wetter auch mitspielt. Hier an der Küste weiß man ja nie. Da ist es gern aus allen Richtungen nass. Also auch von oben. Das muss doch aber nicht sein. Da würde nur das Laufröckchen nass. Wer möchte das schon? Also, Sonnenschein bitte:

Geht doch. So macht das Spaß. So gehen wir gern an Board. Und gucken auf Boote:

Zwischendurch gucken wir natürlich auch auf Bootsindustrieanlagen, das muss so:

Das ist chic. Wir fahren schließlich durch einen Hafen. In dem allerdings auch ein paar Scherzkekse herumschwimmen, bei denen ich kurz stutzig wurde, ob das hier ein kreativ verkappter Triathlon wird. Aber ich glaube, das mit dem Schwimmen ist da anders gemeint.

Es sind dann doch die anderen schwimmenden Gefährte, für die sich diese Überfahrt lohnt.

Das ist schon ganz schön hach.
Lernpause zwischendurch
An Land fängt einen die Realität dann jedoch wieder ein. Nicht, weil wir gleich loslaufen. Sondern vielmehr, weil es auf dem Weg zum Start noch etwas Kunst am Straßenrand gibt:

Vielmehr sieht es aus, wie schlichte Kunst. Aber natürlich verbirgt sich etwas dahinter. Wie das so ist: Kunst steht selten für sich allein. Irgendeinen Kontext gibt es immer. Und das Schild im Hintergrund lässt vermuten, dass es hier um Krummendorf geht. Das ist ein Teil von Rostock, der direkt in Hafennähe liegt und offenbar seit Jahrzehnten damit leben darf, dass er eben diesem weichen soll. So ist das mit dem Leben, der Industrie und der Romantik zwischen den beiden: Nicht immer leicht und nicht immer nur von einer Seite zu betrachten. Es gibt meist zumindest zwei und sehr oft sogar noch mehr als das. Ich finde das sehr interessant, so lernt man ganz en passant etwas von der Gegend kennen, auch wenn dieses hier, heute und an diesem Abend nicht im Mittelpunkt steht.
Unterwegs
Hier und heute geht es um das:

Es geht um die Getränke des Hauptsponsors und was wir Läufer daraus machen. Dabei muss ich glatt zugeben, dass so ein Getränkehersteller als Sponsor wirklich eine sehr nützliche Sache ist. Denn die Versorgungsstände waren reich gesät, gut bestückt und bestens platziert. Hier in Rostock schaffen sie es zum Beispiel auch dann noch, einen Versorgungsstand anzubieten, wenn viele andere es nicht mehr für notwendig halten: auf dem letzten Kilometer. Das ist der Punkt, an dem man gern noch einmal kurz auftankt, um halbwegs aufrecht ins Ziel zu kommen. Hier hat somit jemand mitgedacht, das ist top.
Deutlich vor dem letzten Kilometer kommt aber erst einmal der Start. Und unmittelbar vor dem Startschuss gibt es den üblichen Smalltalk beim Warten. Mit der Erinnerung an die ganz aktuelle Trainingspause wirken so manche Fragen der Mitläufer etwas ernüchternd:
»Wie schnell läufst du denn so? Am Rock kann man sich schließlich gut orientieren.«
»Momentan eher gar nicht, Knie und so.«
»Ach komm, als ob hier irgendjemand ohne Wehwechen wäre.«
Auch wieder wahr. Und ich muss sagen: Das Knie läuft super. Da schmerzt nichts. Nur im Nachgang wirkt es ein wenig erschöpft, aber auch das wird wieder. Ob ich jedoch einen brauchbaren Pacemaker abgebe, wage ich trotzdem zu bezweifeln. So habe ich zum einen den Freund vom Start unterwegs nicht wiedergetroffen und zum anderen hat sich im letzten Viertel dann doch das fehlende Training bemerkt gemacht. Die Sache mit der Kondition, sie war nicht mehr die beste.
Medaillensegen
Aber bis ins Ziel hat es gereicht, gar keine Frage. Es ist schließlich eine schöne Strecke. Wer möchte bei so einer schon am Wegesrand liegen bleiben? Na eben. Also: Ab ins Ziel. Medaille abholen. Und nach dem üblichen Post-Run-Cooldown zurück mit der Beute ins Basislager.
Dort hängen am Spiegel im Bad glatt schon zwei andere Medaillen, zu denen sich die offizielle gesellt:

Die Kinder waren so frei und haben da mal etwas gebastelt. Das mit den Platzierungen nehme ich dabei als Kompliment. Sie wissen nämlich durchaus sehr genau, dass die Sache mit dem ersten Platz nicht unbedingt die meine ist. Aber egal. Wenn sie nur einen kennen, der mitläuft, gewinnt dieser auch. Das gilt sogar beim Papa. Immerhin. Dass hingegen eine der dort hängenden Stücke aussieht wie nur eine halbe Medaille ist vollkommene Absicht. Sie stammt vom Sohn.
Und: »Du bist ja schließlich auch nur den Halben gelaufen«, sagt er am nächsten Morgen ganz lapidar. Ich fühle mich so verstanden.
Aber immerhin die Tochter glaubt noch ganz an mich.

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